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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Zustand, in dem ich mich befand, als du mich vor deiner Tür fandest, oder? Nun, ich habe hier jemanden, den die gleiche Geschichte noch schlimmer erwischt hat, und ihm geht es richtig schlecht. Hat dieser kleine schottische Typ einen Rest von seinen Antibiotika zurückgelassen?«
    »Ich glaube nicht. Aber ich kann Dylan anrufen. Wo bist du?«
    »Weit draußen im Westen. Ruf ihn an, und dann ruf mich zurück, okay?«
    »Okay.«
    Sie legte auf. Pen begriff schnell, Gott sei Dank, und sie verlor nie viele Worte. Ich wandte mich wieder an Peace. »Wollen Sie, dass ich sie woanders treffe?«, fragte ich. »Sie kann mir die Medikamente übergeben, ohne zu erfahren, wo Sie und Abbie sich aufhalten.«
    »Sie sagten, Sie könne selbst vielleicht auch etwas Gutes bewirken«, erinnerte er mich.
    »Ja, das sagte ich.«
    »Dann lassen Sie sie hierherkommen.«
    Peace schloss wieder die Augen. Sein Atem ging jetzt schnell und flach. Er hatte mit reiner Willenskraft so lange durchgehalten, und die ließ jetzt nach, nachdem er sein Schicksal bereitwillig in meine Hände gelegt hatte. Das war nicht gut. Ganz und gar nicht gut.
    Ich hatte plötzlich das Gefühl, als würde meine Haut mit kleinen Nadeln bearbeitet, und ich schaute hoch und gewahrte Abbies Gestalt, die neben mir schwebte. »Wird mein Dad sich wieder erholen?«, fragte sie, und ihre Stimme traf auf mein Ohr, ohne die stille Luft in Bewegung zu setzen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich ehrlich. »Ihm geht es sehr schlecht. Es sind nicht so sehr die Verletzungen, sondern er hat eine Infektion.«
    »Machen Sie ihn gesund«, flüsterte Abbie und klang viel jünger als vierzehn Jahre. Sie würde auch nicht älter werden.
    »Ich tue, was ich kann«, versprach ich ihr, und meine Stimme war kaum lauter als ihre.
    Das Telefon klingelte und riss mich aus meinen nicht sehr erfreulichen Gedanken. Es war Pen. Ich wandte mich von Peace und Abbie ab, um das Gespräch entgegenzunehmen.
    »Dylan sagte, er wolle selbst kommen«, informierte sie mich. »Er ist zu Hause. Er hat auch Vancomycin im Haus, aber er will es nicht abgeben, ohne vorher den Patienten gesehen zu haben. Wenn du mir verrätst, wo du bist, kann ich es ihm weitergeben, und er kommt zu dir.«
    Stille Post ist bestenfalls ein lausiges Spiel. Peace hatte gemeint, es sei okay, Pen aufzuklären. Er hatte mir nicht ausdrücklich erlaubt, eine dritte Partei hinzuzuziehen.
    Ich schaute mich um. Peace hatte noch immer die Augen geschlossen.
    »Peace«, rief ich. Er antwortete nicht. Ich rief abermals, aber er schien zu schlafen. Jedenfalls blieben seine Augen geschlossen.
    Ich ließ mir das Szenario durch den Kopf gehen und entschied, dass ich keine Wahl hatte. Ohne Antibiotika würde er die Nacht nicht überstehen. Ich hielt das Telefon wieder ans Ohr.
    »Okay«, sagte ich. »Kennst du Castlebar Hill?«
    »Nein.«
    »Vielleicht kennt Dylan sich hier aus.«
    »Wenn nicht, kann er im Stadtplan nachsehen. Wo genau auf dem Castlebar Hill bist du?«
    »Dort ist ein Kreisverkehr. Da bin ich.«
    »Auf dem Rondell?«
    »Ja. Es ist groß. Man muss in einer der Nebenstraßen parken und zu Fuß hingehen. Dort steht ein Gebäude – beziehungsweise seine Überreste. Es ist vor ein paar Jahren abgebrannt.«
    »Und dort bist du gerade? Um zwei Uhr morgens?«
    »Fang jetzt nicht damit an.«
    »Okay. Ich habe ihm gesagt, es sei ein Notfall. Er kommt so schnell er kann.«
    »Wir rühren uns nicht vom Fleck. Danke, Pen.«
    »Du kannst dich revanchieren, indem du mir die ganze Geschichte erzählst.«
    »Wenn ich am Leben bleibe, tue ich das ganz sicher.«
    Sie legte wieder auf, und ich ließ mein Mobiltelefon in der Tasche verschwinden. Dann setzte ich mich neben Peace auf den Fußboden, da ich jetzt nur noch warten konnte. Das tote Mädchen kam herüber und blieb vor mir stehen, wobei ihre Füße den Boden nicht ganz berührten. Für die meisten Geister lief alles nur auf Erinnerung und Routine hinaus. Sie verhielten sich, als existierten sie noch immer in Fleisch und Blut, dabei hatten sie nichts anderes mehr als ihre Gewohnheiten. Sie blickte auf ihren Vater hinunter, der selbst mehr tot als lebendig erschien, und der Ausdruck ihres Gesichts war schwer zu ertragen.
    »Hilfe ist unterwegs«, sagte ich.
    Abbie nickte. »Er darf nicht sterben«, flüsterte sie. »Ich will nicht, dass ihm irgendetwas zustößt.«
    Ich konnte nichts anderes tun, als zustimmend zu nicken.
    Peace regte sich, wachte aus seinem Halbschlaf auf und sah mich für

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