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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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etwas in den Schoß fiele, hilflos, müsste er doch eine Suche nach etwas anstrengen, das er nicht sehen, hören oder berühren konnte. Vor allem ein Cop, denn der folgte gewöhnlich dem Blind-taub-und-stumm-Pragmatismus, den ich bereits erwähnt habe. Wenn ich im Gegenzug in Abbies Nähe käme, wüsste ich es und könnte vielleicht sogar ihren Aufenthaltsort feststellen. Es bestand daher tatsächlich die Chance, dass ich diesen Leuten helfen konnte. Eine Chance, dass ich Peace zur Strecke brachte und dass ich wissen würde, wonach ich suchte, wenn ich es erst mal sah. Es war keine besonders große Chance, aber sie war vorhanden, und wenn das nicht als spiritueller Service zählte, was denn dann?
    Andererseits war der Auftrag, Abbie zurückzubringen, viel schwieriger auszuführen, als sie zu suchen. Ich bezweifelte, dass ich erfolgreich an Peaces gute Seiten appellieren können würde, vorausgesetzt, er hatte überhaupt welche. Und da ich nicht genau wusste, wie man einen Geist entführt, wusste ich natürlich auch nicht, wie ich Abbie sicher nach Hause bringen könnte. Und dann waren da noch all die begleitenden Maßnahmen, die erledigt werden mussten. Zunächst einmal müsste ich die Darstellung der Torringtons auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen, ehe ich mich in dieses Abenteuer stürzte. Und ich müsste mir überlegen, was zum Teufel ich ihnen berechnen sollte, denn dies lag außerhalb meiner sonst üblichen Gebührenordnung.
    Wenn ich solche vernunftbezogenen Argumente ins Feld führte, dann bedeutete es gewöhnlich, dass ich mich aus etwas herauszureden versuchte, das zu versuchen ich mich längst entschlossen hatte. Aber diesmal verhielt es sich anders. Es hatte keinen Sinn, einen Job zu übernehmen, den ich nicht ausführen konnte, und die Leiden der Torringtons noch zu steigern, indem ich ihnen Hoffnung machte und sie dann mit ihrem Unglück wieder alleinließ.
    Steve Torrington sah mich noch immer erwartungsvoll an, daher musste ich etwas sagen.
    »Nun«, versuchte ich, Zeit zu gewinnen, »wahrscheinlich haben Sie nicht ganz unrecht. Aber wenn es dazu kommt, weiß ich nicht, ob ich von größerem Nutzen sein kann als die Polizei.«
    »Richtig«, pflichtete er mir bei. »Aber wie können Sie das wissen, ehe Sie es versucht haben?«
    Womit er den Ball wieder in mein Feld zurückschmetterte. Ich versuchte, mit einem Lob zu kontern. »So einfach ist das nicht, Mister Torrington. Es ist nicht wie ein Reifenwechsel oder …« Ich schaute mich um auf der Suche nach einer Metapher und fand sie direkt vor meiner Nase. »… oder das Maßnehmen für einen Anzug. Vielleicht wenn ich einige von ihren persönlichen Dingen hätte. Ich meine, wenn ich mir ihr Zimmer ansehen könnte, oder …«
    Als hätte er auf diesen Moment gewartet, hob Steve den schwarzen Müllsack hoch und stellte ihn zwischen uns auf den Schreibtisch. »Dies sind die Dinge, die ihr immer am wichtigsten waren«, sagte er und schaute mich mit einem Anflug von Selbstgefälligkeit an. Das war eigentlich keine Überraschung. Er war trotz allem Anwalt. Er dachte methodisch und achtete darauf, nach welchen Regeln das jeweilige Spiel ablief und wie die Fakten aussahen. Er hatte sich bestens vorbereitet.
    Ich nickte, halb bewundernd, halb resignierend. Er leerte den Sack sorgfältig auf dem Schreibtisch aus.
    Es kam eine ganze Menge zusammen. Genug, so dass ich mich fragte, wie viel sich noch in Abbies Zimmer befand. Bücher, CD s, Haargummis, T-Shirts; eine Cloisonné-Haarspange in Form eines keltischen Knotens; Teddybären und Puppen; ein Paar hochwertige Turnschuhe; einige Poster von männlichen Prominenten, die ich nicht kannte. Die Ecken, wo die Klebebänder nicht schnell genug nachgegeben hatten, waren abgerissen. Es war ein überreiches Angebot, Wünsche des vorzeitig abgebrochenen Lebens eines jungen Mädchens. Wenn ich in der richtigen Gemütsverfassung war, konnte ich wahrscheinlich die Gegenstände identifizieren, die Abbie am meisten bedeutet hatten – die die stärkste Verbindung zu ihr hatten. Aber diese Stimmung war ein trügerisches Ding, und mich in sie zu versetzen, fiel mir niemals leicht, wenn noch andere Leute in der Nähe waren.
    Daher ergriff ich irgendetwas, allerdings nicht ganz zufällig. Eine viktorianische Puppe, deren Kopf aus Porzellan bestand, während der Körper geflickt und ausgestopft war und sein ziemlich unfertiges Aussehen sich unter einem aufgenähten Kleidchen versteckte. Sie strahlte die beunruhigende,

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