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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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Wahl; er musste sie auf die Konsequenzen aufmerksam machen. Anonyme Hinweise wurden dokumentiert. Das Inspektorat der Polizei nahm sie zur Kenntnis und hatte das Recht, nachzufragen, ob der Sache nachgegangen wurde. Das Thema Gewalt gegen Ehefrauen erhitzte zurzeit die Gemüter, und Bruno würde in ernste Schwierigkeiten geraten, wenn er in Verdacht geriete, Hinweise auf solche Übergriffe ignoriert zu haben.
    »Ich hole Louis«, sagte sie und machte widerwillig die Tür ganz auf.
    »Mit Ihnen will ich zuerst sprechen«, entgegnete Bruno und stellte sich ihr in den Weg. Madame Junot wich schreckhaft zurück und presste die Zähne aufeinander, offenbar vor Schmerz, denn sie fasste sich unwillkürlich an die Rippen.
    »Sie sind verletzt, Madame? Was ist passiert?« Er warf einen Blick in die große Küche, die mit Steinplatten ausgelegt war und im Winter bitterkalt sein würde. Das alte steinerne Waschbecken war ohne Wasseranschluss. Wasser musste draußen an der Pumpe gezapft werden. Die einzig moderne Annehmlichkeit war eine nackte Glühbirne, die von der Decke hing, sowie ein alter, mit Gasflaschen betriebener Herd.
    »Ich bin die Treppe runtergefallen.«
    »Aber davon haben Sie doch nicht das blaue Auge. Wie ist es dazu gekommen?«
    Sie antwortete nicht und trat vor den Herd, auf dem ein großer Topf stand. Als sie den Deckel hob, roch es nach Entenfett und Knoblauch. Sie schlug zwei kleine Eier hinein und rührte sie mit einem alten, schwarz gewordenen Holzlöffel unter die Suppe.
    »Sie kochen eine tourain ?«, fragte Bruno, als er auf der Anrichte eine Schale mit kleinen Brocken trockenen Brotes sah. Die Suppe, ein traditionelles Gericht des Périgord, war billig, sättigend und einfach herzustellen. Der Fond aus einer ausgekochten Entenkarkasse, gewürzt mit Knoblauch und Salz, wurde mit Wasser oder Milch verlängert und mit trockenem Brot oder Suppennudeln sowie einem oder zwei Eiern eingedickt. Wenn die Suppe dann in einer Schale serviert wurde, ließ es sich ein echter Périgourdin nicht nehmen, ein halbes Glas Rotwein hinzuzugeben und die Brühe geräuschvoll zu schlürfen.
    Sie zuckte die Achseln und hielt sich abgewandt. Das Blumenmuster ihrer Wickelschürze war bis zur Unkenntlichkeit ausgewaschen. Darunter trug sie ausgeleierte Wollstrümpfe und einen Pullover, den sie aus der Wolle der eigenen Schafe gestrickt haben musste. Nicht einmal einen Fernsehapparat hatten die Junots, geschweige denn einen Computer. In einem Regal an der Wand gegenüber dem Fenster standen ein alter Radioapparat, eine Bibel, ein Almanach für Landwirte und ein abgegriffenes Kochbuch. Andere Bücher gab es nicht, auch keine Zeitungen oder Zeitschriften. Wie traurig musste Francettes Kindheit gewesen sein, dachte Bruno und stellte sich vor, wie ihr wohl zumute gewesen sein mochte, wenn sich ihre Klassenkameraden über Fernsehsendungen oder Popsongs unterhalten hatten.
    »Wo ist Ihre Tochter?«, fragte er. »Wie man mir sagte, arbeitet sie nicht mehr im Supermarkt und hat eine neue Anstellung.«
    Madame Junot erstarrte. »Sind Sie deswegen gekommen?«
    »Nein, ich bin gekommen, um zu fragen, ob Sie misshandelt werden. Es liegt ein Hinweis vor, eine Anschuldigung. Wir nehmen häusliche Gewalt sehr ernst. Sie wird als schwere Straftat geahndet, und Louis könnte ins Gefängnis kommen«, sagte er. Durch das Fenster sah er ihren Mann im Scheunentor an einem uralten Traktor herumhantieren. »Die Vorwürfe scheinen zuzutreffen. Man sieht Ihnen an, dass Sie geschlagen wurden.«
    »Nein, ich bin gestürzt. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.« Sie hatte den Kopf gesenkt, und es schien, als redete sie mit der Suppe, in der sie rührte. Bruno fragte sich, warum der Hof oben auf dem Hügel stand, den Winterstürmen ausgesetzt, und nicht unterhalb der Stallung, die Schutz hätte bieten können. Aber dann fiel ihm auch gleich die Antwort ein. Dung und Jauche wären bergab auf das Wohnhaus zugesickert. Es gab noch ein paar andere Höfe hier oben in den Hügeln, die zum Teil noch älter waren als der der Junots, Bauernhäuser, deren Bewohner direkt über dem Stall wohnten und so von der Wärme des Viehs profitieren konnten.
    »Er hat auch Francette geschlagen, nicht wahr?«, setzte Bruno nach. »Ist sie deshalb von zu Hause ausgezogen?«
    Madame Junot schwieg, ließ aber nun die Schultern hängen, die, wie er sah, zu zittern anfingen. Es schien, als versuchte sie, einen Weinkrampf zu unterdrücken. Er trat neben sie und schaute ihr ins

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