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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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sie? Du kannst mich Rosa nennen, wenn du dich dabei besser fühlst.«
    Ich schüttelte ungestüm den Kopf. »Ich möchte mich vergewissern, dass es ihr gut geht, und ich möchte wieder mit ihr reden.«
    Jasmin gab keine Antwort. Entweder hatte ich einen Nerv getroffen, oder sie fragte sich, ob meine Obsession sich möglicherweise zu aktiver Gewalt steigern könnte. Ich erhoffte mir das Erstere, denn als ich ihre Hand berührte, fing ich einen kurzen Eindruck von Rosas Gesicht an der Oberfläche ihres Bewusstseins auf. Zumindest kannte sie das Mädchen, und vielleicht, wenn mir das Glück endlich einmal hold wäre, machte sie sich bereits Sorgen wegen ihr.
    Aber ihre erste Reaktion war nicht gerade erfolgversprechend. »Rosa geht es gut«, sagte sie. Ihre Stimme hatte sich verändert und klang jetzt eher monoton. Sie nahm die Hand von meinem Knie.
    »Woher weißt du das?«
    Pause. »Weil ich sie gestern gesehen habe. Ihr geht es gut.«
    »Wann gestern?«
    Wut blitzte in ihren Augen. »Hör mal, wenn du beim Sozialdienst bist oder so, kannst du mich am Arsch lecken!«
    »Ich habe nur für Missionarsstellung bezahlt, weißt du noch? Ich komme nicht vom Sozialdienst, und ich bin kein Cop, aber wahrscheinlich hast du für die Polizei ein besonders empfindliches Radar. Ich muss wirklich nur mit ihr reden, und ich mache mir aufrichtig Sorgen um sie. Wenn du mir erklärst, ihr gehe es gut, dann ist das prima. Aber wann hast du sie gesehen?«
    Mich dem Unausweichlichen beugend, holte ich meine zunehmend schwindsüchtige Geldrolle hervor und pellte einen weiteren Zwanziger für sie herunter. Sie machte keine Anstalten, danach zu greifen. Sie sah mich nur ernst an, aber nicht aggressiv. Es war eher ein An- und Entspannen ihrer Gesichtsmuskeln, als gäbe sie ein Rollenspiel auf und setzte die Maske ab. Das Glück blieb mir treu. Es sah aus, als hätte ich richtig geraten, und Jasmin machte sich selbst auch Sorgen um Rosa. Zumindest war das der einzige Grund, den ich mir denken konnte, weshalb sie nicht nach dem Rausschmeißer rief oder den zusätzlichen Zwanziger einsteckte.
    Noch musste sie sich aber darüber klar werden, wie weit sie mir trauen konnte, und ich konnte erkennen, dass ich sie fast soweit hatte. »Am Nachmittag«, sagte sie. »gegen vierzehn Uhr. Sie kam spät, und Patty sprach mit ihr. Dann kam Scrub …« – sie stockte kurz bei dem Namen, und ich sah, dass sie nicht viel für ihn übrig hatte – »… also, Scrub kam und nahm sie mit zu Mister Damjohn.«
    Eine Pause entstand, die sich hinzog.
    »Was dann?«, drängte ich.
    Jasmin sah unglücklich aus. »Danach kam sie nicht wieder zurück.«
    »Weißt du, warum Scrub sie mitgenommen hat?«
    Jasmin verdrehte die Augen, dann schüttelte sie den Kopf. Woher sollte sie das wissen? Warum sollte sie es herausfinden? Dies war kein Ort, an dem man zu viele Fragen stellte. Aber genau das war es, was ich weiterhin tun musste.
    »Geschieht das oft?«, fragte ich. »Dass Scrub ein Mädchen holt und es zu einem Gespräch zum Boss mitnimmt? Stellt Damjohn euch vierteljährlich ein Zeugnis aus oder so was?«
    Kopfschütteln. »Wenn er mit uns sprechen muss, dann tut er es hier. Aber meist überlässt er es Patty, die Mädchen auszusuchen. Er kümmert sich unten um das Geschäft.«
    »Nun, hat Scrub irgendetwas darüber verlauten lassen, weshalb Damjohn mit Rosa sprechen musste?«
    Von Jasmin kam keine Antwort, deshalb wartete ich ab. Manchmal funktionierte Warten um einiges besser als Nachfragen.
    »Er meinte, man habe es ihr schon einmal gesagt. Er habe sie gewarnt. Das war alles. Er sagte nicht, wovor. Dann antwortete sie, sie sei nur draußen gewesen, um einen Spaziergang zu machen. Sie habe sich mit niemandem getroffen, sie habe sich nur die Füße vertreten wollen.«
    Es war mehr als klar, dass man Rosa davor gewarnt hatte, mich zu verfolgen. Aber sie hatte es dennoch getan. Nicht um mit mir zu sprechen, sondern um mich mit einem Messer anzugreifen, das sie sich für diesen Zweck ausgeliehen hatte. »Sie haben es mit ihr getan. Sie haben es schon wieder mit ihr getan.«
    »Sind sie mit einem Wagen weggefahren?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Einem BMW?«
    »Das habe ich nicht gesehen. Aber ich hörte, wie er losfuhr.«
    »Hast du eine Ahnung, wo Damjohn wohnt?«
    Jasmin lachte freudlos. »Weit weg von hier, wette ich. Nein. Niemand weiß, wo er wohnt. Hier ist der einzige Ort, wo wir ihn immer sehen.«
    »Nimmt er nie Mädchen für ein paar unbezahlte Überstunden mit zu

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