Felsen der Liebe
Idee nicht gerade begeistert war, schreckte sie nicht ab. Sie versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass Meg unglücklich war und sie etwas dagegen tun mussten – selbst wenn er Meg nicht besonders mochte. So ließ er sich doch von Caroline erweichen.
“Ich habe Konzertkarten für übernächsten Samstag”, verkündete er eines Abends beim Essen. “Vivaldi. Hast du Lust, mich zu begleiten, Meg?”
“Ich … ich …” Meg blickte Guy ungläubig an.
“Vielleicht magst du keine klassische Musik.”
Bevor sie ablehnen konnte, mischte Caroline sich ein. “Natürlich mag sie klassische Musik.”
“Danke, aber …” Meg suchte verzweifelt nach einer Ausrede.
“Du möchtest mich nicht begleiten”, meinte Guy.
“Guy!” Seine Mutter warf ihm einen warnenden Blick zu. “Von deinen Freundinnen magst du es gewohnt sein, dass sie sofort nachgeben, aber Meg fällt nicht in diese Kategorie.” Dann wandte Caroline sich an ihre Schwiegertochter. “Überleg es dir noch einmal. Du musst einmal unter Menschen kommen.”
Aber nicht mit Guy, fügte Meg in Gedanken hinzu. “Ich weiß nicht”, erwiderte sie. “Jack sagte, er würde vor seinem Konzert in Berlin vielleicht für ein paar Tage hierher kommen.”
“Und das hast du ihm geglaubt?”, sagte Guy leise.
“Guy!” Diesmal funkelte seine Mutter ihn wütend an, doch er hatte seine Aufmerksamkeit auf Meg gerichtet, die offensichtlich mit den Tränen kämpfte.
“Es tut mir leid”, entschuldigte er sich dann.
Meg schüttelte den Kopf. “Nein, du hast Recht. Ich habe es ihm nicht geglaubt. Bitte entschuldigt mich”, fügte sie hinzu und sprang auf, um nach oben zu eilen.
Guy folgte ihr und holte sie auf der Treppe ein. Als er ihren Arm umfasste, wirbelte sie zornig herum, doch sobald sie seinen mitfühlenden Gesichtsausdruck bemerkte, musste sie schlucken.
“Ich hatte kein Recht dazu, so etwas zu sagen”, meinte er leise. “Es geht mich nichts an.”
Dass er sich bei ihr entschuldigte, verblüffte sie. “Ich … In gewisser Weise schon”, räumte sie ein. “Ich meine, dies ist dein Zuhause, und sicher ist es eine Belastung, wenn eine Fremde hier wohnt …”
“Darum geht es nicht”, fiel er ihr ins Wort. “Du bist keine Fremde für mich. Du bist …”
Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, wirkte Guy Delacroix unsicher. Verwirrt erwiderte sie seinen Blick.
“Du bist die Frau meines Bruders”, fuhr Guy fort, als müsste er sich diese Tatsache ins Gedächtnis rufen, “und dies hier ist auch dein Zuhause.”
“Danke”, sagte Meg höflich, denn sein Tonfall war nicht besonders herzlich gewesen.
Guy hielt sie noch einen Moment fest, während er ernst ihr Gesicht betrachtete. Irgendwie schaffte sie es, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken, bis er sie schließlich losließ. Hocherhobenen Hauptes ging sie die Treppe hoch und anschließend den Flur entlang zu ihrem Schlafzimmer. Dort warf sie sich aufs Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Sie weinte, weil ihr Traum nicht in Erfüllung gegangen war und es für Jack und sie keine Zukunft gab. Sie würde keine Kinder mehr bekommen, und Jack würde immer unterwegs oder im Studio sein und keine Zeit für sie haben.
Guy hatte es von Anfang an gewusst und bereits bei ihrer ersten Begegnung versucht, es ihr klarzumachen. Doch sie war zu stolz oder auch zu naiv gewesen, um auf ihn zu hören. Und jetzt war es zu spät.
Sie hatte sich damit abfinden müssen, dass das alles gewesen war. Ab und zu würde sie ein paar Tage mit Jack verbringen und es bis an ihr Lebensende bedauern, ihn geheiratet zu haben.
Aber hatte sie es sich nicht so ausgesucht?
3. KAPITEL
“M um.” Maxines Stimme riss Meg aus ihren Gedanken. “Kann ich mir denn eine Cola aus dem Speisewagen holen?”
“Ja, natürlich.” Meg nahm eine Fünfzigpencemünze aus ihrem Portemonnaie und gab sie ihrer Tochter. Dann beobachtete sie, wie Maxine den Gang entlangging.
Was mache ich eigentlich hier? fragte Meg sich zum wiederholten Mal. Sie saß im Zug nach Cornwall, um zu der Beerdigung eines Mannes zu fahren, mit dem sie sich in den letzten zehn Jahren nur gestritten hatte.
An der Trauerfeier würde sie allerdings nicht teilnehmen. Da Guy zu sehr mit den Formalitäten beschäftigt war, hatte er es nicht geschafft, noch einmal nach London zu kommen. Nun musste sie Maxine wohl oder übel begleiten, denn sie wollte sie nicht allein reisen lassen.
Die Beerdigung sollte am nächsten Morgen stattfinden, und Meg wollte im Hotel
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