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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Verhaltensregeln. Aber auf jeden Fall kann dies eine Form der Inbesitznahme sein – die extremste Form. Der Dämon verschlingt den menschlichen Wirt und schlüpft in seine Hülle.«
    »Okay«, sagte ich. »Rede weiter.«
    »Möglichkeit Nummer zwei ist ein Hausarrest. Es ist möglich, dass ein Dämon eine Seele überwältigen und gefangen halten kann. Auch das würde ihm gestatten, den Körper zu benutzen, als ob es sein eigener sei, aber die menschliche Seele steckte noch immer drin, wäre Zeuge ihrer Aktionen und wäre auch an ihnen beteiligt, jedoch eher als Passagier anstatt als Lenker.«
    »Verdammt.« Ich ließ meine beladenen Essstäbchen in mein Pad Thai zurückfallen. Das war es, was Asmodeus mit Rafi machte. Er hatte den Bus entführt und zwang ihn zuzusehen, während er damit eine Vergnügungsfahrt veranstaltete, die mittlerweile schon zwei Jahre dauerte.
    »Die erste und die zweite Möglichkeit haben sehr viel gemeinsam«, sagte Juliet und ignorierte mein Unbehagen. »Bei beiden dringt der Dämon im wahrsten Sinne des Wortes in den menschlichen Wirt ein. Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten, wie Mensch und Dämon miteinander verbunden werden können. Andere Grade und Abstufungen, könnte man sagen. Im gegenteiligen Extremfall kann ein Dämon einen Mann oder eine Frau mit einem winzigen Teil seiner eigenen Essenz beschenken.«
    »Beschenken?«
    »Infizieren, wenn dir dieser Ausdruck lieber ist. Sie ihm übermitteln. Oder aufzwingen. Streite mit mir nicht über Begriffe, Castor. Du kannst nicht von mir erwarten, in dieser Angelegenheit die gleiche moralische Auffassung zu vertreten wie du.«
    »Ich denke nicht«, gab ich zu. »Und trotzdem bist du hier.«
    Juliet hob die Augenbrauen. »Es ist ein Job.«
    »Richtig. Als wäre die Beulenpest eine Frau, die als Stationsschwester in einem Krankenhaus arbeitet.«
    Sie fand den Vergleich tatsächlich spaßig und lachte. »Ja. Genauso. Wie dem auch sei, das Interessante an diesem Spenden ist, dass wir es tun können, sooft wir wollen. Es mindert uns ein wenig, daher gibt es eine gewisse Grenze. Ein starker Dämon kann zweihundert Leute auf einmal beschenken, wäre jedoch nachher erheblich geschwächt. Um seine alte Stärke zu erlangen, müsste er sich irgendwann alles wieder zurückholen.«
    »Aber bis dahin …«
    »Bis dahin wäre es so, als hätte jede dieser Personen einen eigenen Dämon in sich – der sie nicht kontrolliert, sondern bewirkt, dass sie alles aus einer teuflischeren Perspektive betrachtet. Und auch hier gilt, je stärker der Dämon, desto stärker sein Einfluss. Man erfährt es durch eine leichte Veränderung der Perspektive – indem man sich plötzlich bewusst wird, dass man, wenn man von einem Verkehrspolizisten zu einer Kontrolle herausgewunken wird, nur einen kleinen Schlenker zu machen und ihn mit dem Kotflügel zu erwischen brauchte und ihm zu einem völlig anderen Problem verhelfen könnte. Oder dass, wenn die neue Freundin nicht schon beim ersten Date bereit ist, sich küssen zu lassen, sie unter Drogen zu setzen und zu vergewaltigen eine Option wäre.«
    »Kann ich Ihnen noch etwas bringen?« Der Kellner war wieder erschienen, dienstbeflissen wie eh und je, wie ein Hund, für den Sie einen Stock werfen müssen, um ihn davon abzuhalten, sich lüstern an Ihrem Bein zu reiben. Ich bat ihn, mir einen zweiten Whisky zu bringen, aber Juliet wollte nichts.
    »Okay«, sagte ich, als er sich zurückgezogen hatte, »du hast deine Theorie geäußert und begründet. Saint Michael’s wurde von einem Dämon aufgesucht, und kleine Stücke des Dämons regneten auf alle Leute herab, die dort zu diesem Zeitpunkt versammelt waren. Aber der Dämon hat sie nicht vollständig besessen, sondern er ist noch dort, in der Kirche, in irgendeiner Form, was als Erklärung für die Kälte und den langsamen Herzschlag und all die anderen Erscheinungen dienen kann.«
    »Das habe ich nicht gesagt«, wehrte Juliet ab.
    »Ich habe nur die Punkte miteinander verbunden. Ist es nicht das, was du gemeint hast?«
    Juliet kippte ihre Bloody Mary in einem Zug. »Es ist eine Möglichkeit«, sagte sie. »Aber ich habe nur ein Beispiel gegeben, keine Erklärung. Irgendetwas hat die Kirchengemeinde von Saint Michael’s besessen, ja. Etwas, das stark genug war, um in jeden von ihnen ein Stück von sich einzupflanzen. Es könnte ein Dämon sein, muss aber nicht. Menschliche Geister können ebenfalls lebendige Dinge besetzen – du bist den Werwesen bereits

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