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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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schüttelte den Kopf. Er hatte mehr als genug getrunken. »Ich gehe jetzt ins Bett. Morgen muss ich wieder früh raus, es gibt noch einiges im Zusammenhang mit Pater Sentouts Exorzismus zu regeln. Sie übernachten hier. Wenn Sie Ihre Wagenschlüssel auch nur aus der Tasche holen, muss ich Sie festnehmen.«

25
     
    Die Teufelshöhle sah prächtig aus. Die Lichtinstallation aus der Marienkapelle war in den großen Höhlenraum verlegt worden, so dass zu beiden Seiten des versammelten Publikums nun riesige Rosettenfenster an den Felswänden schimmerten. Von roten, blauen und goldenen Lichtern angestrahlt, spiegelte sich das Deckengewölbe im stillen Wasser des Sees. Am anderen Ufer, wo sonst während der Konzerte die Orchestermusiker saßen, stand jetzt der Chor von Saint-Denis, alle in weißen Gewändern. Neben dem Chor war ein Altar aufgebaut worden, ein langer Tisch mit weißer Decke, einem silbernen Kreuz, zwei weißen Kerzen und dem Messgeschirr. Dahinter stand, von einem Spotlight angestrahlt, der große Schatz von Saint-Denis: das aus Holz geschnitzte Kruzifix aus der Stadtkirche.
    Feierliche Orgelmusik ertönte, als sich die Spätankömmlinge setzten. Vier Fernsehkameras waren auf den Chor gerichtet. Auf einer Bank am Rand saßen die Reporter, während Pressefotografen am Boden hockten oder hinter aufgepflanzten Stativen kauerten und nach günstigen Perspektiven auf den Höhlenraum suchten. Das halbe Städtchen schien gekommen zu sein, und draußen auf dem Parkplatz standen noch einmal so viele Menschen vor den Lautsprechern, um der Musik und den Worten des Paters zu lauschen.
    Die Orgel verstummte plötzlich. Bruno, der auf dem kleinen Balkon neben dem Bürgermeister, Jean-Jacques und dem Baron saß, spürte förmlich, wie das Publikum den Atem anhielt, als die ersten Töne von Bachs Toccata in d-Moll dramatisch durch die Höhle hallten. Das auf den Chor gerichtete Scheinwerferlicht schwenkte über den See, dann langsam über das Publikum bis hin zur Treppe. Auf deren oberster Stufe stand Pater Sentout in vollem Ornat, hinter ihm der Mesner ganz in Weiß und mit einem großen silbernen Kruzifix in den Händen. Ihm schlossen sich, ebenfalls in weiße Messgewänder gekleidet, Marcels Sohn Jean-Paul und Philippe Delarons Neffe Luc an.
    Pater Sentout kam die Treppe herunter und bestieg das Boot, das am Rand des Sees auf ihn wartete. Es war nicht etwa eines der bunt bemalten Tretboote aus Kunststoff, sondern der große, hölzerne Kahn des Barons, in dem sechs bis acht Personen bequem sitzen konnten. Der Priester nahm im Bug Platz. Der Mesner blieb feierlich vor dem Heckbord stehen, und die beiden Jungen setzten sich auf die Ruderbank. Luc löste die Leine und stieß den Kahn von der Anlegestelle ab. Das Scheinwerferlicht folgte ihnen, als die Jungen langsam über den See ruderten. Die Orgelmusik verhallte. Stattdessen waren die ersten Klänge aus Mozarts großer Messe in c-Moll zu hören.
    Als der Kahn die Mitte des Sees erreichte, setzte der Chor mit seinem Kyrie ein, und es wirkte tatsächlich wie ein Wunder, als genau in dem Augenblick, in dem der Kahn auf der anderen Seite anlegte, Florence ihr Solo Christe Eleison anstimmte und mit ihrem bezaubernden Sopran den Höhlenraum füllte.
    »Sie haben die halbe Nacht geprobt und seit heute früh um sieben«, flüsterte der Bürgermeister. Bruno nickte und schaute in das Programmheft, um nachzulesen, welche Musik ausgewählt worden war.
    »Das hätte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen«, murmelte Jean-Jacques Bruno ins Ohr. »Aber wir müssen später auch reden.«
    Das Kyrie verklang. Pater Sentout richtete sich auf, hob die Hände und segnete die Gemeinde. Offenbar trug er versteckt ein kleines Mikrofon, denn seine Worte waren in dem riesigen Raum deutlich zu hören.
    »In einer berühmten Predigt, gehalten im Jahr unseres Herrn 1972, sagte der Heilige Vater Paul VI .: ›Wir haben das Gefühl, dass durch irgendeinen Spalt der Odem Satans in den Tempel Gottes eingedrungen ist.‹ Hier, in dieser großen Höhle, die wir als ein Werk Gottes betrachten, ist ein solcher Odem tatsächlich eingedrungen. Er hat die Kammer unserer gesegneten Mutter Gottes vergiftet und entweiht.«
    Pater Sentout kniete sich auf den Gebetsstuhl vor dem Altar, worauf der Chor das triumphierende Gloria anstimmte. Als die Musik verklungen war, stand der Priester auf und sprach auf Latein: » Exorcizo te, immundissime spiritus, in nomine Domini nostri Jesu Christi – ich exorziere dich,

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