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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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passiert ist. Und wenn ja, dann werde ich dafür bezahlt, das Kind wieder zurückzubringen.«
    Reggie sagte gar nichts, sondern starrte mich nur mit der ausdruckslosen Miene eines Pokerspielers an.
    »Nun, ich habe den Mann nie persönlich getroffen«, gab ich zu, als ich seinen skeptischen Blick sah. »Das Ganze ist nur ein Job, und es kann alles totaler Blödsinn sein. Je eher ich ihn finde, desto eher weiß ich Bescheid.«
    »Es klingt, als sei das eine Angelegenheit für die Polizei«, stellte Reggie fest. Er stand vor mir und betrachtete mich eingehender, als es die Situation erforderlich machte. Zwar hatte er mir einen Platz angeboten, jedoch selbst keine Anstalten gemacht, sich hinzusetzen.
    »Ja, das wäre sie ganz sicher, wenn das Mädchen noch lebte. Aber es ist tot.«
    »Ein Grund mehr …«
    »Ich meine, es war bereits tot, als er es mitnahm.«
    Reggie nickte beiläufig, als wollte er sagen »tolle Geschichte«. »Es gibt schon verdammt seltsame Leute da draußen«, meinte er. »Da muss eine anständige Lady sich verdammt in Acht nehmen.«
    Ich erkannte das Zitat und schenkte mir einen Kommentar. »Notiert hier irgendjemand die neue Adresse, wenn ein Bewohner auszieht?«, fragte ich und tippte prüfend auf den schwankenden Stapel Briefumschläge.
    »Das tut die Stiftung. Aber wir sind nicht die Stiftung.«
    Allmählich schlich sich ein schärferer Unterton in Reggies Stimme. Ich erkannte, dass wir uns einem Punkt näherten, an dem er den ungleichen Widerstreit zwischen Laune und Manieren aufgeben und mir erklären würde, ich solle mich verpissen. Aber auch ich war auf Krawall gebürstet – vielleicht wegen der Kopfschmerzen, die sich schlimmer als zuvor zurückmeldeten – und ich war noch nicht bereit, einen Rückzieher zu machen. Ich schaute hinüber zu Greg Lockyear, der sich jetzt mit den Ellbogen auf den Tresen stützte und über die Themse hinweg zum Bootshafen am Gallions Point blickte, als wäre es der fesselndste Anblick, der sich ihm je geboten hatte. In mir verfestigte sich ein Verdacht zur Gewissheit.
    »Greg«, sagte ich und lehnte mich zur Seite, um an Reggie vorbeizuschauen. »Sind Sie mit Peace in Verbindung geblieben, nachdem er ausgezogen ist?«
    Reggie gefiel es gar nicht, dass ich ihn plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes links liegen beziehungsweise stehen ließ, und Greg – der mich wieder mit seinen glänzenden schockstarren Kaninchenaugen ansah – war auch nicht gerade glücklich, wieder in die Unterhaltung mit einbezogen zu werden. Das war die bewährte Felix-Castor-Methode, neue Freunde zu gewinnen und Menschen zu beeinflussen. »Nein«, sagte Greg und schüttelte heftig den Kopf. »Nein, ich bin mit ihm sowieso nie besonders gut ausgekommen. War froh, ihn verschwinden zu sehen, wenn ich ganz ehrlich bin.«
    »Irgendeine Ahnung, wohin er gegangen sein könnte? Oder hat ihn jemand besucht, während er hier wohnte? Jemand, der ihm nachher vielleicht in irgendeiner Weise geholfen hat, meine ich?«
    Greg blickte erneut aus dem Fenster, als müsste er einen Teleprompter zu Rate ziehen, dann wieder zu mir. »Nein.«
    Ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit wieder auf Tang. »Wer wohnt sonst noch hier, Reggie?«, fragte ich. »Ich meine, außer Ihnen beiden.«
    Reggie verschränkte die Arme. »Niemand.«
    »Und Sie wohnen hier seit …?«
    »Castor, Sie sagten, Sie seien hergekommen, um sich einen Rat zu holen. Glauben Sie, dass es Ihnen weiterhilft, wenn Sie auftreten wie ein Cop?«
    »Nun, Sie meinten doch, es wäre Ihnen eine Freude, mir zu helfen. Ich nehme Sie nur beim Wort.«
    »Okay, ich glaube, wir haben Ihnen genug geholfen. Daher lautet mein neues Wort jetzt, verpissen Sie sich, und halten Sie sich lieber aus der Sache heraus.«
    »Das ist aber mehr als nur ein Wort. Das ist schon ein ganzer Satz«, erwiderte ich vorwurfsvoll. »Ich bin kein Polizist, Reggie.«
    »Halten Sie mich für dämlich? Ich meinte, Sie
benehmen
sich wie einer.«
    »Noch nicht einmal das. Ein Cop würde Ihnen den ganzen Mist, den Sie von sich geben, dorthin zurückschieben, wo er herausgekommen ist, und abwarten, wie Sie darauf reagieren.«
    Für einen Moment – oder vielleicht nur einen halben – herrschte angespanntes Schweigen. »Welchen Mist?«, wollte Reggie dann wissen.
    »Nun, mal sehen. Sie sind Buddhist, aber als ich reinkam, saßen Sie vor einem Teller mit Würstchen, Eiern und Speck. Sie konnten sich nicht überwinden, etwas von dem Zeug zu kosten, aber Sie gaben sich alle Mühe so zu

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