Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
Vom Netzwerk:
Menge Unternehmen und Konzerne gehören dazu, mit jeweils eigenen Direktoren und Wirtschaftsplänen, und dann sind da noch zahlreiche Investoren mit ihren eigenen Interessen …«
    Nicky reagierte empört. »Oh, verdammt noch mal, Fix! Natürlich ist es eine Kennziffer. Ich behaupte nicht, dass Satan einfach winken und den Aktienindex steigen oder sinken lassen kann. Natürlich bedient er sich menschlicher Vertreter. Deshalb variieren die Verzögerungszeiten. Wenn es ein perfektes, reibungsloses System wäre, würde es augenblicklich reagieren, oder? Im Grunde bestätigst du meine Überlegungen.«
    »Ich hatte es nicht so weit durchdacht«, sagte ich zögernd. Ich setzte mich auf den Tisch, auf dem der Laserdrucker stand. Es war ein schweres, altmodisches Ding, und ich musste meinen Hintern vorsichtig auf etwa drei Zentimetern unterbringen. »Nicky, ich dachte, du könntest mir vielleicht bei einem Fall helfen.«
    »Wobei?« Er wurde direkt misstrauisch. Er wusste, dass ich nicht nur zu ihm kam, um an Wein zu schnuppern und die neuesten Gerüchte auszutauschen, aber er hasste es, dass unsere Beziehung auf gegenseitigem Nutzen beruhte. Wie alle Verschwörungsfanatiker war er ein verkappter Romantiker.
    »Bei einem Auftrag, an dem ich arbeite.«
    »Was für einem Auftrag?«
    »Das Übliche.«
    Demonstrativ ergriff Nicky die Weinflasche und prüfte das Etikett. Es war ein ’97er und ganz gewiss nicht billig.
    »Ich dachte, du hättest den Geisterkram an den Nagel gehängt«, meinte er.
    »Ich bin wieder da.«
    »Offensichtlich.« Der Wein hatte ihn besänftigt, aber nur bis zu einem gewissen Grad. »Ich brauche noch zwei davon«, sagte er, »und du hast irgendeinen Typen an der Portobello Road erwähnt, der Al Bowlly und Jimmy Reese zusammen auf einer alten Berliner Schellackplatte hat?«
    Ich wand mich. »Ja, das habe ich gesagt, Nicky, aber ich sitze nicht in der Regierung, und Satan treibt meine Aktien noch nicht in die Höhe. Den Wein oder die Platte – nicht beides.«
    Nicky zierte sich. »Erzähl mir, was du suchst«, sagte er.
    »Eine junge Frau. Anfang zwanzig wahrscheinlich. Dunkles Haar. Eventuell Russin oder Osteuropäerin. Aus dem Gebiet um die Euston Station. Mord oder Unfall, eines von beidem, aber brutal und plötzlich.«
    »Zeitrahmen?«
    »Keine Ahnung. Sommer eventuell. Juli oder August.«
    Er schnaubte. »Glückwunsch! Das ist höchstwahrscheinlich die knappste Beschreibung, die du mir je geliefert hast. Gib mir noch was. Augenfarbe? Hautfarbe? Besondere Kennzeichen?«
    Ich dachte an den verschwommenen roten Schleier, den der Geist anstelle eines Gesichts gehabt hatte. »Das ist alles, was ich weiß«, sagte ich und fügte dann mehr zu mir selbst als zu ihm hinzu: »Eventuell … eventuell hat jemand ihr Gesicht auf irgendeine Weise verletzt.«
    »Die Platte.«
    »Was?«
    »Ich will die Berliner Platte. Aber sie sollte verdammt noch mal echt sein, und es sollte verdammt noch mal Al Bowlly darauf sein und nicht Keppard mit einer Al-Bowlly-Imitation. Ich erkenne das sofort.«
    »Sie ist echt«, versicherte ich. Für mich waren es nur Namen. Ich zog guten, alten einheimischen Punk und ungeschliffenen Country aus den Neunzigern vor. Ich kannte mich mit Jazz gerade gut genug aus, um zu wissen, was ich suchen musste, wenn ich ein Bestechungsgeschenk brauchte.
    »Weißt du, was dein Laster ist, Fix?«, fragte Nicky und gab bereits einige Begriffe in die Meta-Suchmaschine ein, die sich in Schwarz und Grau auf dem Bildschirm präsentierte. »Der besondere Grund, aus dem du zur Hölle fahren wirst?«
    »Selbstbefleckung?«, riet ich kühn.
    »Gotteslästerung. Die letzten Tage werden kommen, und Er schreibt es in den Himmel und auf die Erde. Die Auferstehung der Toten ist ein Zeichen – ich bin ein Zeichen, aber du willst es nicht begreifen. Du willst noch nicht mal akzeptieren, dass hinter allem ein Sinn steckt. Ein Plan. Du behandelst die Offenbarung des Johannes, als wäre sie ein Album mit Fahndungsfotos. Deshalb wird Gott sein Angesicht von dir abwenden. Deshalb wirst du am Ende brennen.«
    »Richtig, Nicky«, sagte ich, während ich mich entfernte. »Ich brenne, und du wirst braun, denn so steht es geschrieben. Ruf mich an, wenn du etwas gefunden hast!«
    Ich war wohl in einer ziemlich düsteren Stimmung, als ich durch die Hue Street ging. Etwas in Nickys Geschwätz hatte eine Erinnerung wachgerufen – an Asmodeus, der mir erklärte, dass ich den Anschluss verpassen würde, weil ich die falschen

Weitere Kostenlose Bücher