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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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zöge ich einen Anhänger voller Ziegelsteine hinter mir her. Oder einen toten Wal oder sonst was. Ich glaubte, dass der Motor kurz vor dem Verrecken war und wir irgendwann auf der Straße liegen bleiben würden, wo uns diese Schweine aufgreifen könnten.
    Ich machte das Einzige, was mir in diesem Moment einfiel. Ich schaltete das Licht aus und nahm jede Kurve, zu der ich kam, um es für sie so schwierig wie möglich zu machen, mich im Auge zu behalten.
    Ich war verzweifelt und fuhr wie ein Wahnsinniger. Am Ende der Scrubbs Lane, am Gefängnis, weißt du, bog ich nach rechts ab. Aber ich nahm die Kurve zu knapp. Ich rasierte an einer ganzen Reihe geparkter Wagen entlang, riss dabei die Stoßstange von meinem Schlitten ab und erwischte beinahe einen alten Sack, der gerade die Straße überquerte. Der Lärm war unglaublich, und ich dachte, wir wären endgültig geliefert.
    Aber aus irgendeinem Grund erholte sich danach der Motor. Ich beschleunigte auf hundert Sachen, und wir rasten nach Westen. Kamen schließlich hierher, wohin ich eigentlich die ganze Zeit schon hatte fahren wollen. Es gibt in London keinen besseren Ort, um einen Geist zu verstecken. Eigentlich solltest du das mittlerweile ebenfalls wissen, Castor.«
    Ich gab Peace darauf keine Antwort. Stattdessen fügte ich seine Geschichte mit dem zusammen, was ich bereits wusste.
    Samstagabend. Das Ende der Scrubs Lane. Fünfzig Meter von den Türen der Saint Michael’s entfernt, während gerade die Abendandacht begann. Es klang wie der reine Wahnsinn, aber die ganze Geschichte war von Anfang an von Wahnsinn geprägt. Peace hatte ein Beschwörungsritual für einen Dämon gestört. Für Asmodeus. Die Teufelsanbeter hatten die Absicht gehabt, Abbie mit Leib und Seele zu konsumieren, aber sie hatten nicht damit gerechnet, dass ihr Dad mit einem Sturmgewehr erscheinen würde, um es ihnen wie einen Schraubenschlüssel ins Getriebe zu werfen. Leib und Seele, aber sie hatten nur eines von beiden gekriegt.
    Und Asmodeus?
    Asmodeus war irgendwo zwischen dem Dort und dem Hier gestrandet. Mit einem Fuß in Rafis und einem in Abbies Seele. Das war die Last, die Peace hinter sich hergeschleppt hatte, als er flüchtete. Er hatte nicht nur einen Geist in dem Schmuckstück, sondern zwei – einen kleinen Fisch und einen Riesenkillerwal. Bis er um die Ecke bog und auf die lange, gerade Du Cane Road gelangte. Dann – was? Ich glaubte, es erraten zu können.
    Wenn ein Teil von Asmodeus bei ihnen gewesen war, als sie flohen – mit Abbie verbunden oder wie ein unsichtbarer Drachen ohne Schleifenschwanz und ohne Schnur durch die Londoner Nacht hinter ihnen her fliegend – dann war der Dämon, als sie mit dem Wagen um die Ecke geschrammt waren, ihnen gefolgt und ebenfalls abgebogen. Wahrscheinlich ein wenig langsamer und in einem weiteren Bogen. Damit wäre er über den südwestlichen Teil der Saint Michael’s hinweggesegelt.
    Peace zog Asmodeus im selben Moment über geweihte Erde, als dort ein Gottesdienst stattfand.
Singet dem Herrn ein neues Lied.
Für einen Dämon musste es gewesen sein, als würde er durch einen Stacheldrahtverhau geschleift. Kein Wunder, dass Rafi schrie. Kein Wunder, dass er um sich schlug und andere Menschen verletzte. Er erlebte etwas, das man durchaus Hölle auf Erden nennen konnte.
    Und schließlich wurde Asmodeus unverrückbar fixiert – gefangen im Mauerwerk der Kirche und im Netz der Gebete, die um ihn herum zum Himmel aufstiegen. Seine Verbindung mit Abbie wurde getrennt, und Peace fuhr weiter durch die Nacht, wurde schneller und ließ ein unsichtbares formloses Monster aus der Hölle im Gefüge der Saint Michael’s zurück wie eine versteinerte Mücke in einem Bernsteinklumpen.
    Außer dass Asmodeus alles andere als erloschen war. Sein heimtückischer Wille ergoss sich wie schwarzer Regen über die Kirchgänger der Saint Michael’s, und ihre Seelen wurden infiziert.
    Weitere Unschuldige im Kreuzfeuer. Ebenso wie Abbie. Ebenso wie Rafi.
    Ich lenkte meine Gedanken in die Gegenwart zurück und versuchte mir ins Gedächtnis zu rufen, was Peace soeben gesagt hatte.
    »Warum?«, fragte ich. »Warum speziell sind Sie hierher zurückgekommen? Was macht diesen Ort zu etwas Besonderem?«
    »Die Schutzwälle«, antwortete Peace und klang trotz seiner Schmerzen ein wenig selbstgefällig. »Erde und Luft hast du gesehen, nicht wahr? Draußen? Aber richtig clever ist es mit dem Wasser geregelt. Die Mauern sind doppelt angelegt mit einem Hohlraum dazwischen,

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