Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
gab. Allerdings keiner, durch den ich hätte gehen können. Insgesamt ist die Höhle riesengroß. In Gänze erforschen könnte sie nur ein Team von Experten mit Seilen, Leitern und Stirnlampen.«
»Im Tal gibt es jede Menge Höhlenvereine. Hast du nie daran gedacht, den einen oder anderen einzuladen, damit sie sich mit dir die Grotte einmal genauer ansehen?«
Der Baron zuckte mit den Schultern. Brunos Vorschlag schien ihm nicht zu gefallen. »Du weißt doch, was mir mein Vater gesagt hat. Wir sollten das Geheimnis für uns behalten, für den Fall, dass wir diesen Fluchtweg noch einmal benutzen müssen.«
Bruno schüttelte energisch den Kopf. »Genau das ist das Problem. Es geht nicht mehr nur um uns – jetzt, wo du vorhast, die Höhle an Vexin zu verkaufen. Ihm ist zuzutrauen, dass er alles der Öffentlichkeit zugänglich macht, um so viel wie möglich aus seiner Investition herauszuschlagen. Erst knöpft er den Besuchern Geld für den Eintritt in die Teufelshöhle ab und verlangt dann noch eine Extragebühr von denen, die auch den Stollen sehen wollen, in dem die Résistance ihre Waffen versteckt hat. Ist es das, was du willst? Oder was dein Vater gewollt hätte?«
»Putain, tu me casses les couilles«, fluchte der Baron. »Lass meinen Vater aus dem Spiel. Warum konzentrierst du dich nicht auf die Suche nach denen, die vor den Kindern in der Höhle waren?«
Er machte auf dem Absatz kehrt und ging davon. Es war das erste Mal, dass Bruno mit seinem Freund so heftig gestritten hatte. Er fragte sich, ob das Interesse des Barons an Béatrice womöglich der Grund war, weshalb er mit Vexin ins Geschäft zu kommen versuchte. Die Frage, warum er Béatrice in der auberge besuchte, hatte Bruno schon zu einem früheren Zeitpunkt auf der Zunge gelegen. Jetzt war er froh, sie nicht gestellt zu haben.
»He, Bruno«, rief Julien, der gerade in einem Pulk von Männern das Café verließ und auf die Mairie zusteuerte. »Der Bürgermeister hat eine Sitzung einberufen und auch Pater Sentout dazu geladen. Es scheint, er wird grünes Licht für den Exorzismus geben.«
Bruno kehrte in Fauquets Café zurück, wo der Journalist von Paris Match immer noch an seinem Tisch in der Ecke saß. Er hatte Le Figaro und Le Monde zur Seite gelegt und blätterte nun in der Finanzzeitschrift Les Echos.
»Hallo, Gilles! Was machen Ihre Recherchen über die tote Frau?«, fragte Bruno und setzte sich ihm gegenüber.
»Ich bin mir fast sicher, dass ich weiß, wer sie ist. Die Bestätigung müsste im Laufe des Tages eintreffen«, antwortete Gilles, sichtlich mit sich zufrieden. »Hollywood hängt neun Stunden zurück, also irgendwann heute Abend.«
»Hollywood?« Damit hatte Bruno nicht gerechnet. »Apropos, Showbusiness gibt es auch bei uns. Ich war eben bei einem Treffen im Bürgermeisteramt mit Pater Sentout. Für Montagmorgen um zehn Uhr ist eine Teufelsaustreibung in der Höhle geplant. Sie sind der erste Außenstehende, der davon erfährt.«
»Ist die Veranstaltung öffentlich, und wird die Presse eingeladen?« Gilles packte ein Notebook aus und schaltete es ein.
»Ja und nochmal ja«, antwortete Bruno. »Wie kommen Sie an Ihre Informationen?«
»Über Twitter und Internetrecherchen.«
»Erzählen Sie mir von Hollywood.«
»Gleich«, erwiderte Gilles und tippte auf der winzigen Tastatur herum. »Besorgen Sie sich doch inzwischen einen Kaffee. Wollen wir zusammen Mittag essen?«
Bruno schüttelte den Kopf und dachte an sein Versprechen gegenüber Junot. »Die Pflicht ruft«, sagte er und ging an die Theke. Gilles tippte immer noch auf die Tasten, sprach aber gleichzeitig in das Mikro eines kleinen Headsets am Ohr. Schließlich klappte er das Notebook zu, legte das Headset ab und winkte Bruno zu sich.
»Ich schlage einen Deal vor«, sagte er. »Ich nenne Ihnen den Namen unter der Bedingung, dass kein Dritter davon erfährt, bis ich meine Story veröffentlicht habe. Wahrscheinlich noch heute Abend. Einverstanden?«
Bruno nickte.
»Setzen Sie sich neben mich und stecken Sie den Knopf ins Ohr.« Gilles räumte seine Sachen von der Bank, um Bruno Platz zu machen, und rief dann ein Video auf.
»Ist sie das?«
Auf dem Bildschirm war eine attraktive Blondine mit nacktem Oberkörper zu sehen. Sie hatte die Augen geschlossen, schaukelte auf und ab und stöhnte. Zwei Männerhände griffen von unten an ihre Brüste. Sie öffnete die Augen und starrte gierig in die Kamera, hob eine der Hände an ihren Mund und lutschte an den Fingern.
»Mon
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