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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Selbst aus dieser Entfernung war zu erkennen, das Scrub ärgerlich war und McClennan sich verteidigte. Der Hüne stocherte dem kleineren Mann mit seinem dicklichen, kurzen Zeigefinger in der Brust herum, und sein Gesicht arbeitete lebhaft, während er Gabe beschimpfte, weil er mich verloren hatte. Gabe hob unterwürfig die Arme, versuchte, sich zu rechtfertigen, und kriegte wieder den Finger vor die Brust. Es folgte ein weiteres Pantomimenspiel deutender Finger und besorgter, suchender Blicke, davon auch mehrere zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Schließlich trennten sie sich, indem McClennan die Bishopsgate hinunterging, während Scrub den Nachhauseweg antrat.
    Ich gab ihnen dreißig Sekunden, um sich zu entfernen, dann folgte ich McClennan. Es war keine schwere Entscheidung. Er würde meinen Schädel nicht zu einem Haufen Trümmer zerquetschen, falls er sich umdrehte und mich entdeckte.
    Ich sah ihn fast sofort, weil er in der Hoffnung, meine Spur wieder aufnehmen zu können, immer noch gehetzt nach links und rechts schaute. Für den Fall, dass er sich auch einmal umdrehte, blieb ich ein wenig zurück und achtete darauf, dass sich zwischen uns stets ein paar Leute befanden. Sein weißes Haar war wie ein Leuchtfeuer, daher war es unwahrscheinlich, dass ich ihn verlor.
    Er ging durch die gesamte Bishopsgate. Immer wieder bog er in eine der Seitenstraßen ab, kam jedoch sofort wieder zurück auf die Hauptstraße, wenn er mich nicht entdeckte, und setzte den Weg nach Süden in Richtung Houndsditch fort. Dort angekommen, winkte er einem Taxi und fuhr in Richtung Themse davon.
    Ich stieß einen Fluch aus und rannte hinter ihm her, weil kein weiteres Taxi in Sicht war. An der Cornhill hatte ich Glück, als eins direkt vor mir in die Gracechurch Street einbog und sofort auf mein hektisches Winken reagierte und stoppte. »Folgen Sie dem Typen vor uns«, keuchte ich atemlos.
    »Wunderbar«, frohlockte der Taxifahrer. Er war ein molliger Asiate mit dem breitesten Cockney-Akzent, den ich je gehört hatte. »Ich hab’ mir immer gewünscht, dass das mal jemand zu mir sagt. Überlassen Sie alles mir, Meister, Sie kriegen, was Sie wollen.«
    Er hielt Wort. Als wir nach rechts auf die Upper Thames Street abbogen und er sich in den dichten Verkehrsstrom auf dem Embankment einfädelte, täuschte er mit dem Blinker die anderen Verkehrsteilnehmer und schlängelte sich von Fahrspur zu Fahrspur, um in Sichtweite von McClennans Taxi zu bleiben. Dabei handelte er sich wildes Gehupe und schließlich auch ein »Fahr geradeaus, du verdammtes Arschloch!« ein, aber ich konnte Gabes Hinterkopf und Heckfenster sehen, und er drehte sich nicht um.
    Wir folgten dem Fluss durch Westminster und Pimlico, und ich fing an mich zu fragen, wohin zum Teufel wir unterwegs waren. Ich war Gabe nur aus einer Laune heraus gefolgt und hatte gehofft, er werde mich zu Rosa führen – eine ganze Kette hoffnungsvoller Vermutungen, angefangen mit der, dass Damjohn Rosa aus dem Verkehr gezogen hatte. Wenn sie aus eigenem Antrieb abgehauen war, dann vergeudete ich meine Zeit.
    Diese Schlussfolgerung erschien immer wahrscheinlicher, während McClennans Taxi an der Quake Street scharf nach rechts abbog und sich der Kings Road näherte. Es hätte die Plausibilität bis über den Punkt des Zerreißens hinaus gedehnt, anzunehmen, dass Damjohn in dieser Gegend einen Betrieb aufgemacht hatte. So wie ich es bisher verstanden hatte, war das Bordellgeschäft von Kensington und Chelsea fest in der Hand ganz bestimmter Leute. Jeder East Ender, der versuchte, sich hineinzudrängen, musste damit rechnen, ein wenig aufgeschlitzt zu werden.
    Gabe verließ das Schiff schließlich kurz vor Sands End, bezahlte sein Taxi und setzte den Weg zu Fuß fort. Ich folgte seinem Beispiel.
    »War das für Sie gut genug?«, fragte mein Taxler verdientermaßen selbstgefällig.
    »Sie könnten glatt ein Buch drüber schreiben, Kumpel«, sagte ich und belohnte ihn mit einem zusätzlichen Fünfer. Dann war ich wieder hinter Gabe her, ehe er zu großen Vorsprung gewann.
    Er ging nicht weit. Bereits an der nächsten Straßenecke – Lots Road – blieb er unter einem Kneipenschild stehen, das ein Pferd beim Sprung über einen Bach zeigte, holte sein Mobiltelefon heraus und führte ein eindringliches Gespräch mit jemandem. Er schaute zu dem Schild hoch, sagte etwas ins Handy und nickte. Dann steckte er das Telefon ein und betrat den Pub – das Runagate .
    Ich fragte mich, ob ich

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