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Fels der Daemonen

Fels der Daemonen

Titel: Fels der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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hielt ihn irgendetwas davon ab. Irgendwo in ihm war es unruhig geworden. Doch es war eher eine positive Unruhe, eine, die Hoffnung aufkommen ließ.
    Bob richtete sich vorsichtig auf und horchte in sich hinein. Worauf hoffte er? Wieso hoffte er? Er spürte die Hoffnung zwar, aber er hatte nicht die leiseste Ahnung, was ihm Hoffnung gemacht hatte. Fieberhaft wühlte er in seinen Gedanken, aber der kleine Funke drohte schon wieder zu verschwinden, wurde zunehmend blasser und blasser. Verzweifelt blickte er sich um. War da irgendwas, was ihm helfen konnte? Hatte er irgendetwas gesehen?
    »Brücke, Kabeltrommel, Kiste, Schornstein«, murmelte er leise vor sich hin und deutete auf jedes Detail, als wollte er es abhaken. »Reling, Peildeck, Morselampe, Antennen ... Antennen?« Bob stutzte. »Antennen, Antennen, Antennen braucht man ... um zu ... ja, klar!«, rief er leise und schlug sich sofort mit der Hand vor den Mund, weil er befürchtete, zu laut gewesen zu sein. »Antennen braucht man, um zu funken! Ein Funksignal ... das ist es!«, jubelte Bob verhalten. »Ich müsste irgendwie in den Funkraum kommen und dort ein SOS-Signal absetzen. Die Küstenwache würde es ziemlich sicher mitkriegen und orten. Und dann ...« Bob ballte die Faust. Das könnte klappen, überlegte er, das wäre eine Chance, hier rauszukommen!
    Aber die Idee haben und sie umsetzen war nicht dasselbe, wie er feststellte, als er den Kopf hinter seinem Rettungsboot hervorstreckte. Denn der Funkraum lag irgendwo in der Nähe der Kommandobrücke, und dort hielt sich meist jemand auf. Trotzdem – er musste es versuchen! Es war seine einzige Chance, und wahrscheinlich auch die einzige Chance von Justus und Peter.
    Eine salzige Seebrise wehte Bob um die Ohren, als er den ersten Schritt aus seinem Versteck tat. Vorsichtig spähte er nach allen Seiten, aber von der Bande war im Augenblick nichts zu sehen. Vielleicht, so hoffte Bob, waren sie ja alle wieder unter Deck gegangen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Und das Schiff lag ja vor Anker, brauchte also im Moment eigentlich gar keinen, der es von der Kommandobrücke aus steuerte. Als er vorhin dran vorbeigelaufen war, war ja auch niemand dort gewesen.
    Er trat ganz ins Freie und machte die ersten unsicheren Schritte Richtung Brücke. Dabei nutzte er jede Deckung, die sich ihm bot. Bobs Blicke tasteten im Sekundentakt alle Ecken und Winkel des Schiffes ab, seine Ohren achteten auf den kleinsten Laut. Aber nichts tat sich, alles blieb ruhig.
    Endlich hatte er den Kabinentrakt hinter der Kommandobrücke erreicht. Bob duckte sich unter Fensterhöhe, um von drinnen nicht gesehen werden zu können, und schlich an die Wand gedrückt weiter nach vorne. Nach dreißig endlos scheinenden Sekunden war er an der kleinen Stiege angekommen, die hoch zur Brücke führte.
    Bob wusste, dass er keinen Augenblick zögern durfte. Er musste da hinauf. Wenn wirklich niemand da war, zählte jede Sekunde. Auf allen vieren krabbelte er die sieben Stufen der hölzernen Leiter nach oben. Dann nahm er die angelehnte Kabinentür zwischen Daumen und Zeigefinger und zog sie einen Spalt auf. Ein leises Knarren ertönte, und Bob hielt die Luft an. Jetzt galt es.
    Er öffnete sie weiter und warf einen Blick in die Brücke. Keiner da! Mit einem Satz war er auf den Beinen und sprang in das Kommandohäuschen. »Wo ist das Funkgerät, wo ist das blöde Funkgerät?«, flüsterte er aufgeregt und überflog hektisch die Inneneinrichtung der Schiffszentrale.
    »Radargerät, Decca-Gerät für die Positionsbestimmung, Echolot, Kreiselkompass, Motoranzeigen ... da ist es! Ein GMDSS, Gott sei Dank!«, presste Bob erleichtert hervor und stürzte zu dem Gerät. Es handelte sich um eines jener neueren Systeme, bei dem man per Knopfdruck ein SOS-Signal absetzen konnte. Er würde also nicht groß irgendwelche Einstellungen vornehmen und Regler hin- und herdrehen müssen.
    »Wo ist der Knopf, wo ist er?« Bob suchte hektisch die Anlage ab.
    »Hab ich dich!«, jauchzte er und drückte einen kleinen roten Knopf, über dem SOS stand. Augenblicklich flammte ein ebenfalls rotes Lämpchen auf und begann rhythmisch zu blinken.
    »Vielleicht meldet sich ja gleich jemand? Dann kann ich ihm sofort ...«
    »Da bist du ja wieder, du kleiner ... Hey, was hast du hier rumzufummeln?«
    Starr vor Schreck stierte Bob jenen Frank an, der ihn schon unten im Gang erwischt hatte. Konzentriert auf das Funkgerät hatte er für eine Sekunde völlig vergessen, dass er ja auch

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