Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
Vom Netzwerk:
Gesicht. Tränen rannen ihr über die Wangen, sammelten sich am Kinn und tropften in die Suppe.
    »Sie verstehen nicht«, flüsterte sie. »Francette konnte einfach gehen, sie hat ihr Leben noch vor sich. Aber ich kann nirgendwohin, selbst wenn ich es wollte.«
    »In Bergerac und Sarlat gibt es Frauenhäuser«, sagte Bruno. »Ich könnte Sie hinfahren. Jetzt gleich.«
    »Ich will nicht«, entgegnete sie entschieden und wischte sich die Tränen mit dem Schürzenzipfel ab. »Er war nicht immer so. Aber dann ist alles den Bach runtergegangen, die Subventionen sind ausgeblieben, die Schafe sterben, wir können die Tierarztrechnungen nicht mehr bezahlen, und jetzt gibt auch noch der Traktor den Geist auf…«
    »Die Übergriffe müssen aufhören«, erwiderte Bruno. Er wusste nicht, was er sonst hätte sagen können. Nicht zum ersten Mal dachte er daran, dass es sinnvoll wäre, eine Kollegin zu haben.
    »Louis ist kein schlechter Mann.« Sie hatte sich wieder gefasst. »Ich kenne ihn so gut wie niemand sonst.«
    »Ist er betrunken, wenn er Sie schlägt?«
    Sie zuckte mit den Achseln und fuhr sich wieder wimmernd mit der Hand an die Rippen. Bruno war entschlossen, sie in die Klinik zu bringen, unabhängig davon, wie sein Gespräch mit dem Ehemann ausgehen würde.
    »Er kann sich nur noch seinen eigenen Wein leisten, und davon ist nicht mehr viel übrig«, sagte sie und drehte das Gas unter dem Topf ab. »Und da ist keiner, der mit ihm anstößt.«
    Sie wandte sich der Rückwand zu, vor der ein mit Heu gefüllter Kasten stand, in dem frisch Gekochtes langsam zu Ende garen konnte. Bruno nutzte selbst eine solche Vorrichtung, wusste aber, dass sie früher nur in armen Familien zum Einsatz gekommen war, die auch mit Gas sparsam umgehen mussten.
    »Ich mach das«, sagte er, weil sie den Kasten in ihrem Zustand kaum tragen konnte, und hob ihn auf die Arbeitsplatte neben dem Herd. Dann stellte er den Suppentopf hinein, stopfte den Kasten mit Heu aus und verschloss ihn. Die Suppe würde nun den ganzen Tag über weiterköcheln.
    »Wenn ich gleich wieder hier bin, fahre ich Sie in die Klinik«, sagte er.
    »Nicht nötig.«
    »Doch. Entweder Sie kommen freiwillig mit oder ich nehme Sie wegen Behinderung der Justiz fest und lasse Sie von einem Arzt in der Zelle untersuchen.« Bruno bluffte, aber er musste sicherstellen, dass sich ein Arzt um sie kümmerte, am besten Fabiola, die inzwischen von ihrem Privatpatienten zurückgekehrt sein musste.
    Er nahm Louis’ Flinte zur Hand, die an Haken an der Wand hing, klappte sie auf und spähte vor dem Fenster durch beide Läufe, die, wie er feststellte, ziemlich zerkratzt waren. Verschluss und Abzug hatten offenbar schon lange keinen Tropfen Öl mehr gesehen, und der Schaft war ganz trocken. Bruno atmete auf und brachte die Waffe in seinen Transporter, bevor er zu Louis hinüberging.
    Der Himmel hatte sich bewölkt, und der Wind, der hier oben auf dem Plateau nie ganz zur Ruhe kam, war aufgefrischt. Regenschauer lagen in der Luft. Zwei Ziegen glotzten ihn an und knabberten dann wieder am rauhen Gras. Louis stand vornübergebeugt vor der Motorhaube seines alten Somua-Traktors und versuchte, den Motor mit einer Handkurbel zu starten. Doch der gab nur keuchende Laute von sich, die Louis fluchend kommentierte. Neben ihm stand eine Weinflasche auf den Bodenbrettern der Scheune, die dringend mit Teeröl hätten gestrichen werden müssen. Einer der Torflügel hing schief in den Angeln.
    »Was zum Teufel wollen Sie hier?«, lallte der Alte, ohne aufzublicken.
    »Mit Ihnen reden. Es liegt eine Beschwerde gegen Sie vor. Es heißt, Sie schlagen Ihre Frau, und mir ist aufgefallen, dass sie verletzt ist. Verdankt sie das Ihnen?«
    »Geht Sie nichts an.«
    »O doch. Häusliche Gewalt steht unter Strafe. Außerdem würde ich gern wissen, wo Ihre Tochter jetzt wohnt.«
    Junot richtete sich auf und warf die Kurbel auf den Boden. Er war stämmig und ungefähr so groß wie Bruno, hatte breite Schultern und kräftige Unterarme. Er richtete seine geröteten Augen auf Bruno, presste die Lippen zusammen und ballte die Fäuste, als wollte er zuschlagen.
    »Lassen Sie uns in Frieden.«
    Bruno schüttelte den Kopf und hielt seinen Blick auf Junot gerichtet. »Ich tue nur meine Pflicht, Louis. Ich muss wissen, was hier abläuft. Wo ist Francette? Haben Sie auch Ihre Tochter geschlagen? Ist sie deswegen ausgezogen? Was ist passiert?«
    Junot kniff die Augen halb zusammen, verlagerte sein Gewicht auf den nach vorn

Weitere Kostenlose Bücher