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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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und rannte schon – genau auf mich zu. Schusswaffen knallten, doch die Wärter hatten zu tief auf den Boden gezielt. Ich sah das Zittern und Flattern des Laubs deutlich, als die meisten Pfeile harmlos in die Hecke einschlugen.
    Die Bestie war ein Albtraum. Selbst jetzt, als sie sich im Tageslicht bewegte, konnte ich nicht erkennen, welches Tier sie vorher gewesen war. Der Geist in ihr hatte Torso und Gliedmaßen aufgebläht und den Schädel mit dem klaffenden Maul in eine von Fangzähnen starrende, mythische Obszönität verwandelt. Natürlich half es nicht, dass ich sie von vorn sah. Zähne füllten den größten Teil meines Blickfelds.
    Gittings stand jetzt, und seine Finger erzeugten auf der Einhandtrommel ein gellendes, schnelles Knattern wie Maschinengewehrfeuer. Das Biest wurde nicht langsamer, und es kam so schnell, dass es innerhalb von Sekunden bei mir sein musste. Ich hatte zwei Möglichkeiten: davonrennen und von hinten niedergestreckt werden oder meine Position halten und mir eine zerfetzte Kehle einhandeln.
    Ich entschied mich für Option C. Da das Ding hüpfen konnte wie ein Floh, würde es wahrscheinlich genau das tun. Als sich sein Oberkörper zum Boden senkte und zum Sprung spannte, ließ ich mich fallen und rollte mich vorwärts. Sein Schwung trug es über mich hinweg, während ich meine Rolle auf dem Rücken beendete und einen Glückstritt anbringen konnte, der sein Hinterbein traf und seine Landung völlig vermasselte.
    Viel nutzte das nicht. Gut, ich kam hoch und rannte, ehe es seine Beine wieder richtig sortieren und sich umdrehen konnte, aber das Mistding kam in drei Sekunden von null auf hundert. Ich schaffte so etwas nur noch mit dreiwöchiger Ankündigung und wenn man mich netterweise anschob. Das Gewicht des Dings erwischte mich im Rücken, und es riss mir die Füße weg. Ich stürzte schwer, und mein Gesicht knallte auf den Rasen. Fauler Feuerodem hüllte mich ein, und ich duckte und bedeckte mich gerade noch rechtzeitig, um zu hören, wie massige Kiefer einen Zentimeter von meinem Ohr entfernt aufeinanderschlugen.
    Aber nur ein einziges Mal, wie ich zum Glück feststellen konnte. Es knallte fünfmal so dicht hintereinander, dass man es für einen einzigen Knall hätte halten können, und das Ding brach auf mir zusammen. Einen Augenblick später zogen mich die Wärter unter der stinkigen, schlummernden Masse des Loup-Garou hervor.
    Gott, aus der Nähe betrachtet war er noch schlimmer! Die Grundform war die eines Hundes, aber die Klauen waren gekrümmt wie Sichelklingen, und an den Ellbogen und Hinterläufen befanden sich zusätzliche Knochensporne. Ein scheckiges Fell wie das einer Hyäne bedeckte seine muskelbepackten Schultern, aber das Hinterteil war kahl und mit Aussatz bedeckt. Es musste an die hundertfünfundzwanzig Kilo wiegen.
    »Alte Seele«, sagte Savage mit einem Anflug von Ehrerbietung. Er meinte, dies sei ein Geist, der schon viel herumgekommen war und sich ein paar nette Tricks angeeignet hatte, was die Umformung seines Gastfleisches betraf. Selbst jetzt war unmöglich zu erkennen, welche Hunderasse diesem Monster zugrunde lag.
    »Haben Sie einen Zwinger, in den sie das Ding sperren können?«, fragte ich.
    Er sah mich an und schüttelte den Kopf. »Wir können es nicht behalten. Sein Gestank würde die anderen Tiere verrückt machen. Nein, das geht zu Professor Mulbridge unten in London – und ab damit!«
    Gittings kam schnaufend herbei. »Tut mir leid, Fix«, sagte er. »Ich dachte, so würde es besser klappen.«
    Ich schickte ihm einen hochoktanigen Blick. »Was heißt hier ›so‹?«, wollte ich wissen. »Du sitzt auf deinen Händen, und mich kostet es den Kopf?«
    »Nein. Ich wollte, dass du ihn ablenkst, und dachte, ich könnte derweil einen vollständigen Exorzismus vornehmen. Deshalb bin ich so nah ran. Wenn man den Geist aus dem Fleisch entfernt, hat man es nur noch mit dem Tier zu tun. Damit kommt man viel besser klar.«
    Ich stach ihm den Finger in die Brust. »Ändere nie den Plan während des Einsatzes, wenn ich in der Schusslinie stehe! Such dir das nächste Mal ein anderes Stück Köderfleisch, ja?«
    Er war reumütig. »Tut mir leid. Du hast recht. Ich hielt es nur für eine gute Idee.«
    Ich beruhigte mich. Es war eine falsche Entscheidung gewesen, aber es war nicht Gittings, der an meinen Nerven zerrte, und mich an ihm abzureagieren sorgte nicht dafür, dass ich mich besser fühlte.
    »Verschwinden wir«, sagte ich.
    »Das Frühstück geht auf mich«,

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