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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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er sich vom Einstieg entfernte. Die direkte Verbindung zwischen Kapelle und Gouffre war, wie er wusste, kaum mehr als einen Kilometer lang. Der Tunnel aber verlief nicht schnurgerade; er war je nach Festigkeit des Gesteins kurvig ausgewaschen worden.
    Nach dreihundertsechzig Schritten hörte er das Geräusch fließenden Wassers. Weitere zwanzig Schritte später sah er ein Licht schimmern. Wieder rief er Isabelles Namen und hörte zu seiner großen Erleichterung eine ferne Stimme, verzerrt vom Widerhall. Aber deutlich vernehmbar war das langgezogene O am Ende seines Namens.
    Obwohl es ihn drängte, ihr zu Hilfe zu eilen, behielt er sein Tempo bei. Er hatte vierhundertfünfzehn Schritte gezählt, als er eine weite Kammer erreichte. Das Licht, das er gesehen hatte, spiegelte sich auf einem stillen Tümpel. Auf der anderen Seite, rund zwanzig Meter entfernt, stand Isabelle. Balzac kläffte munter. Bruno richtete den Strahl der Lampen auf sie.
    »Alles in Ordnung?«, rief er alarmiert. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    »Ja«, antwortete sie. »Aber ich weiß nicht, wie tief das Wasser ist, und da hab ich gedacht, ich warte besser hier auf dich.«
    »Es muss einen Weg geben«, sagte er. »Wie hätten die Einbrecher sonst in die Gouffre gelangen können?«
    Er legte seinen Rucksack ab, zog Blouson und Hemd aus und hielt einen Arm ins Wasser. Es war eiskalt und unbewegt, jedenfalls konnte er keine Strömung wahrnehmen. Er richtete sich wieder auf und fuhr mit dem Lichtstrahl am Ufer entlang, das ringsum steil abzufallen schien. Der Felskessel, in dem sie sich befanden, war an die dreißig Meter tief und von einem hohen Gewölbe überspannt. Auf der rechten Seite klaffte unmittelbar über dem Wasserspiegel eine Öffnung im Fels.
    Er näherte sich Isabelle, kam aber nur bis auf drei oder vier Meter an sie heran. Springend würde er sie kaum erreichen können. Woher kam nur das Geräusch fließenden Wassers?
    Irritiert stand er wieder auf. Es musste doch irgendwo einen Abfluss geben. Noch während er darüber nachgrübelte, hörte er Isabelle, die ihm etwas zurief, und als er aufblickte, sah er den Welpen in ihren Armen. Wie um alles in der Welt war er zu ihr gelangt?
    Schnell kehrte Bruno an den Ausgangspunkt zurück, wo das Wasserrauschen lauter war, wie er nun feststellte. Er legte sich bäuchlings an den Rand des Tümpels und griff in der Nähe der Felswand mit der Hand hinein. Das Wasser strömte spürbar an seinem Arm entlang. Als er ihn ein Stück zur Seite bewegte, traf er auf eine Felskante. Mit der Hand ertastete er nur wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche einen breiten Sims, ähnlich wie einen Damm. Offenbar hatte Balzac darauf den Tümpel überquert. Für Bruno war es wegen der gewölbten Wand etwas schwerer. Er musste sich tief bücken und nahm die Hände zu Hilfe, um sich über den Steg hinwegzutasten. Und dann war er auch schon auf der anderen Seite, wo ihm Isabelle einen Arm entgegenstreckte und in dem anderen ein zappelndes Hündchen hielt.
    »Na bitte«, sagte sie lachend.
    »Gott, hab ich mir Sorgen um dich gemacht!« Er drückte sie an sich. »Aber jetzt kennen wir den Weg. Es geht rund dreihundert Meter in fast gerader Linie zurück und dann ein kurzes Stück steil hinauf in die Kapelle.«
    »Ich habe auch etwas herausgefunden«, berichtete sie stolz. »Schau mal nach oben.«
    Brunos Augen folgten dem Schein ihrer Taschenlampe. Er sah weitere Löcher im Deckengewölbe, an die sich womöglich weitere Gänge anschlossen.
    »Manche führen steil nach oben und sehen fast wie Bohrlöcher aus; andere fallen tiefer ab als das Lampenlicht reicht«, sagte sie. »Mir scheint, die Kammer wirkt wie ein Überlaufbecken, dem das Wasser, wenn der Pegel steigt, entweichen kann. Und sieh dir mal das hier an.« Sie ging ein paar Schritte zurück und bückte sich in eine Felsöffnung, die Bruno von der anderen Seite aus nicht gesehen hatte. Dahinter verbarg sich eine kleine Kammer, in der eine verrostete grüne Metallkiste mit weißer Aufschrift lag. Bruno sah sie sich aus der Nähe an und versuchte, die Schriftzeichen zu entziffern.
    »Groß W und groß D mit einem weißen Pfeil. Punkt 303   Ball mal 500.« Darin befanden sich mehrere schwarze Kerzen, die allerdings kleiner waren als die im Kahn gefundene, und ein weiteres Päckchen weißer Kerzen.
    »Das ist eine Kiste der britischen Armee, in der Karabinermunition transportiert wurde«, erklärte Isabelle. »Offenbar noch von der Zeit der Résistance. Und jetzt

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