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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Sekunde, ehe ich es ereichte, hinter sich zu. Ich zerrte am Griff, aber das verdammte Ding rührte sich nicht.
    Verdammt, verdammt, verdammt, verdammt, verdammt! Kein Werkzeug zum Öffnen, keine Zeit, und der rasiermesserscharfe Stacheldraht auf der Oberkante des Tors sah lebensgefährlich aus. Ich schaute mich um auf der Suche nach irgendeinem Gegenstand, mit dem ich das Schloss gewaltsam aufbrechen könnte, und entdeckte den Schlüssel. Er war am Rand des Piers gelandet, ein paar Zentimeter vom Wasser entfernt.
    Ich hob ihn auf, rammte ihn ins Schloss und drehte. Auf der Straße schaute ich zuerst nach links und sah, wie Peaces massige Gestalt fünfzig Meter weiter um eine Häuserecke verschwand. Als ich startete, um ihn zu verfolgen, raste ein Wagen an mir vorbei, der in die gleiche Richtung wollte und es offenbar eilig hatte. Es war ein zerbeulter, mit getrocknetem Schlamm bedeckter Grand Cherokee, der irgendwie nach Militär aussah. Mit nicht gelindem Erschrecken stellte ich fest, das zwei Männer darin saßen, der Beifahrer war so groß, dass er sich regelrecht in den Wagen gefaltet hatte und seine Knie durchs Fenster zu sehen waren. Selbst auf diese Entfernung war Po unverwechselbar.
    Ich legte einen Zwischenspurt ein, aber sie erreichten trotzdem die Straßenecke lange vor mir und nahmen sie in rasanter Fahrt, so dass ein lautes Ächzen ertönte, als Stoßdämpfer und Federung bis an ihre Grenzen beansprucht wurden. Als ich die Einmündung erreichte, sah ich Peace schnell wie der Blitz über einen schmalen Straßenabschnitt rennen, auf dem sich der Asphalt nahezu vollständig aufgelöst hatte. Gesichtslose niedrige Bürohäuser ohne Gassen oder Lücken dazwischen, in die er hätte abbiegen können, säumten die Straße auf beiden Seiten. In einiger Entfernung vor ihm endete die Häuserreihe vor der weiten asphaltierten Fläche eines Parkplatzes. Er war teilweise durch Ketten miteinander verbundene, ungefähr einen halben Meter hohe Betonpoller aufgeteilt.
    Der Jeep befand sich nur wenige Meter hinter Peace, als er die ersten Poller erreichte. Er setzte hinüber wie ein Hürdenläufer und rannte weiter. Der Jeep war gezwungen, auszuweichen und auf die Fahrbahn zurückzukehren, blieb zuerst mit ihm auf gleicher Höhe und steigerte dann sein Tempo und überholte ihn. Als er das Ende des Parkplatzes erreichte, bremste er scharf, stellte sich quer, und die Beifahrertür wurde aufgestoßen.
    Po kletterte heraus, zuerst noch in menschlicher Gestalt, doch dann verwandelte er sich in etwas, das aussah, als hätte es nie eine Mutter gehabt. Seine Arme wurden länger und dicker, und er beugte sich vor, um sich damit auf den Erdboden zu stützen. Sein Mund klaffte auf und formte sich zu dem mit Fangzähnen gesäumten Maul eines Haifisches. Ich hatte mit meiner Vermutung, dass er eine exotische Erscheinung war, durchaus recht, aber er war kein Gorilla. Eher glich er einer Hyäne oder einem Tier, das mit einer Hyäne verwandt war. So wie dieses Wesen jetzt dastand, hatte es die Schulterhöhe eines ausgewachsenen Menschen.
    Peace erkannte, dass ihm der Weg abgeschnitten war, rutschte ein Stück, als er abrupt stoppte, und schaltete mit rudernden Armen und Beinen in den Rückwärtsgang. Po galoppierte hinter ihm her, zuerst langsam, aber dann stetig schneller werdend. Unterdessen wendete der Jeep, die Beifahrertür noch immer geöffnet und gegen die Karosserie schlagend, und kam auf der Straße auf mich zu. Abermals setzte er sich neben Peace und überholte ihn. Wären die Poller nicht gewesen, hätte der Wagen ihm auch jetzt den Weg versperren können. So jedoch musste der Fahrer wieder bremsen und selbst aussteigen. Es war der andere Mann, den ich am Vortag kennengelernt hatte – Zucker, der mit der tiefen, rauen Stimme und der Vorliebe für scharfe Messer. Ich war kaum zwanzig Meter von ihm entfernt, aber er hatte nur Augen für seine Beute. Er trabte Peace entgegen und vollendete die Zangenbewegung.
    Aber Peace beschrieb einen weiten Bogen und steuerte auf die Rückseite des Parkplatzes zu, wo ein hoher Holzzaun ihn von einem Wassersportgeschäft trennte, für dessen Kunden er wahrscheinlich angelegt worden war. Der Zaun sah aus, als sei er zu hoch, um ihn kletternd zu überwinden, aber Peaces beide Verfolger witterten die Gefahr, dass er ihnen irgendwie entschlüpfen könnte, intensivierten ihre Anstrengungen und verkürzten seinen Vorsprung.
    Ich erreichte den Jeep und erkannte am leichten Vibrieren der Kühlerhaube,

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