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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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um ihr zu zeigen, dass ich mitdachte.
    »Und Susan Book. Natürlich.«
    Unser Essen kam. Der Kellner dehnte den Akt des Servierens so lange aus, wie er konnte, und starrte dabei Juliet aus jedem Blickwinkel an, den sein Anstand ihm gerade noch gestattete. Ich zügelte meine Ungeduld, bis er sich endlich getrollt hatte.
    »Was willst du damit sagen?«, fragte ich. »Dass all diese Leute am Samstag in der Kirche waren, als … nun, als geschah, was immer geschehen ist? Und dass es irgendwie all ihre Hemmungen beseitigt hat? All ihre zivilisierten Skrupel? Dass es sie zu Marionetten gemacht hat, die nur noch darauf aus sind, ihre eigenen Wünsche und Begierden zu befriedigen?«
    Während sie sich von dem Mie Goreng bediente, das sie nicht bestellt hatte, nickte Juliet kurz. »Sie sind besessen«, sagte sie.
    »Was, alle?«
    »Alle. Liest du öfter in der Bibel, Castor?«
    »Nicht wenn was Gutes im Fernsehen läuft.«
    »Kommentare und Bibelkonkordanzen? Textauslegungen?«
    »Bis heute niemals.«
    »Weißt du, welche Position die Juden zu Christus einnehmen?«
    Ich zuckte die Achseln und hatte wirklich nicht den Wunsch, mir irgendwelche weitschweifigen Analogien anzuhören. »Keine Ahnung«, sagte ich. »Wahrscheinlich meinen sie, dass er sich mit den falschen Leuten eingelassen hat.«
    »Ich meine, als was betrachten sie ihn? Was für eine Art von Wesen ist er für sie?«
    »Ich kapituliere. Erzähl’s mir.«
    »Sie glauben, dass er ein Prophet war. Wie Elias oder Moses. Nicht mehr und nicht weniger. Einer in einer langen Reihe. Jemand, der von Gott erleuchtet wurde und im Namen Gottes reden konnte, der aber nicht Gottes Sohn war.«
    »Und?«
    »Aber die Christen denken, dass Gottes Einwohnung in Christus sich von seiner Einwohnung bei den Propheten unterscheidet.«
    Ich trank einen tiefen Schluck von meinem Whisky, um nicht den Stichwortgeber zu spielen. Wahrscheinlich würde Juliet zum Punkt kommen, ohne mir weitere Fragen zu stellen.
    »Es ist im Himmel genauso wie in der Hölle«, fuhr sie fort. »Wenn Dämonen in menschliche Seelen eindringen, können sie das auf unterschiedliche Art und Weise.« Eine Pause entstand, in der sie aß, und zwar mit einem geradezu animalischen Eifer, als gäbe es in diesem Moment nichts Wichtigeres. Dann leckte sie sich ausgiebig die Mundwinkel mit einer langen, biegsamen, gespaltenen Zunge. Als ich dies das erste Mal sah, habe ich mir fast vor Angst in die Hose geschissen. Mittlerweile fragte ich mich, was sie außer persönlicher Körperpflege mit dieser Zunge sonst noch anstellen konnte.
    Juliet hob eine elegante Hand und zählte an den Fingern auf. Ihre Fingernägel waren kupferrot lackiert, vielleicht bestanden sie aber auch anlässlich dieses Abends tatsächlich aus Kupfer. »Die erste und einfachste Methode ist die vollständige Inbesitznahme, bei der die menschliche Wirtsseele überwältigt und verschlungen wird und der Körper so lange zum Werkzeug des Dämons wird, wie er sich seiner bedienen will. Dass es auf diese Art und Weise geschieht, kommt viel häufiger vor, als du glaubst, aber es kann gewöhnlich nur mit Einwilligung geschehen.«
    »Du meinst, dass Menschen darum
bitten
, dass ihre Seelen verschlungen werden?«
    »Im Prinzip ja. Sie schließen eine Art Handel ab. Dabei akzeptieren sie die Bedingungen, und dazu gehört, dass sie ihre Seele verlieren. Offensichtlich verstehen sie nicht hundertprozentig, was das bedeutet. Ein ewiges Schmoren in der Hölle oder ewige Ferne von Gott oder was immer zurzeit in orthodoxen Glaubenskreisen als Verdammnis betrachtet wird. Für uns hingegen hat es nur eine Bedeutung: Die Betreffenden sind zum Abschuss freigegeben. Wir können sie verspeisen.«
    Ich habe zwar einen starken Magen, aber allmählich drohte mir der Appetit zu vergehen. Juliet fand für meinen Geschmack an diesem Thema viel zu viel Gefallen.
    »Wer bestimmt die Regeln?«, wollte ich wissen. »Deine Formulierung ›zum Abschuss freigegeben‹ impliziert, dass es jemanden geben muss, der die Jagdlizenzen verteilt. Ist das …?«
    »Es gibt einige Dinge, die ich dir nicht verraten darf«, unterbrach sie mich und fuhr mit der Hand durch die Luft, als wollte sie die Kamera eines Paparazzo verscheuchen. »Dies ist eines davon. Aber wenn du ›Ist das Gott?‹ sagen wolltest, dann lautet die Antwort nein. Es ist … vertrackter.«
    »Vertrackter?«
    »Komplizierter. Dinge entwickeln sich auf eine bestimmte Art und Weise, und die jeweiligen Begleitumstände bestimmen die

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