Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
allem deshalb, weil ihre Worte wie einstudiert klangen, also nicht einfach so dahingesagt, sondern wohlüberlegt waren.
»Kannst du dir wirklich nicht vorstellen, dass sich beides verbinden lässt, Karriere und Familie?«, fragte er.
»Doch, wenn du nach Paris kommen und mit mir zusammenleben würdest. Aber in Paris wärst du nicht mehr mein Bruno. Du würdest dein Saint-Denis schmerzlich vermissen. Und wenn ich hierherzöge, wäre ich nicht mehr die Isabelle, in die du hoffentlich immer ein bisschen verliebt bleiben wirst. Und ich würde was auch immer du an mir attraktiv findest verlieren. Es funktioniert also nicht. Das ist unser Schicksal. Trotzdem habe ich diese Phantasien und stelle mir dich in Schürze sonntags in der Küche vor, während kleine Brunos und Isabelles umhertollen und mit Balzac spielen.«
»Und wo bist du in diesen Phantasien?« Er konnte sich diese Frage nicht verkneifen.
»Ich bin nicht wirklich dabei, sondern beobachte nur, als Zaungast gewissermaßen, der das alles im Grunde gar nicht für möglich hält«, antwortete sie. »Es ist einfach nicht so, dass Liebe alle Hindernisse überwindet. Es sind eben nur Märchen, wenn es am Ende heißt: ›Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.‹ Das Leben ist anders.«
»Perfektes Timing«, sagte Bruno und bog in den Weg ein, der zu seinem Hof führte. »Wir sind gleich zu Hause.«
Isabelle wollte vorher abgesetzt werden, um mit Balzac noch eine Runde zu drehen, und gab, bevor sie ausstieg, Bruno einen Kuss auf die Wange. Bruno fuhr weiter, stellte den Transporter ab und versuchte, wieder ans Abendessen zu denken, was ihm nicht ganz leichtfiel. Die erneute Auseinandersetzung mit dem Thema Zusammenleben war wie das wiederholte Kratzen an einer Wunde, obwohl man wusste, dass sie wieder aufgehen würde. Neu für ihn war eigentlich nur Isabelles Traum von einer Familie. Doch weil der nie in Erfüllung gehen würde, verdrängte er den Gedanken und ging in die Küche.
Er holte gerade das Einmachglas vom Regal, in dem er die Reissorte aufbewahrte, die auch Fabiola für ihr Risotto verwendete, als er Isabelle den Welpen loben hörte, der wenig später vom Flur in die Küche getrippelt kam, angelockt von verführerischen Düften.
»Hast du den Wein gefunden, den ich mitgebracht habe?«, fragte sie. Ihre Wangen waren gerötet. Sie rieb sich die Hände und zitterte ein wenig. »Wenn die Sonne weg ist, wird’s richtig kalt.«
»Deinen Wein habe ich schon umgefüllt. Er steht im Dekantierer auf dem Tisch. Und im Kamin brennt ein Feuer. Trink einen Schluck und wärm dich auf, inzwischen mache ich die Suppe fertig.« Er gab ihr ein Glas Bergerac Sec und schaltete den Ofen ein. Dann löffelte er die Suppe in zwei Schalen, legte die Brotscheiben hinein, streute den Käse darüber und schob die Schalen in den Ofen.
»Noch zwei Minuten«, sagte er, als er ins Wohnzimmer kam, wo Isabelle die bloßen Füße vors Feuer hielt und die Arme um sich geschlungen hatte. »Soll ich dir eine Decke bringen?«
»Nein danke, aber wenn ich deine Vliesjacke haben dürfte, nur, bis mir wieder warm geworden ist.«
Er holte die Jacke, legte sie ihr um die Schultern und sagte: »Ich weiß da noch etwas, das helfen könnte.« Er nahm sie in den Arm und fuhr ihr kräftig mit den Händen über den Rücken und bis hinunter zu den Schenkeln. Vom Kamin strahlte viel Hitze ab, und es war nicht kalt im Zimmer. Vielleicht hatte sie sich erkältet. Nach einem Kuss auf ihre Stirn, die sich an seinen Lippen ein wenig fiebrig anfühlte, sagte er: »Ich schlage vor, wir essen die Suppe gleich hier vorm Kamin.«
Nachdem er in der Küche noch einen Kessel Wasser aufgesetzt hatte, brachte er auf einem Tablett die beiden Suppenschalen aus der Küche ins Wohnzimmer. Der überbackene Käse schlug noch Blasen. Balzac saß auf Isabelles Schoß. Sie nahm ihre Schale in beide Hände, hob sie vors Gesicht und sog den Duft von Knoblauch, Thymian und Wildfond ein. Bruno holte die Gläser und den Dekantierer vom Esstisch, schenkte ein und stellte die Karaffe neben den Kamin, aber nicht zu nah ans Feuer. Fast gierig schlürfte Isabelle ihre Suppe und nahm dann den Löffel, um den Toast mit dem überbackenen Käse zu teilen.
»Mir geht’s nicht gut, aber ich habe einen Bärenhunger«, sagte sie. »Den Wein, fürchte ich, werde ich kaum genießen können.«
»Um das herauszufinden, gibt’s nur eins«, erwiderte er und reichte ihr ein Glas. »Möchtest du ein bisschen was vom Risotto? Wird
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