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Fels der Daemonen

Fels der Daemonen

Titel: Fels der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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im Weiterlaufen eine Tasche auf, aber dann sprang er, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, barfuß, wie er war, die Treppe hinauf. Nur einmal blickte er sich um, um den Abstand zu seinem Verfolger abzuschätzen. Und genau in diesem Moment öffnete sich die Tür, vor der er eben gelauscht hatte.
    »Frank, du Idiot, was schreist du denn hier so rum?«, stürzte das Rattengesicht aus der Kabine.
    Bob lauschte atemlos.
    »Halt die Klappe, Max! Erklär mir lieber, wie diese kleine Mistratte an Bord kam, die ich gerade vor eurer Kabinentür aufgescheucht habe!«
    »Welche Mistratte? Wovon sprichst du?«
    »Na, von dem Kerl, der gerade die Treppe rauf ist!«
    »Was? Ich versteh kein Wort. Hast du wieder zu tief in die Tequilaflasche geguckt, oder was?«
    »Mann, geh mir nicht auf die Nerven! Trommel lieber alle zusammen! Wir müssen diese Kröte erwischen!«
    Bob hatte genug gehört. Er rannte aus dem Treppenaufgang und orientierte sich blitzschnell: Richtung Heck – die Kommandobrücke, dahinter – ein gewaltiger Schornstein, darüber – das Peildeck mit Antennen, Morselampe, Signalleine, direkt vor ihm – ein Ladebaum, zwei Ladepfosten, ansonsten noch – Kabeltrommeln, Kisten, Taue, Geräte.
    Er raste einfach los, nur weg von den Kerlen. Erst setzte er über eine große Holzkiste hinweg und sprintete auf die Kommandobrücke zu. Im Vorbeilaufen erkannte er, dass sie im Moment zum Glück nicht besetzt war. Dann huschte er noch an ein paar Kabinen vorüber, die sich unten an die Brücke anschlossen, und stand schließlich außer Puste auf dem hinteren Teil des Schiffes.
    ›Wohin? Verdammt noch mal, wo soll ich hin?‹, jagte es durch seinen Kopf.
    »Hier vorne ist er nicht!«, brüllte auf einmal jemand vom Bug her. »Lasst uns hinten suchen!«
    Wie ein gehetztes Tier sah Bob sich um. Nirgends schien sich ein Versteck zu bieten, und die Schritte der Kerle drangen bereits dumpf über das Deck bis zu ihm. Plötzlich entdeckte er eine Möglichkeit – aber eigentlich war es gar keine, wenn man noch einigermaßen bei Trost war. ›Das klappt nie!‹, durchfuhr es ihn, ›viel zu gefährlich, völlig unberechenbar.‹ Aber er hatte keine Wahl ...
    »Wo ist jetzt der kleine Mistkerl, hm, Frank?« Die Meute war ebenfalls auf dem Achterdeck angekommen.
    »Er muss hier irgendwo sein.«
    »Na, sicher.«
    »Er war da, ich sag’s euch doch!«
    »Komm, hauch mich mal an!«
    »Ich kann dich höchstens umhauen, wenn du mir noch mal so kommst, du Schwachkopf!«
    »Hey, hey, ragazzi! Piano, piano!«, ging da der Italiener dazwischen. »Wir haben alles durchsucht, Frank, und hier ist wirklich niemand! Niente! Also, beruhig dich wieder!«
    »Aber ich bin doch nicht blöd!«
    »Finito!«
    Der Gangster murmelte irgendwelche Verwünschungen vor sich hin, und dann entfernte sich die Bande langsam wieder.
    Bob wartete noch zwanzig Sekunden, aber dann schmerzten seine Oberarme so sehr, dass er es kaum noch aushielt. Mit letzter Kraft zog er sich an dem Tau, das über das Heck baumelte, hoch und schwang sich über die Reling. Hinter einem Rettungsboot blieb er erschöpft liegen.
    Ein oder zwei Minuten ruhte er sich aus und rieb seine brennenden Muskeln. Aber dann musste er sich wieder voll konzentrieren. Denn seine Situation hatte sich nicht wesentlich verbessert, auch wenn die Ganoven im Augenblick nicht mehr hinter ihm her waren.
    Obwohl ihm das Herz bis zum Hals schlug, versuchte Bob, Ruhe zu bewahren. Er ließ sich verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf gehen, wie er aus dieser brenzligen Lage wieder entkommen könnte.
    ›Zurück zum U-Boot‹, war sein erster Gedanke. ›Die fahren ja bald wieder an Land, um weiter nach Justus und Peter zu suchen. Und wenn ich mich aufs Boot stehle und mich in der Höhle wieder von Bord mache, hab ich sie vom Hals ... natürlich immer vorausgesetzt, dass mich keiner erwischt.‹
    Aber Bob sah ein, dass ihm und seinen beiden Freunden das nicht weiterhalf, denn dann wäre er zwar wieder an Land, aber die Bande immer noch hinter ihnen her. Und da sie jetzt sogar für Verstärkung sorgten, standen die Chancen eher schlechter als zuvor. Verzweiflung machte sich in Bob breit. Es sah hoffnungslos aus.
    Plötzlich schrak er auf. Etwas hatte sich in seinem Blickfeld bewegt. Aber Bob beruhigte sich gleich wieder, weil ihn nur eine kurze Drehung der Radarantenne auf dem Peildeck irritiert hatte. Er wollte sich wieder in seine Gedanken vertiefen, um weiter nach einer Lösung des Problems zu suchen, aber diesmal

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