Femme Fatales
taxierten.
Schließlich der Moment in dem sie sich entblößt den beiden Maskierten gegenübersah.
Hier in diesem überhitzten, muffig riechenden Zimm er, den beiden Maskierten nackt gegenüberzustehen, fühlte sich noch furchtbarer an, als erwartet. Das hatte etwas zutiefst würdeloses. Und jeder der unbestimmten Blicke, die Milena trafen, verstärkte ihre Scham, Angst und Nervosität nur noch.
Nummer EINS riss die Plastikpäckchen eines nach dem anderen auf, und warf deren Inhalt Milena nachlässig vor die Füße: eine weiße Jeans, ein weißes ärmelloses T-Shirt, ein paar weiße Stoffschuhe mit blauer Gummisohle. Sowohl auf dem Shirt, wie den Schuhen und der Jeans, war schwarz und fett die Zahl 22 aufgedruckt.
Erleichtert und dankbar über die Sachen, beeilte Milena sich diese überzustreifen. Sie nahm sich insgeheim vor, ganz gleich, was noch geschah, unter allen Umständen einen kühlen Kopf zu bewahren und die beiden Maskierten keinesfalls zu reizen. Sie hatte anzuerkennen, dass sie die Unterlegene war.
Nummer EINS musterte Milena, während Nummer ZWEI sie zwang den Kopf zu heben und Nummer EINS geradeheraus anzublicken.
Von den dunklen Augenschlitzen, schien eine ignorante, selbstgenügsame Kraft auszugehen.
Widerwillig g efesselt vom Anblick jener dunklen Schlitze in der weißen Maske entging Milena, wie Nummer ZWEI ihre stupsnasige Waffe plötzlich gegen ihre rechte Seite presste und auslöste.
Wieder einer der grauenhaften Elektroschocks.
Milena sank zusammen.
In ihr war nichts als Dunkelheit und rasender, alles vereinnahmender Schmerz. Diesmal dauerte dieser Zustand länger als je zuvor.
Nachdem Schmerz und Finsternis wieder von unscharfen Bildern abgelöst wurden, realisierte Milena, dass man sie in diesen schrecklichen Stuhl fixiert hatte.
Ein breiter Gurt verlief unter ihren Achseln hindurch und über ihre Brust hinweg. Ein zweiter war um ihre Taille geschlungen und jeweils zwei hielten ihre Arme auf den Armlehnen. Auch jedes ihrer Beine war einmal um die Schenkel und ein zweites Mal um die Fußgelenke herum auf dem Fußteil des Stuhls fixiert.
Milena schrie.
Sie schrie so laut, dass sich ihre Stimme überschlug. Sie schrie und schrie und ahnte doch, dass es ihr nicht die Spur irgendeiner Erleichterung bringen würde.
Irgendwann bemerkte sie das Diktiergerät vor ihrem Gesicht, dort gehalten von Nummer EINS.
Milenas Schreie erstarben.
KLICK.
„Regel Nummer 3: Es gibt keine Regeln!“
Nummer EINS und Nummer ZWEI verließen nacheinander den Raum. So sicher waren sie sich ihrer selbst und ihrer Macht über Milena, dass sie es nicht einmal für nötig hielten, einen Blick zurück zu werfen, bevor sie die Türhinter sich schlossen.
Man hatte Milena entführt, gefesselt, sie mit Elektroschocks gefoltert und ausgezogen, man hatte sie in eine Uniform gesteckt und in diesem Stuhl fixiert, und doch hatte sie sich bislang noch einen letzten Rest irrationaler Hoffnung erhalten, dass sich die Ereignisse des Tages als das zu erkennen gaben, was sie eigentlich hätten sein müssen : Einer ihrer seltenen Alpträume.
Mit ihrem Schrei, vor allem aber mit jener letzten, so offensichtlich sinnlosen Regel, nämlich, dass es gar keine Regeln gab , starb jedoch auch dieser allerletzte Rest irrationaler Hoffnung in ihr.
Milena stellte sich der Realität: Sie war allein und sie war der Willkür ihrer beiden Wärterinnen wehrlos ausgeliefert.
Einen Moment sehnte sie sich nach irgendeinem Gott, der ihr beistand und zu dem sie hätte aufschauen und den sie um Hilfe hätte bitten können. Das dauerte nicht lange. Da, wo keine Hoffnung geblieben war, erübrigte sich auch das Zutrauen in irgendeinen Gott.
Dieselbe Art von Hoffnungslosigkeit, in die Milena verfallen war, musste Männer auf See überkommen, während sie weitab von jeder Rettung, inmitten eines wütenden Sturmes dabei zusahen, wie ihr Schiff Stück für Stück in tobenden Wellen versank.
Das Einzige, worauf in solchen Situation womöglich noch Verlass war, waren die eigene Angst und ein paar verdrängte Urinstinkte. Nur hatte Milena nie zuvor in ihrem Leben ausschließlich auf ihre Instinkte setzen müssen. Und das Einzige, was ihre Angst in ihr bewirkte, war stetig weiter wachsende Panik.
Nichts in ihrem Leben hatte sie auf eine Situation wie diese vorbereitet.
4 .
Man hatte die Fixierungen nicht zu straff gezogen, daher saß Milena nicht einmal allzu unbequem in dem Stuhl. Doch mit der Zeit verlor sie aufgrund ihrer erzwungenen
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