Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
Vom Netzwerk:
ergaben nichts, daher war ich, was das betraf, immer noch auf mich allein gestellt. Die gute Nachricht war jedoch, dass sich zwischen all den Rechnungen und anderen Liebesbriefen der Bezirksverwaltung und der nationalen Energieversorgung ein herzerwärmend fetter Umschlag ohne Poststempel und nur mit meinem Namen in schwungvoller Handschrift darauf befand.
    Ich öffnete ihn und fand darin eine kurze Nachricht von Stephen Torrington sowie einen Scheck über eintausend Pfund und weitere fünfhundert Pfund in bar. Aus der Nachricht ging hervor, dass ich diesen Betrag als Vorauszahlung betrachten solle und dass ich eine Rechnung schicken könne, wann immer es mir genehm sei. Mir kam in den Sinn, dass dies ziemlich schwierig würde, weil ich, was meine Kontaktmöglichkeiten mit den Torringtons betraf, bisher lediglich über Steves Mobiltelefonnummer verfügte. Diese wählte ich jetzt, und er meldete sich nach dem ersten Klingeln. Entweder hatte er sensationell schnelle Reflexe oder er hatte das Ding ständig am Ohr.
    »Torrington.«
    »Castor«, sagte ich genauso knapp. »Ich habe das Geld erhalten. Danke.«
    »Mister Castor. Kein Problem. Wie ich schon sagte, wir besitzen mehr Geld, als wir nötig haben, und es gibt wahrscheinlich nichts Besseres als dies, wofür wir es ausgeben können.«
    »Sie haben um eine Rechnung gebeten. Leider kenne ich Ihre Adresse nicht.«
    Er lachte selbstkritisch. »In Zeiten wie diesen vergisst man schon mal die Grundformen der Höflichkeit. Es tut mir leid. Ich hätte Ihnen meine Visitenkarte geben sollen. Und Mels, natürlich, für den Fall, dass ich in einer Besprechung oder sonst wie verhindert bin. Schicken Sie uns die Rechnung ins Haus. Wir wohnen in der Bishop’s Avenue Nummer 62.«
    Eine nette Adresse. Londons erste bewachte Wohnanlage, wenn auch nicht dem Namen nach. Dort wohnten ausschließlich Millionäre und ehemalige Minister, und wenn man die Stereoanlage zu laut aufdrehte, störte das niemanden, weil man mindestens zweihundert Meter Garten ums Haus besaß und die Nachbarn ebenfalls. Der Nachteil war, dass man ewig laufen musste, um sich nebenan eine Tasse Zucker zu leihen. »Ich schicke sie heute noch mit der Post«, sagte ich.
    »Keine Eile. Gibt es was Neues zu berichten?«
    Ich überlegte, ob ich lügen sollte, aber das ging mir gegen den Strich. Wenn dieser Typ mich schon bezahlte, war das Mindeste, was ich ihm für sein Geld liefern konnte, die Wahrheit. »Ich glaube, ich habe heute Morgen unseren Mister Peace getroffen«, gab ich zu.
    »Sie haben ihn getroffen? Aber …«
    »Es war nur eine kurze Begegnung. Er rannte wie ein geölter Blitz, und ich konnte nicht ganz mit ihm Schritt halten.«
    Torrington atmete geräuschvoll aus. »Mein Gott. So dicht dran! Wo? Wo hat er sich versteckt?«
    »Auf der
Thames Collective
. Es ist ein Hausboot auf dem Fluss, wo Londoner Exorzisten gelegentlich ihr Domizil aufschlagen. Ich glaube jedoch nicht, dass Peace dort wohnte. Es ist viel zu auffällig. Höchstwahrscheinlich war er dort nur zu Besuch. Um sich Geld zu leihen oder was weiß ich. Er wurde auch in einem anderen Exorzistentreff in Soho gesehen, daher vermute ich, dass er irgendetwas sucht – etwas, wofür es sich lohnt, das Risiko einzugehen, gesehen zu werden. Wie dem auch sei, Tatsache ist, dass die
Collective
, selbst wenn er dort wohnen sollte, abgelegt hat und verschwunden ist. Bis sie woanders anlegt und ich herauskriege wo, kann ich mich dort nicht umsehen.«
    »Aber sind Sie tatsächlich bei ihm hereingeplatzt? Haben Sie ihn gesehen?«
    »War mit ihm sogar auf Tuchfühlung – zumindest mit seiner Schuhspitze. Es tut mir wirklich leid. Das nächste Mal bin ich um einiges …«
    »Nein.« Torrington schnitt mir das Wort ab. »Sie sind so gut, wie man Sie uns geschildert hat, Mister Castor. Sie haben den Mann innerhalb von achtundvierzig Stunden gefunden, obwohl sie von ihm kaum mehr wussten, als seinen Namen – das allein ist schon fast unglaublich. Ich weiß, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis Sie ihn erneut aufstöbern, und ich weiß, dass Sie sich diesmal nicht überrumpeln lassen. Danke. Danke für alles, das Sie für uns tun. Und wenn es irgendetwas gibt, das ich beisteuern kann, um Ihnen den Job zu erleichtern, dann melden Sie sich. Und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit.«
    Nach einigen weiteren halbherzigen Höflichkeiten legten wir auf. Ich wünschte, ich könnte dem rührenden Vertrauen, das die Torringtons in mich setzten, einigermaßen gerecht

Weitere Kostenlose Bücher