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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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Dieu«, murmelte Bruno. »Sie ist es. In einem Pornofilm.«
    »Softporno aus den neunziger Jahren. Keine Schamhaare, keine Genitalien, keine Penetration. Alles halb so wild. Im Vorspann wird ihr Name mit Athénaïs de Bourbon angegeben, was wahrscheinlich ein Künstlername ist. Hier ist sie wieder.«
    Er lud ein anderes Video hoch. Bruno hörte amerikanische Dialoge, sehr schnell gesprochen, und dann war ein komfortabel eingerichtetes Wohnzimmer zu sehen, in dem drei teuer gekleidete Frauen an einem Couchtisch saßen und Martini tranken. Eine von ihnen war die Frau aus dem Pornofilm.
    »Sie hatte eine kleine Rolle als Französischlehrerin in einer Seifenoper, die einmal sehr populär war. Verwechslung ausgeschlossen, denn sie führte denselben Künstlernamen. Ich nehme an, mit ihrer Schauspielerei ging es nicht mehr weiter, und sie musste Pornos drehen, um ihre Rechnungen zu bezahlen.«
    Gilles spielte den Streifen noch einmal ab und hielt ihn in einem Moment an, in dem die Darstellerin mit geöffneten Augen und geschlossenem Mund relativ normal aussah. Dann vergrößerte er den Ausschnitt des Gesichts. Bruno starrte fasziniert auf den Monitor.
    »Ich habe herausgefunden, wer ihr damaliger Agent war, aber der ist inzwischen ebenfalls gestorben. Ein Kollege von ihm, mit dem ich gesprochen habe, sagte, er habe sie seit Jahren nicht gesehen. Er will aber am Morgen, kalifornische Zeit, also in ein paar Stunden, ins Büro gehen und in den Personalakten nachschauen. Darin müsste ihr tatsächlicher Name registriert sein, unter dem sie gemeldet war.«
    »Wenn Sie eine Green Card hatte, ist auch ein Fingerabdruck von ihr darauf abgebildet. Sorgen Sie bitte dafür, dass eine Kopie davon an diese Nummer gefaxt wird.« Bruno reichte ihm seine Karte. »Und vielleicht lässt sich auch herausfinden, bei welchem Zahnarzt sie in Behandlung war. Von dem brauchen wir ihre Patientenakte.«

21
     
    Junot konnte nicht stillsitzen. Er hockte neben Bruno in dessen Transporter und knabberte an seinen Fingernägeln. Mit den Füßen schien er immer wieder auf imaginäre Gas- oder Bremspedale zu treten. Dabei redete er unablässig, stellte Fragen und wollte sich dies und jenes bestätigen lassen. Bruno ließ ihn gewähren und antwortete gelegentlich, wenngleich so unbeteiligt wie ein Hundebesitzer, der seinen allzu lange im Haus eingeschlossenen Hund laufen lässt, indem er Stöckchen wirft. Ja, die auberge sei eine sehr vornehme Adresse, eine Anstellung im Hotel habe durchaus Zukunft. Na klar, inklusive Aufstiegsmöglichkeiten. Doch, doch, sie werde bestimmt wieder zur Familie zurückkehren; Blut sei schließlich dicker als Wasser. Aber die Träume einer gelangweilten, unglücklichen jungen Frau waren, wie Bruno dachte, wahrscheinlich noch zwingender.
    Doch das behielt er für sich. Im Geiste sah er immer wieder das Bild der Frau mit den nackten Brüsten, die in die Kamera starrte und an den Fingern eines Fremden lutschte. Und ein zweites Gesicht kam ihm in den Sinn, das der Witwe Venturin mit dem entsetzten Blick auf den fast tiefgefrorenen Kopf eines Ziegenbocks, den sie Odysseus gerufen hatte.
    Sie hätte den Bock niemals verkaufen dürfen, hatte sie geklagt, als sie sich vor Alphonse’ Marktstand begegnet waren. Aber der arabische Monsieur habe so verzweifelt gewirkt und ihr geschildert, wie sehr sich seine schwangere Frau nach einem Gericht aus ihrer kabylischen Heimat sehne, einer Suppe aus Ziegenrippchen.
    Madame Venturin beschrieb ihren Kunden als mittelgroßen Mann mit dunklen Haaren und blasser Haut. Möglich, dass er einen Schnauzbart hatte. Aufgefallen waren ihr seine blitzblank polierten Schuhe mit Lochmuster. Nein, sie habe den Monsieur noch nie vorher gesehen, und er sei zu ihr auf den Markt in Sarlat gekommen, auf Empfehlung, wie er sagte, weil er gehört hatte, dass sie eine Ziege zu verkaufen habe. Er sei in einem großen schwarzen Wagen mit Pferdeanhänger bei ihr auf dem Hof vorgefahren und habe bar bezahlt, mit Scheinen, die frisch aus der Druckerpresse gekommen zu sein schienen.
    An welchem Tag der arabische Monsieur auf dem Markt gewesen sei, hatte Bruno wissen wollen. Mittwoch, hatte Madame Venturin geantwortet und hinzugefügt, sie erinnere sich deshalb so genau, weil sie am Mittwoch ihren Käse immer unter den Kolonnaden verkaufe. Der Kunde habe den Bock am späten Nachmittag auf ihrem Hof abgeholt. Bruno war beeindruckt. Am Mittwoch hatte die Nachricht von der toten blonden Frau in der Zeitung gestanden, und schon

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