Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
fürchte, das funktioniert nicht«, sagte der Bürgermeister kopfschüttelnd. »Der Pater interessiert sich schon lange für Satanismus. Er hat sogar schon hier bei uns Exorzismen vorgenommen und armen Seelen den Teufel ausgetrieben. Ich weiß von ihm, dass er sogar Seminare in Sachen Exorzismus gegeben hat, oben in Dinan. Vermutlich sehnt er sich nach einer Gelegenheit, wieder einmal praktisch tätig zu werden. Nein, er wittert Schwefel, und ich glaube kaum, dass Sie ihm sein neuestes Scharmützel mit dem Teufel ausreden können.«
Bevor er ging, erwähnte Bruno den anonymen Brief und sagte, dass er zu Junot auf den Hof hinausfahren werde.
»Junot ist ein Trinker, genau wie sein Vater«, bemerkte der Bürgermeister und sah auf die Uhr. »Er wird seinen Betrieb wahrscheinlich nicht halten können, weil es für Schafe keine Subventionen mehr gibt.« Er stand auf und zog sein Jackett über. »Tut mir leid, aber ich muss meine Frau im Krankenhaus in Sarlat abholen.«
»Doch hoffentlich nichts Ernstes?«, erkundigte sich Bruno besorgt. Er mochte die mütterliche Frau des Bürgermeisters, die ein Großteil des Jahres damit beschäftigt war, für die Mitarbeiter der Mairie Socken zu stricken, die sie ihnen dann zu Weihnachten übergab.
»Nein, Fabiola sagte, es sei nur eine Routineuntersuchung«, antwortete Mangin und hielt Bruno die Tür auf. »Viel Glück mit Junot! Tun Sie, was Sie machen müssen, Bruno, aber seien Sie bitte diskret.«
Bruno machte einen Abstecher zum Supermarkt, wo er erfuhr, dass Francette nicht mehr im Geschäft arbeitete. Sie habe vor gut zwei Wochen aufgehört, angeblich wegen eines anderen Jobs. Mehr wusste der Filialleiter nicht. Bruno fragte Michèle, die altgediente Kassiererin, aber auch sie konnte ihm nicht sagen, wo Francette jetzt beschäftigt war. Sie habe, so Michèle, völlig verändert ausgesehen, als sie die Kündigung einreichte, in ihren schicken Sachen, mit neuer Frisur und sorgfältigem Make-up und habe insgesamt einen wie verwandelten, ungewohnt fröhlichen Eindruck gemacht.
»Eine ihrer Freundinnen meinte, sie habe sich verliebt«, fuhr sie fort und führte Bruno in den Pausenraum, wo zwei junge Frauen Kaffee tranken und rauchten. Über den angeblichen Freund wussten die beiden nur, dass er nicht aus Saint-Denis stammte. Sie bestätigten aber, Francette habe ihren Vater gehasst und sich immer wieder über ihn beklagt.
Bevor er ging, fragte Bruno, ob der Supermarkt große schwarze Kerzen im Angebot habe. Der Filialleiter sagte, davon noch nie etwas gehört zu haben. Er wusste auch nicht, wo man sie kaufen könne, nannte Bruno aber die Telefonnummer des Hauptlieferanten für Kerzen in dieser Region, einer Firma in Sarlat. Bruno setzte sich in das kleine Café neben dem Supermarkt, bestellte eine Tasse Kaffee und tippte die Nummer in sein Handy. Vom Verkaufsleiter, mit dem er verbunden wurde, erfuhr er lediglich, dass große schwarze Kerzen eine Seltenheit seien und im Ausland bestellt werden müssten. Immerhin konnte er ihm die Nummer eines Importeurs mit Sitz in Paris geben, der, wie Bruno bei seinem nächsten Telefonat in Erfahrung brachte, im vergangenen Jahr nur vier Läden mit schwarzen Kerzen beliefert hatte, zwei in Paris, einen in Lyon und einen weiteren in Marseille.
»An solchen Artikeln sind eigentlich nur Theaterleute interessiert«, fuhr die Stimme aus Paris fort. »Gallotin, der Großhandel für Theaterbedarf, bestellt regelmäßig. Er beliefert die Filmindustrie, Opernhäuser und das Festival in Avignon, alle größeren Events.«
Bruno machte sich eine Notiz, trank aus und warf einen Blick auf die Uhr. Bis zur Mittagspause blieb ihm noch Zeit für einen Besuch auf Junots Hof. Er wollte sich gerade auf den Weg machen, als sein Handy vibrierte. Es war sein guter Freund Jean-Jacques, der Hauptkommissar, der über die tote Frau informiert werden wollte.
»Tut mir leid, dass ich nicht schon früher zurückgerufen habe. Ich hatte ein Treffen mit dem neuen Procureur de la République, der ein richtiges Energiebündel zu sein scheint. Er stammt aus Lyon, ist aber ein eingefleischter Rugbyfan. Sie werden sich also gut mit ihm verstehen.« Jean-Jacques’ neuer Vorgesetzter hatte als Staatsanwalt weitreichende Vollmachten. Er koordinierte die Strafverfolgung und benannte den Richter, der formell die Ermittlungen leitete. Sein Vorgänger, inzwischen pensioniert, hatte Jean-Jacques mehr oder weniger freie Hand gelassen. Es sah so aus, als würde Jean-Jacques’ Leben
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