Felsen der Liebe
war?”
“Das habe ich nicht behauptet. Niemand bestreitet, dass Jack dich wie den letzten Dreck behandelt hat. Allerdings haben wir alle unseren Teil dazu beigetragen …” Guy ließ den Blick vielsagend über ihren Körper schweifen, bevor er fortfuhr. “Und wir waren alle erwachsen.”
“Halt den Mund!”, fuhr sie ihn an, denn sie wollte die Wahrheit nicht hören.
“Nein, ich denke überhaupt nicht daran.” Als sie sich abwenden wollte, verstärkte er seinen Griff. “Damals hast du deine Wahl getroffen. Du bist zu meinem Bruder zurückgekehrt und wieder schwanger geworden, bevor du beschlossen hast, ihn zu verlassen.”
“So ist es nicht gewesen!”, widersprach sie mit bebender Stimme.
“O doch.” Er zog sie näher an sich. “Du hast dich damals wie ein unreifer Teenager benommen.”
“Ich
war
ein Teenager!”, rief sie. “Ein naiver, vertrauensseliger Teenager, der es einfach nicht besser wusste. Ist das etwa ein Verbrechen?” Aufgebracht funkelte sie Guy an.
“Vielleicht nicht”, räumte er ärgerlich ein, “aber das, was du später getan hast. Du wolltest es Jack heimzahlen. Das verstehe ich. Wahrscheinlich hatte er es nicht verdient, seine Tochter kennen zu lernen. Doch was ist mit Maxine?”
“Ich … Du hast ja keine Ahnung …” Meg wollte sich verteidigen, aber Guy ließ sie gar nicht zu Wort kommen.
“Ein schlechter Vater ist besser als gar keiner”, erklärte er. “Obwohl Jack ein Egoist war, hätte er Maxine nie wissentlich geschadet. Und ich gehe jede Wette ein, dass sie ihn auch sehen wollte. Aber du hast es verhindert, stimmt ‘s?”
“Du hast ja keine Ahnung”, wiederholte Meg resigniert.
“Dann klär mich bitte auf.”
Am liebsten hätte sie es Guy erzählt. Es wäre einfach gewesen, sich von dieser Last zu befreien, die sie zwölf Jahre mit sich herumgeschleppt hatte. Von Jahr zu Jahr war es schlimmer geworden.
“Maxine ist nicht …” Kaum hatte Meg die Worte ausgesprochen, fragte sie sich, ob sie nun völlig verrückt geworden war. Nein, sie konnte es ihm nicht mehr sagen. Es war zu spät.
“Was ist sie nicht?” Guy schaute ihr forschend in die Augen.
“Das geht dich nichts an.”
Als er ihr blasses Gesicht betrachtete, wurde ihm klar, dass er nicht mehr aus ihr herausbekommen würde. Obwohl er sie am liebsten geschüttelt hätte, ließ er sie schließlich los und wandte sich ab.
Meg blickte ihm nach, als er den Flur entlangging. Sie war wie gelähmt. Beinahe wäre sie damit herausgeplatzt, dass Maxine gar nicht Jacks Tochter war. Mehr hätte sie auch gar nicht zu sagen brauchen, denn Guy hätte gewusst, was das bedeutete.
4. KAPITEL
“I ch möchte nicht zur Beerdigung, Mum”, erklärte Maxine, fünf Minuten bevor Guy Delacroix sie abholen sollte. Das war typisch Maxine!
“Du musst aber”, sagte Meg ungeduldig. Etwas versöhnlicher fügte sie hinzu: “Bist du aufgeregt?”
Maxine nickte. “Meinst du, dass viele Leute kommen?”
“Keine Ahnung”, gestand Meg. “Wahrscheinlich schon, denn dein Dad war sehr beliebt. Aber keine Angst, Guy wird die ganze Zeit bei dir sein.”
“Du magst ihn nicht, stimmt ‘s?”
“Ich …” War das so offensichtlich? Meg beschloss, ihrer Tochter einen Teil der Wahrheit zu erzählen, damit sie nicht noch mehr Fragen stellte. “Nach meiner Trennung von deinem Vater hat sich mein Verhältnis zu seiner Familie verschlechtert. Guy hat natürlich für ihn Partei ergriffen.”
“Habt ihr euch meinetwegen getrennt?”, erkundigte sich Maxine leise.
“Nein”, erwiderte Meg nachdrücklich. Wie oft hatte sie versucht, es ihrer Tochter zu erklären? “Wir hatten schon Probleme, lange bevor du geboren wurdest.”
Obwohl Maxine erleichtert wirkte, fühlte Meg sich keineswegs besser. Seit zwölf Jahren lebte sie mit einer Lüge, und es wurde immer schwerer für sie. Zum Glück klingelte im nächsten Moment das Telefon. Die Empfangsdame teilte ihr mit, Mr. Delacroix sei auf dem Weg nach oben.
Meg warf einen letzten prüfenden Blick auf ihre Tochter, die ein schlichtes blaues Kleid und flache Schuhe trug – genau das Passende für eine Beerdigung. Maxine sah darin zwar sehr brav aus, aber es war unverkennbar, dass sie eines Tages eine Schönheit sein würde.
Als es an der Tür klopfte und Guy daraufhin hereinkam, wandte Meg sich ab und trat an die Frisierkommode, auf der Taschentücher lagen. Noch immer fühlte sie sich körperlich zu ihm hingezogen, und sie konnte ihn nicht ansehen, ohne daran erinnert
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