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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Versuchs, Sie zu bestechen. Ich wünschte aufrichtig, Sie hätten das Angebot angenommen.«
    »Lecken Sie mich am Arsch«, antwortete ich. »Sie haben versucht, mich zu verführen, weil Sie das am liebsten tun. Jetzt sind Sie etwa zehn Minuten von einem Tänzchen mit der Sittenpolizei entfernt, daher sollten wir lieber schnell einen Handel abschließen. Sie vergessen die Blofeld-Nummer, und ich bitte Sie nicht um einen Martini.« Ich ärgerte mich, wie zittrig meine Stimme klang. Der Schlag auf den Kopf hatte mich einiges an Kampfgeist gekostet. Ich musste auf Zeit spielen. Zwei Wochen würden reichen, solange ich reichlicher Bettruhe frönen könnte.
    Trotz des äußeren Anscheins hatte Damjohn nicht vor, sich auf ein längeres Schwätzchen einzulassen. Er wandte sich halb zur Seite und sah über die Schulter zu McClennan. »Worauf warten Sie?«, fragte er gemütlich. »Auf eine Gehaltserhöhung?«
    McClennan nahm sofort Haltung an wie ein West-Point-Absolvent. Er kam um die Couch herum und blieb vor mir stehen.
    »Sie wollten den Wink einfach nicht verstehen, oder?«, fragte er und funkelte mich wütend an. Er öffnete meinen Mantel und riss dabei zwei Knöpfe ab, dann tat er das Gleiche mit meinem Oberhemd. Es bereitete ihm scheinbar Vergnügen. Ich fragte mich für einen kurzen, beunruhigenden Moment, ob ich die Situation falsch deutete – ob er mich vergewaltigen würde, ehe man mich tötete. Aber dann reichte Wieselgesicht Gabe ein Tablett voller Gegenstände, die ich vage erkannte, und mein Kollege machte sich ans Werk.
    Da waren ein Gefäß mit Henna, ein zweites, das zur Hälfte mit Wasser gefüllt war, und zwei Pinsel, einer breit, einer schmal. Gabe tauchte den breiteren Pinsel ins Wasser, dann in den Hennatopf und malte einen großen, triefenden Kreis auf meine Brust. Ich atmete reflexartig zischend ein. Das Wasser war eisig. Ich begann zu ahnen, was geschehen würde, aber wenn ich zu intensiv darüber nachdachte, würde ich von Angst überwältigt und wäre so gut wie tot. Da mir kein besserer Gedanke kam, spielte ich weiter die wenigen Karten aus, die ich noch auf der Hand hatte.
    Ich sah hinüber zu Rosa – in der Annahme, dass sie es wirklich war, die dort verschnürt wie ein Postpaket auf ihrem Stuhl thronte. Das ängstliche Heben und Senken ihrer Brust war auf jeden Fall ein vielversprechendes Zeichen.
    »Sie sollten Schluss machen, so lange Sie noch alles unter Kontrolle haben«, riet ich Damjohn und bemühte mich um eine deutliche Aussprache, was mir nicht ganz leichtfiel. »Wenn Sie sie laufen lassen, erwartet Sie höchstens eine Anklage wegen Beihilfe zum Mord und Freiheitsberaubung. Wenn Sie sie umlegen, erwartet Sie ›lebenslänglich‹. Aber nicht hier. Sie schicken Sie zurück nach Zagreb. Haben Sie Lust auf zwanzig Jahre in einer kroatischen Haftanstalt? Ich denke, statt einer vorzeitigen Freilassung dürften Sie Bekanntschaft mit dem spitzen Ende eines Eispickels machen.«
    Damjohn grinste nur, als hätte ich einen schlechten Witz gemacht, über den er aus Wohlerzogenheit hinwegzugehen gedachte.
    »Ich werde Rosa nicht ermorden«, versicherte er mir. »Jedenfalls nicht, so lange sie noch einen veräußerbaren Wert darstellt. Irgendwann, wenn Drogen, Krankheit und verärgerte Kunden sie nicht zuerst aus dem Verkehr ziehen, wird es nötig sein, mit ihr Schluss zu machen. Einstweilen jedoch ist sie wertvoll. Sie ist jung, sie ist gesund, und sie verdient sich ihr Logis. Tatsächlich mag ich sie. Machen Sie sich wegen Rosa keine Sorgen!«
    »Warum haben Sie sie dann gefesselt?«, fragte ich. Es kam mir vor wie eine einleuchtende Frage, aber Damjohn wischte sie mit einer raschen Geste weg.
    »Ich musste sichergehen, dass sie nicht mit Ihnen redet. Auf die Schnelle habe ich dafür gesorgt, indem ich sie hier festhielt. Aber es sollte nur eine temporäre Maßnahme sein. Sie hätten den Geist im Archiv exorzieren und Ihren Lohn einstecken sollen. Oder im Gegenzug mein unsinnig generöses Angebot annehmen sollen. An dem, was jetzt geschieht, tragen Sie allein die Schuld.«
    »Lassen Sie mich sehen, ob es ihr wirklich gut geht«, sagte ich wie jemand, der immer noch eine starke Verhandlungsposition hatte.
    Damjohn legte den Kopf leicht schief und musterte mich entweder ein wenig verwirrt über die Bitte oder verärgert, weil ich es gewagt hatte, etwas von ihm zu fordern. Ganz gleich, was ihm durch den Kopf ging, am Ende gab er Arnold ein Zeichen, der daraufhin zu Rosa hinüberging und den

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