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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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von der Mauer zu reparieren.«
    »Sie haben zwei Menschen getötet, Peace. Das ist nicht witzig.«
    Er starrte mich mit einem Ausdruck von Verärgerung an. »Wovon redest du? Ihn habe ich getötet, ja. Mel – sie habe ich geschlagen. Daran erinnere ich mich genau. Denn ich musste sie zwingen, mir zu verraten, wo Abbie war. Ich musste das Ganze stoppen, ehe es zu weit fortgeschritten war. Vielleicht glaubte sie, ich würde sie töten, denn ich muss ausgesehen haben wie ein Wahnsinniger. Aber dazu hatte ich nicht den Mumm.«
    »Aber – da war die Leiche einer Frau. Gefesselt, misshandelt und dann in den Bauch geschossen …«
    Aber mit einer anderen Pistole. Mir fiel plötzlich dieses seltsame Detail in Nickys Bericht ein. Mit einer anderen Pistole und vielleicht sogar erst drei Stunden später. Das ergab überhaupt keinen Sinn. Es sei denn …
    »Hat sie Ihnen alles verraten, was Sie wissen mussten?«, fragte ich Peace.
    »Ja. Sie fanden in Hendon ein altes Versammlungshaus der Quäker, das verlassen und mit Brettern vernagelt war. Es war genau das, was sie brauchten: ein Ort, wo Menschen gebetet und Kirchenlieder gesungen oder was auch immer getan hatten, was Quäker zu tun pflegen, wenn sie unter sich sind und sich gehen lassen. Auf jeden Fall ein Ort, wo Menschen jemandem gehuldigt hatten, denn das ist mit das Wichtigste bei all dem Theater, das sie veranstalten. Ich ließ sie gefesselt auf dem Stuhl zurück. Wenn ich sie hätte töten können, hätte ich es auch getan. Auf jeden Fall hatte ich sie dafür genug gehasst. Es war nur so – genau betrachtet konnte ich einfach nicht abdrücken, während sie mich ansah. Ich dachte dauernd an Abbie. An Abbie, die in ihr herangewachsen war. Es machte mich schwach.«
    »Sie brauchen sich nicht selbst zu kasteien«, sagte ich grimmig. »Fanke hat beendet, was Sie angefangen haben. Als die Polizei zu dem Haus kam, fanden sie zwei Leichen, eine männliche und eine weibliche, und sie identifizierten die Frau als Melanie Torrington. Ich nehme an, er hat sich zusammengereimt, wie Sie an diese Adresse herangekommen sind – und ich vermute mal, dass er darüber nicht gerade erfreut war. Daher war es für ihn ganz günstig, dass Sie sie gefesselt zurückgelassen haben. Auf diese Weise blieb ihm ein unschönes Handgemenge oder eine lästige Rangelei erspart.«
    Es bedeutete außerdem, dass die blonde Frau, die er in mein Büro mitgebracht und dann weggeschickt hatte, damit sie ihr traumatisches Erlebnis nicht auffrischen musste, die Blutergüsse nicht von Peace gehabt hatte. Sie war geschlagen worden, um überzeugend auftreten zu können und die nötige Vorarbeit zu leisten, damit Fanke an mein Mitgefühl appellieren konnte.
    Peace hörte sich die Neuigkeiten in benommenem Schweigen an. Das war vielleicht auch ganz gut so. In diesem Moment empfand ich mindestens ebenso viel Zorn und Hass auf ihn wie auf Fanke. Peace mochte seine Tochter beschützt haben, aber die beiden hatten einander lange genug in diesem langsamen, einschmeichelnden Tanzrhythmus umkreist, wobei viele unschuldige Menschen zu Schaden kamen, weil sie zwischen sie geraten waren.
    »Sie hatte den Tod verdient«, sagte Peace mehr zu sich als zu mir. »Nach allem, was sie getan hatte …«
    »Vielleicht hat sie es«, sagte ich müde. »Vielleicht war sie aber auch nur ein naiver Bondage-Freak, den Fanke sich genauso geködert und unter seine Kontrolle gebracht hat wie Sie, Peace – weil sie etwas hatte, das er brauchte. In ihrem Fall war es ein potentieller Mutterleib und eine grundsätzliche Bereitschaft zu sexuellen Praktiken, bei denen auch mal Blut fließen konnte. In Ihrem Fall war es fortpflanzungsfähiges Sperma. Um Himmels willen, Peace, haben Sie sich tatsächlich derart täuschen lassen? Haben Sie geglaubt, sie ist Ihre Feindin? Mir kommt es vor, als seien Sie beide von einem Experten ausgetrickst worden.« Und ich ebenfalls, rief ich mir ins Gedächtnis. Ich hatte keinen Grund, mich überlegen zu fühlen. Ich hatte das Stöckchen geholt, mich dann auf den Rücken gewälzt und mich wie alle anderen tot gestellt.
    Peace gab seinem Zorn nach, und das war ein Fehler, weil er wieder einen Hustenanfall bekam und die Schmerzen für fast eine Minute, in der er keuchte und zischte wie ein unter Druck stehender Dampfkessel, jegliche Kommunikation unmöglich machten. Allerdings stiegen keine Dampfwolken auf. Peaces Feuer waren schon ziemlich weit heruntergebrannt.
    »Sie war eine hinterhältige, selbstsüchtige

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