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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Irgendein Mistkerl hat Sie tatsächlich kaltgemacht, Sheehan. Es lohnt sich fast, an die Hölle zu glauben, denn so können Sie sich mit der Vorstellung trösten, dass er dort schmort.«
    »Armer – armer – armer –«
    »Das sagten Sie schon. Und ich hab Ihnen recht gegeben.«
    »Pauley!« Der Name war kaum zu hören, aber ich habe gute Ohren und lauschte auf sämtlichen Frequenzen.
    »Pauley.« Ich wandte ihm den Rücken zu. Das Beste war, ihn so wenig wie möglich abzulenken, denn sein Aufmerksamkeitsdefizit würde sich wahrscheinlich noch steigern. »Pauley hat Sie allegemacht, nicht wahr? Nun, so ist das schon mal mit sogenannten Freunden. Hat es wehgetan, oder war es so schnell vorbei, dass Sie es gar nicht richtig mitbekommen haben?«
    Längeres Schweigen, dann ein heiseres, nahezu lautloses Flüstern: »Weh-weh-getan. Hat mir wehgetan.«
    »Geschah es dort, wo Sie wohnten?«, fragte ich mit einem derart ausdruckslosen Tonfall, dass ich geklungen haben musste, als langweilte mich die ganze Angelegenheit zu Tode. »Ein Klopfen an der Tür, und peng, du bist tot? Oder waren Sie irgendwo in der Stadt unterwegs?«
    Erneutes Schweigen setzte ein. Ich drängte nicht. Es klang wie ein Schweigen, das sich am Ende auszahlen würde. »Bronze«, flüsterte Sheehan. »Bronze.« Er gab so etwas wie ein Seufzen von sich, ein Stöhnen, das lang gezogen wurde und zerfaserte – ein Stöhnen ohne Volumen, ohne Bass, denn die Toten hatten gewöhnlich Probleme, tiefe Töne hervorzubringen. Vielleicht sollte es auch ein Wort sein. Jedenfalls konnte ich es nicht verstehen.
    Die Stille nach dem letzten Ausatmen war anders. Als ich mich umwandte, wusste ich, was ich sehen würde: Sheehan war verschwunden. Erschöpft von der Anstrengung, mittels Sprache zu kommunizieren, hatte sich seine physische Manifestation in beliebige, in der Luft treibende Staubflocken aufgelöst. Keine Materie, keine Energie, kein Irgendwas, das jemand hätte festhalten oder gar messen können. Er käme zurück, da es keinen anderen Ort gab, den er aufsuchen konnte. Aber es geschähe nicht sehr bald.
    Ich ging zur Tür und trat hinaus auf den schmalen Asphaltstreifen, der das Lagerhaus von der Straße trennte. Die einzigen Fahrzeuge, die dort parkten, waren Coldwoods steuerabzugsfähiger Primera und drei reguläre Streifenwagen. Coldwood stand ein Stück abseits und hatte sein Mobiltelefon am Ohr. Die Polizisten und die Techniker bildeten zwei getrennte Gruppen, als würden sie durch ihre gemeinsamen Pheromone zusammengehalten. Ein frischer Wind wehte von Norden, aber zumindest regnete es nicht mehr. Die Sonne ging hinter den nackten Betonfassaden der Hochhäuser der Colindeep Lane unter, und eine riesige Masse stahlgrauer Wolken ergoss sich über den Himmel dahinter wie Wasser aus einer Regenrinne.
    Coldwood beendete sein Gespräch, steckte das Mobiltelefon ein und kam zu mir herüber. »Gibt es etwas?«, fragte er in einem Tonfall, als erwartete er so wenig, dass er kaum enttäuscht werden konnte.
    »Er hat Pauley genannt«, sagte ich. Coldwoods Augenbrauen rutschten auf seiner Stirn hoch. »Zumindest nehme ich das an. Und als ich ihn fragte, wo er starb, sagte er ›Bronze‹. Und danach etwas, das ich nicht verstand.«
    »Brondesbury«, übersetzte Coldwood. »Brondesbury Auto Parts. Lieber Himmel, das ist so etwas wie ein Wink des Himmels. Wenn die Leiche noch dort ist …« Er ging bereits mit eiligen Schritten zu seinem Wagen und tippte gleichzeitig auf seinem Mobiltelefon eine Nummer ein. Die uniformierten Polizisten folgten ihm mit ihren Blicken und warteten auf weitere Befehle mit jener Haltung schwerfälliger Dienstbereitschaft, die die Jungs in Blau auszeichnete, aber Coldwood telefonierte schon wieder. »Die Karosseriewerkstatt«, sagte er scharf. »Der Laden in Brondesbury Park. Fahrt sofort rüber. Ja. Besorgt euch einen Durchsuchungsbefehl. Aber wartet nicht. Umstellt den Betrieb und lasst niemanden rein oder raus!«
    »Ich nehme an, es ist eine gute Nachricht«, sagte ich zu Coldwoods Rücken, als er die Wagentür aufriss. Während er sich auf den Fahrersitz faltete, schenkte er mir einen mikrosekundenlangen Blick. »Der Laden läuft auf Pauleys Namen«, sagte er mit einem bösartigen Lächeln. »Wir haben bereits einen hinreichenden Verdacht. Wenn wir einen Durchsuchungsbefehl kriegen und wenn die Leiche noch dort ist, können wir seine sämtlichen anderen Läden durchsuchen und finden vielleicht noch mehr.« Sein Blick sprang von mir zu

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