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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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sagte John gedankenlos. Aber mein aufgewühlter Magen ließ mich keinen Bissen hinunterbringen, daher war es eine wirklich billige Runde, die er spendierte.
    *
    Während der Rückfahrt nach London dachte ich über die verschiedenen Wenden nach, die die vergangene Nacht gebracht hatte. Ich fragte mich, weshalb zum Teufel ich draußen im tiefsten Bedfordshire die überzeugende Imitation eines Lebendköders ablieferte, anstatt im Bonnington die gesichtslose Dame in ihr Grab zurückzuflöten.
    Die einzige Antwort, die mir dazu einfiel, war, dass ich noch immer unzufrieden war.
    Pen brauchte das Auto, daher brachte ich es zurück. Als ich die Turnpike Lane entlangmarschierte, rief ich Peele an, um ihm zu sagen, dass ich einige Dinge zu erledigen hätte, die mich den größten Teil des Tages auf Trab halten würden, sodass ich nicht ins Archiv käme.
    »Sie meinen das, was vom Tag noch übrig ist«, korrigierte er spitz. »Es ist beinahe Mittag.«
    Die Zeit verflog, wenn man seinem Vergnügen nachging. »Ich hatte anderes zu tun«, wiederholte ich.
    »Anderes?« Er war angemessen empört. »Sie meinen, Sie nehmen weitere Aufträge an, ehe Sie hier fertig sind?«
    »Nein, ich war im Zoo.«
    »Sehr komisch, Mister Castor. Können Sie mir ehrlicherweise sagen, dass das, was Sie heute tun, in irgendeiner Verbindung zu uns steht? Zu unserem Fall hier?«
    »Ja«, sagte ich, was ja auch zutraf. »Sehr viel fällt in die Kategorie Beschaffung weiterer Hintergrundinformationen. Ich arbeite an dem Fall, und ich habe das Gefühl, als käme ich wirklich voran.« Nun dehnte ich die Wahrheit bis zum Äußersten. »Aber wenn ich mich einer militärischen Formulierung bedienen darf, wenn man zu schnell vorrückt, kommt es manchmal vor, dass man seine Flanken entblößt. Ich wollte nur sichergehen, dass ich nichts übersehen habe.«
    Er gab sich mürrisch geschlagen und deutete an, er wolle ein Gespräch über eine Begebenheit im Arbeitsraum am Tag vorher führen. Ich erklärte, ich stünde ihm später oder gleich am nächsten Morgen zur Verfügung. Dann, ehe er auflegen konnte, erwischte ich ihn noch mit einem fiesen Nachklapp, den ich mir die ganze Zeit aufgespart hatte.
    »Eine Sache noch, ehe Sie Schluss machen, Mr Peele«, sagte ich wie Inspektor Columbos Assistent. »Warum haben Sie mir nicht erzählt, dass ich erst der Zweite auf Ihrer Liste war?«
    »Bitte?« Peele klang verblüfft und tief gekränkt – als hätte ich ihn ehelicher Untreue bezichtigt.
    Ich formulierte neu. »Warum haben Sie mir nicht erzählt, dass sie schon einen anderen Exorzisten engagiert hatten? Gabriel McClennan war im Bonnington und ist Ihrem Geist begegnet. Ich will wissen, ob ich die Arbeit eines anderen fortführe oder ob ich ganz von vorn anfange.«
    Längeres Schweigen setzte ein. »Ich verstehe nicht«, sagte Peele schließlich. »Wer hat Ihnen das erzählt? Niemand anders war im Archiv. Ich kam zuerst zu Ihnen.«
    Er klang ehrlich, aber ich konnte es nicht dabei belassen. Ich wusste, was ich gesehen hatte, als der Geist Bilder in meinen Kopf sendete. »Sie kamen zuerst zu mir. Gut. Warum? Sie sagten, es sei eine persönliche Empfehlung gewesen. Von wem?« Ich hätte ihn früher fragen sollen. Ich konnte nichts anderes als mein Ego zur Verteidigung anführen, denn diese Frage lag eigentlich auf der Hand.
    »Das hatte ich gesagt«, gab Peele zu und klang jetzt sauer. »Ich fürchte, das war etwas übertrieben. Was ich meinte, war, dass ich selbst gesucht hatte – und Sie aufgrund meiner eigenen Bemühungen anstatt …«
    »Sie haben eine meiner Anzeigen gesehen«, unterbrach ich ihn.
    »Ja.« Widerstrebend mit einem leicht griesgrämigen Unterton. Die Stimme eines ehrlichen Menschen, der bei einer unschädlichen Lüge ertappt wird. »Ich glaube, sie befand sich im Anzeigenteil der Hendon Times …«
    Meine Annonce hatte in der Wembley Times gestanden, aber alle Gratisblätter Nord-Londons waren gleich, nur mit unterschiedlichem Kopf. Nach dem, was mit Rafi geschehen war, hatte ich jedoch das Anzeigenabo nicht mehr erneuert. Die Annonce war seit über einem Jahr dort nicht mehr zu finden.
    Junggesellenwohnung. Stapel von Zeitungen in einer Küchenecke oder einem Flurschrank, die immer höher wuchsen.
    »Es war eine alte Ausgabe, richtig?«
    »Möglich. Ich hatte mehrere Ausgaben durchgeblättert, aber mehr oder weniger aufs Geratewohl.«
    Es ergab Sinn, aber ich war noch immer misstrauisch.
    »Mein Büro ist in Harlesden. Der andere, Gabriel McClennan,

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