Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
Vom Netzwerk:
Wirklichkeit ein Einstellungsgespräch, und das hofft auch Alice, weil sie dann auf Peeles Posten vorrückt.«
    »Ich glaube nicht, dass es so einfach ist«, sagte Jon.
    »Ich schon«, antwortete Rich trübsinnig. »Von meiner Warte aus sah es immer schon eindeutig so aus …«
    Cheryl kam mit den Getränken, und Rich brach ziemlich abrupt ab, um ihr zu helfen, die Gläser von dem Tablett, das sie trug, auf den Tisch zu stellen.
    »Sie denken also, Sie hätten sie im Visier?«, fragte er, während er sein Becks nahm.
    »Alice?«
    »Den Geist.«
    Cheryl gab mir geschickt mein Glas, ohne einen Tropfen zu verschütten.
    »Noch nicht, nein. Ich arbeite daran. Es sollte nicht allzu lange dauern.«
    »Rich kann es nicht schnell genug gehen«, sagte Cheryl. »Er hasst meine Sylvie.«
    Rich schüttelte energisch den Kopf. »Nein, immer langsam. Ich hasse sie nicht. Ich will nur, dass sie in die ewigen Jagdgründe eingeht. Am besten mit Volldampf und Flammenschweif.«
    Cheryl lachte und versetzte ihm einen Ellbogenstoß, als sie sich neben ihn setzte.
    »Bastard«, sagte sie.
    Wir prosteten ihr mit Bier und Wodka zu, und sie antwortete mit einer angedeuteten feierlichen Verneigung. »Danke, danke«, sagte sie, »und nächstes Jahr in Jerusalem. Oder zumindest an einem anderen Ort als hier.«
    Anstoßen, anstoßen, trinken. Cheryl wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und rülpste unverdrossen. Aus irgendeinem Grund fand ich sie bezaubernd.
    »Ist das ihr erster Geist?«, fragte ich und lenkte das Gespräch von der heiklen Frage, wie weit ich mit meiner Aufgabe gediehen war, und, um ehrlich zu sein, von der scheinbar noch heikleren Frage nach Alice’ Nachfolgerecht weg. Tiler und Rich nickten, aber Cheryl wedelte verneinend mit der Hand, nachdem sie einen weiteren Schluck getrunken hatte.
    »Nein«, sagte sie, als sie geschluckt hatte. »Meiner nicht. Ich hatte schon zwei, und einer war ein Typ, mit dem ich mal ausgegangen bin.«
    »Du bist ausgegangen mit einem …?«, wiederholte Tiler konsterniert.
    »Als er noch lebte, meine ich. Der Geist meines Exfreundes suchte mich heim. Ist das krank oder was? Danny Payton hieß er. Er war nett. Goldblondes Haar, und er trainierte und hatte solche Bizepse …« Sie deutete es anschaulich mit den Händen an.
    »Aber er war bisexuell, was er mir nie erzählte, und hatte nebenbei noch etwas mit einem Kerl, und dieser Kerl hatte einen anderen Kerl, der Danny verprügelte und in die Themse warf. Nur dass er den Fluss nicht traf. Ich meine, er warf Danny von der Waterloo Bridge, aber ganz nah am Rand, und Danny landete am Ufer in etwa fünf Zentimetern Wasser. Er brach sich das Genick.« Cheryl erwärmte sich mehr und mehr für ihre Geschichte und genoss sichtlich unsere erstarrte Aufmerksamkeit.
    »Jedenfalls ging ich zur Beerdigung und habe schrecklich geweint. Aber fast die ganze Zeit dachte ich: ›Du mieser Wichser, du hättest dein Ding in der Hose lassen sollen, wenn du nicht mit mir zusammen warst.‹ Alles rächt sich irgendwann.«
    »Cheryl, das ist grässlich«, protestierte Tiler und krümmte sich. »Du kannst doch nicht zu einem Begräbnis gehen und so etwas denken!«
    »Warum nicht?«, fragte Cheryl Rich und mich mit ausgebreiteten Armen. »Man kann seine Gedanken nicht zwingen, Schwarz zu tragen. So bin ich eben, klar? Ich vermisste ihn, ja, und es tat mir leid, dass er tot war. Aber er war tot, weil er es einem anderen Kerl besorgt hatte, also konnte ich nicht anders, als mich deswegen ein wenig angepisst zu fühlen. Auch dafür sind Begräbnisse da, finde ich. Man wird es los. Man schließt die Angelegenheit ab, versteht ihr? Nur stellte sich heraus, dass das auf Danny nicht zutraf.« Sie machte eine dramatische Pause und sah uns mit großen Augen an. »Ich kam heim, und er war in meinem verdammten Schlafzimmer. Kein Kratzer an ihm! Ich schrie wie am Spieß, und meine Mutter und mein Stiefvater kamen angerannt, und dann gingen sie durch die Decke. Mutter machte sich in die Hose, weil es ein Geist war, und Paulus, mein Stiefvater – Ehemann Nummer zwei, Felix, klar? – drehte durch, weil es der Geist eines Weißen war. Er nannte mich Hure und Schlampe, und Danny streckte die Arme nach mir aus, als wollte er mich umarmen, deshalb versuchte Paulus, ihn zu schlagen, und schmetterte stattdessen seine Hand durchs Fenster.«
    Cheryl lachte bei der Erinnerung, und ich lachte mit. Es war eine dunkle Szene, aber sie verwandelte sie in eine amüsante, weil ihre Stimme sie

Weitere Kostenlose Bücher