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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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begegnet.«
    Ich nickte widerstrebend, aber ich war mit dieser Erklärung nicht glücklich. »Ja«, gab ich zu, »das bin ich. Aber eines weiß ich über
loup-garous
, nämlich dass sie einen ganz bestimmten Grund haben, weshalb sie sich immer ein Tier als Wirt suchen. Menschliche Geister bieten zu viel Widerstand – viel zu viel. Man hört immer wieder Geschichten von dieser Art Besessenheit, aber mir ist noch nie so ein Fall begegnet, bei dem das nachweisbar geschehen ist.«
    »Dann gehe ich damit vielleicht in die Geschichte ein.«
    Juliets Tonfall störte mich irgendwie. »Ich dachte, wir wollten uns über die weitere Vorgehensweise unterhalten«, sagte ich. »Das sollte so eine Art Strategiediskussion sein, dabei sieht es für mich so aus, als hättest du längst einen eigenen Plan entwickelt.«
    »Ich werde reingehen«, sagte sie.
    Ein Whisky stand plötzlich neben meinem Ellbogen. Ich nahm ihn, ohne hinzuschauen. Der Anblick der eifrigen Hundeaugen des Kellners hätte meinen Geist noch mehr durcheinandergebracht.
    »Wo genau willst du reingehen?«, fragte ich, obgleich ich schon eine recht genaue Vorstellung hatte.
    »Ich werde die Saint Michael’s Church behandeln wie ein lebendiges Wesen«, sagte Juliet, »und versuchen, sie zu besetzen. Falls dort irgendetwas eingedrungen ist, ganz gleich, ob es ein Geist im Sinne von Gespenst oder ein Dämon ist, sollte es durch mein Erscheinen vertrieben werden.«
    »Das könntest du tun?«
    »Ja. Das entspricht zwar nicht meiner üblichen Arbeitsweise, aber ich wurde in der Hölle geboren und großgezogen, Castor. Natürlich kann ich das tun.«
    Ganz und gar nicht glücklich ließ ich mir ihr Vorhaben durch den Kopf gehen. Irgendetwas daran weckte in mir eine dunkle Vorahnung, aber ich brauchte ein oder zwei Sekunden, um zu erkennen, was es war. Dann sah ich die Schwachstelle. »Du meintest, nur ein ziemlich starker Akteur sei zu so etwas fähig«, erinnerte ich sie. »Du weißt schon, so viele Leute zur gleichen Zeit zu besetzen. Egal ob es ein Dämon oder ein Geist oder was zum Teufel ist, was tust du, wenn dieses Etwas stärker ist als du? Ich meine, angenommen du verfällst in deine Trance oder was auch immer und du schickst deine Seele hinaus in die Kirche … Haben Dämonen eigentlich Seelen?«
    »Nein. Dämonen
sind
Seelen. Wenn es stärker ist als ich, wird es mich aussperren. Wenn ich einzudringen versuche, lässt die Kirche mich nicht rein. Dann ist sie solide und dicht anstatt porös. Auf jeden Fall gibt es für mich kein nennenswertes Risiko. Entweder habe ich Erfolg oder nicht. Und wenn ich Erfolg habe, hilft mir das vielleicht bei diesem Essproblem, über das wir gesprochen haben.«
    »Könntest du dich von diesem Ding ernähren?«
    »Ich könnte es absorbieren. Das wäre nicht das Gleiche wie essen, denn das tue ich, wenn ich ficke. Es wäre eher so etwas wie Nahrungsaufnahme über einen intravenösen Tropf.«
    »Was besser ist, als zu verhungern«, meinte ich ohne große Begeisterung. Ich versuchte, mich beim Kellner bemerkbar zu machen, hatte keinen Erfolg und erzielte stattdessen beim Oberkellner eine Reaktion. »Aber das Problem bleibt das gleiche. Wenn du dich mit diesem Ding anlegst und es ist größer und stärker als du, dann bist du es vielleicht, die auf der Speisekarte endet.«
    »Ja«, räumte Juliet ein. »Vielleicht. Macht dir das Sorgen, Castor?«
    Ich wählte meine Worte mit Bedacht.
    »Es ist ein Job«, rief ich ihr in Erinnerung. »Du wolltest mich am Honorar beteiligen. Wenn du von der Kirche gefressen wirst, fehlt mir am Ende etwas in der Kasse.«
    Sie musterte mich mit einem geradezu schalkhaften Ausdruck. »Meinst du, es wäre ein Verlust?«, fragte sie. »Wenn ich aufgefressen werde? Oder möchtest du dich für diesen Job freiwillig melden?«
    Ich stützte mein Kinn auf die Faust und tat so, als würde ich nachdenken. »Ich habe ein Gelübde abgelegt«, sagte ich schließlich. »Keine andere Frau kommt mir je über die Lippen.«
    »Ein Mann mit Prinzipien. Das hasse ich. Es ist schlecht fürs Geschäft.«
    »Wann wolltest du dein Glück versuchen?«, fragte ich und machte dem Wortgeplänkel ein Ende. Es verursachte mir Unbehagen, weil die physische Begierde, die Juliet weckte, sehr real und sehr akut war. Und weil ich genau wusste, wohin die Begierde bei jemandem wie ihr führte. Diese Tatsache ließ Scherze über oralen Sex ein wenig hohl erscheinen.
    »Morgen«, sagte sie. »Fünf Minuten vor Mitternacht.«
    »Warum so genau? Was

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