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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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anrichtet, während er gebunden wird. Es hätte eigentlich eine klare Sache sein müssen, vorausgesetzt, er hat vorher einen Vertrag aufgesetzt und von beiden Seiten unterschreiben lassen.« Ich hatte gut reden. Ich hielt mich niemals mit diesem gesetzlich vorgeschriebenen Kleinkram auf, obgleich ich nur zu gut wusste, wie wichtig es war, ein solches Sicherheitsnetz zu haben, falls mal wirklich etwas schieflaufen sollte.
    »Wenn ein Vertrag existiert hätte, wäre sicherlich alles zufriedenstellend ausgegangen, wie Sie sagen. Mister Peace zog es vor, per Handschlag tätig zu werden, vermute ich, daher war es um einiges schwieriger, als es auf den ersten Blick erschien. Jedenfalls übernahm Mel seine Vertretung und plädierte auf Gepflogenheiten und Praktiken. Der Kläger hatte vorher schon einen anderen Exorzisten engagiert und kannte die Bedingungen und so weiter. Sie gewann nicht. Aber sie verbrachte viel Zeit mit Peace, während sie den Fall vorbereitete.« Jetzt schlich sich eine hörbare Härte in Torringtons Stimme. »Nach dem, was sie seitdem erzählt hat, glaube ich, dass sie es sehr genossen hat, sich mit ihm zu unterhalten, da er aus einer Welt kam, die sie nie zuvor kennengelernt hatte. Er war für sie fast so etwas wie ein Held in einem Hollywoodfilm. Sie – fühlte sich zu ihm hingezogen, und sie hatten ein Verhältnis. Nur für kurze Zeit. Es war nur das eine Mal. Das einzige Mal. Dessen bin ich mir absolut sicher. Und sie wusste, während sie sich mit ihm traf, dass es nicht richtig war. Sie beendete die Affäre nach zwei Monaten. Es gab eine Szene – eine sehr unangenehme und traumatische –, aber am Ende akzeptierte Peace, dass sie ihn nie wiedersehen wollte. Und dann, als alles vorbei war und sie Zeit hatte, darüber nachzudenken, was sie getan hatte …« Eine längere Pause entstand. »… gestand sie mir alles und bat mich, ihr zu verzeihen. Und das tat ich. Voll und ganz. Denn sie war absolut ehrlich gewesen. Wir kamen überein, nie mehr darüber zu reden.«
    Ich wartete. Vermutlich hatte die ganze Geschichte noch eine Pointe, jedoch konnte ich noch nicht erkennen, wie die hätte aussehen sollen.
    »Nachdem Abbie gestorben war – ich meine, nachdem sie zurückkam …« Steves Stimme wurde wieder leiser, so dass ich genau hinhören musste, um ihn zu verstehen. »Nun, Mel machte den Fehler, Dennis anzurufen, um ihn zu fragen, was wir tun sollten.«
    »Warum war das ein Fehler?«, wollte ich wissen.
    »Weil er es als Zeichen ihrerseits verstand, dass sie wieder mit ihm zusammen sein wollte.« Steve lachte und schüttelte ungläubig den Kopf. »Unsere Tochter war soeben gestorben, und sie stand kurz vor einem Zusammenbruch, und er fragte sie, ob sie sich wieder mit ihm treffen könne. Er buchte ein Hotelzimmer in Paddington. Dann schlug er vor, Mel solle mir erzählen, er werde dort eine Séance für Abbie veranstalten, und sie solle dann dort die Nacht mit ihm verbringen. Sie meinte, er solle sich selbst ficken.« Die raue Härte in Steves Stimme kam wie aus dem Nichts, aber sie passte irgendwie zu der Stimmung dieses Moments. Er blinzelte mehrmals heftig, als kämpfte er mit den Tränen. »Aber er gab sich nicht mit einem Nein zufrieden. Er rief sie weiterhin an. Er vereinbarte Besuchstermine in der Kanzlei, die sie wieder streichen lassen musste. Dann wartete er mehrmals abends nach der Arbeit auf sie. Er sagte, sie müssten sich über ihre Beziehung unterhalten, wie es damit weitergehen solle. Sie erklärte ihm, sie hätten keine Beziehung. Sie meinte, er solle sie in Ruhe lassen. Er drohte ihr damit, mir zu erzählen, was sich zwischen ihnen abgespielt habe, aber das hatte sie natürlich längst getan.«
    Steve schaute mir wieder in die Augen. »Im Laufe der Zeit hatte Mel schließlich die Befürchtung, dass Peace so etwas wie einen psychischen Zusammenbruch hatte«, sagte er, wobei seine Mundwinkel sich geringschätzig nach unten zogen. »Sie hatte Angst.«
    In diesem Moment machte er etwas Seltsames. Er griff nach unten, öffnete den schwarzen Sack und schaute hinein, als ob ein Blick auf seinen Inhalt ihm ein Gefühl der Sicherheit vermittelte. Dann schloss er ihn wieder und setzte das Gespräch fort, als sei nichts geschehen.
    »Mel hat nie etwas vor mir verheimlicht. Und als es so weit kam, bat ich einen meiner Kollegen, ihm einen Brief auf Kanzleipapier zu schicken, in dem ihm eine einstweilige Verfügung angedroht wurde, wenn er Mel nicht in Ruhe ließe. Früher wäre es auf einen

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