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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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sei zuständig für die Abweichler von A bis K.«
    »Was wissen Sie sonst noch über ihn? Was hat er vorher gemacht und was nach seiner Exmatrikulation?« Pater Sentout zuckte nur mit den Schultern, worauf Bruno ihn drängte, Informationen über Foucher einzuholen.
    »Übrigens, ich bin noch nicht dazu gekommen, diese Liste der Taufen für Sie aufzustellen«, sagte er.
    »Stimmt, die brauche ich auch. Ich könnte morgen früh nach meinem ersten Rundgang über den Markt mit ein paar Croissants zu Ihnen zum Frühstück kommen. So gegen acht. Was halten Sie davon?« Der Priester seufzte, stimmte aber zu.
    Bruno hatte seinen Transporter vor der Mairie abgestellt. Als er vom Pfarrhaus über die Rue de Paris auf das Bürgermeisteramt zuging und über Fouchers Intrigen im Priesterseminar nachdachte, klopfte ihm plötzlich jemand von hinten auf die Schulter. Es war Montsouris, der berichtete, dass er mit dem Reporter von Paris Match verabredet sei, und Bruno einlud, doch auf ein kleines Gläschen mitzukommen.
    »Seit dreißig Jahren kaufe ich jede Nummer dieses Käseblatts, und jetzt wollen sie, dass ich mich über die Rote Komtesse auslasse«, berichtete er stolz, als sie in die Rue Gambetta einbogen, an der Ivans Café de la Renaissance lag. »Da müsste doch ein Freiabo drin sein, oder?«
    Gilles saß mit Antoine an einem der Metalltische vor dem Café. Die beiden tranken Ricard. Zwischen den Gläsern und dem fast leeren Wasserkrug lag ein Diktiergerät. Der Aschenbecher war halb voll von Antoines gelben Gitanes. Hände wurden geschüttelt. Montsouris stellte sich vor und bestellte ebenfalls einen Ricard. Bruno ließ sich ein Bier kommen.
    »Antoine erzählte eben von einer Begegnung mit der Komtesse, als er noch ein Junge war und sein Onkel als Gärtner im Château arbeitete«, sagte Gilles. »Woher kannten Sie die Komtesse?«, wollte er von Montsouris wissen.
    »Persönlich habe ich nie mit ihr gesprochen, war aber bei einem großen historischen Moment dabei«, erklärte Montsouris voller Stolz. »Aber was soll das Ganze?«, fragte Montsouris. »Wieso das plötzliche Interesse an der Roten Komtesse?«
    Bruno hatte fast vergessen, wie scharfsinnig Montsouris sein konnte. Als Mitglied der kommunistischen Partei war ihm die kapitalistische Presse zutiefst suspekt, selbst Paris Match, obwohl er jede Ausgabe von der ersten bis zur letzten Seite durchlas.
    »Wir wollen einen Nachruf bringen«, antwortete Gilles, »und der sollte, wie Sie bestimmt verstehen, griffbereit in der Schublade liegen. Die alte Dame ist ja sehr krank und ans Bett gefesselt.«
    »Putain«, stöhnte Montsouris und wischte sich mit seiner fleischigen Hand übers Gesicht. »In meiner Erinnerung sprüht sie vor Energie. Aber Sie haben Recht. Sie ist ja längst über achtzig. Viele werden sehr traurig sein, wenn sie von uns geht.«
    »Nun, und woran erinnern Sie sich noch?«, fragte Gilles.
    »Es war im Mai 1968. Ich war fünfzehn und wollte endlich die Schule hinter mich bringen und wie mein Vater bei der Eisenbahn arbeiten.« Montsouris nahm einen Schluck aus seinem Glas. Sein Vater, so erklärte er, sei ein überzeugter Kommunist gewesen, seit Jahrzehnten Mitglied der Partei und Gewerkschaftsfunktionär beim CGT . Als einer der Organisatoren des Generalstreiks habe er geglaubt, auf die von Studenten ausgelöste Revolte würde eine Revolution folgen, an deren Spitze die Arbeiterschaft stünde.
    »Mein Vater und ich standen auf Seiten der Studenten im Quartier Latin in Paris und haben – ich weiß noch, es war freitagnachts – dabei geholfen, die Rue Saint-Jacques zu verbarrikadieren, als die Schweine von den CRS mit Tränengas anrückten«, erzählte er. Die Compagnies Républicaines de Sécurité waren ein gefürchteter und berüchtigter Verband der police nationale. Montsouris’ Vater hatte es mit Hilfe seines Sohns geschafft, einen kleinen Bulldozer von einer Baustelle zu kapern und Gerümpel und Sand zur Verstärkung der Barrikaden herbeizuschaffen. Der Generalstreik begann am Montag darauf, und gegen Ende der Woche zogen Montsouris und sein Vater mit vierzigtausend Arbeitern vor das Tor der Renault-Werke in Boulogne-Billancourt, einem Pariser Vorort.
    »Wir riefen die Arbeiter dazu auf, ihre Fabriken zu besetzen. Und da sah ich sie – auf der Tribüne, die vor dem Werksgelände am Fluss aufgebaut worden war und wo ich stand, weil mein Vater auch gleich zu der Arbeiterschaft sprechen sollte. Sie stand neben ihrer Tochter und hielt die beste Rede,

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