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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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beim Handy des Absenders, also bei diesem – äh –«
    »Bernie Gudrian.«
    »– ja, hier haben wir es entweder mit einem uralten System zu tun, einem GSM ohne weitere Zusatzausrüstung. Oder der Schlaumeier hat die GPS -Ortungsdienste abgeschaltet, damit der Akku länger läuft. Das Zweite ist, dass die Sendemasten hier in der Gegend auch nicht auf dem neuesten Stand sind – von wegen mondäner Weltkurort. Zusammengenommen kann das zu einer Ungenauigkeit bis zu fünfundzwanzig Kilometer führen!«
    »Wie bitte? So vage?«
    »Damit nicht genug. Im Ort ist doch heute dieses Motorradtreffen. Dreißigtausend Teilnehmer im Skistadion. Udo Lindenberg als Gaststar. Natürlich ein Double von ihm. Aber Tausende dieser
Ich-bin-Rocker
-Typen greifen zum Handy und schicken das Foto nach Hause. Da ist das System ausgestiegen.«
    »Was heißt das?«
    »Im Klartext heißt das, dass mit einer Ortung erst in einer Stunde zu rechnen ist. Und wenn, dann wird sie vermutlich sehr ungenau werden. Tut mir leid.«
    Becker klang, als hätte er Gudrian höchstpersönlich zum Ausschalten des Ortungssystems geraten und als hätte er allein fünfhundert Udo-Lindenberg-Ich-bin-Rocker-Grüße abgeschickt.
    »Ich hätte trotzdem noch eine Frage«, sagte Maria. Sie versuchte eine lockige Strähne, die ihr dauernd ins Gesicht fiel, nach hinten zu streifen. »Sie sprechen von fünfundzwanzig Kilometern. Das kann ich mir vermutlich als einen Kreis auf der Landkarte vorstellen.«
    »So ist es«, sagte Becker grimmig. »Das ist das komplette Werdenfelser Land.«
    »Ganz laienhaft gesprochen: Ist dann der Mittelpunkt des Kreises der wahrscheinlichste Ort? Sollen wir dort anfangen zu suchen? Wird es sozusagen nach außen immer unwahrscheinlicher?«
    »So verhält es sich leider nicht«, erwiderte Becker. »Das Handy kann sich zum Zeitpunkt des Sendens an jedem Punkt in diesem Kreis befunden haben. Wollen Sie technische Details?«
    »Nein, nein, ich glaube Ihnen auch so!«
    »Und wenn das Senderhandy inzwischen ausgeschaltet wurde?«, fragte Ostler.
    »Dann läuft gar nichts mehr. Dann können wir nur hoffen, dass sie sich noch in diesem 25 -Kilometer-Radius aufhalten.«
    »Wenn es eine Geiselnahme ist«, warf Ostler ein, »wird der Geiselnehmer es doch nicht versäumt haben, die Akkus und die SIM -Cards zu entfernen!«
    »Aber ich kann doch ohne SIM -Karte einen Notruf absetzen«, sagte Maria. »Also muss ich das Handy ja auch orten können.«
    »Das ging früher mal, jetzt aber nicht mehr. Ist zu viel Unfug damit getrieben worden. Tut mir leid.«
    »Danke, Becker«, sagte Jennerwein. »Wenn Sie doch noch was Neues erfahren, lassen Sie von sich hören.«
    »Udo Lindenberg!«, fluchte der Spurensicherer beim Hinausgehen. »
Ich bin Rocker.
Das ist ausgesprochen wichtig, dass das die ganze Welt erfährt.«
    Er schlug die Tür zu.
     
    Der Geiselnehmer hatte die Akkus und SIM -Cards der Handys, die sich im Sack befanden, durchaus nicht entfernt. Er hatte selbstverständlich auch nicht
versäumt
, sie zu entfernen. Er hatte sich diesen Punkt lange überlegt: Sollte er die Handys gleich nach dem Überfall unbrauchbar machen? Nein! Denn dann riefen die Freunde und Partner an und hörten die Funkschatten-Ansage
Momentan nicht erreichbar
. Das wäre zumindest in dieser Häufung auffällig und deshalb verdächtig gewesen. Er hatte sich dafür entschieden, die Handys nicht auszuschalten. Dann meldete sich die Mailbox. Niemand käme auf die Idee, deswegen die Polizei zu rufen. Dann wollten die Herrschaften halt ungestört sein – ja und? Er hatte allerdings nicht mit so vielen Anrufen gleichzeitig gerechnet. Vor eineinhalb Stunden war er vor dem Sack klingelnder Mobiles gesessen, das wilde Gedudel hatte ihn ungemein genervt. Er hatte sich kurz überlegt, ob er diesen Punkt des Plans nicht spontan verändern sollte. Aber nein, es hatte schon genug Abweichungen gegeben: Da war der überraschend große Widerstand seines Informanten. Da waren die kleinen verzweifelten Gegenmaßnahmen der Klassenkameraden – bis hin zum kläglichen Versuch, ihn mit Jean-Jacques in Verbindung zu bringen. Und dann war da natürlich die SMS von diesem bärtigen Schnösel, gleich ganz am Anfang der Aktion. Das hätte ihm fast seinen ganzen Plan durcheinandergebracht. Dieser Hilferuf war viel zu früh gekommen. Und etwas anderes als ein Hilferuf konnte es ja nicht sein. Er war stolz auf sich. Als das Handy des Bärtigen geklingelt hatte, war das Problem mit einer zweiten SMS

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