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Femme Fatales

Femme Fatales

Titel: Femme Fatales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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Opfern zu machen.  Nicht nur, weil die kaum wirklich gegen solche Übergriffe zu schützen waren, sondern vor allem, weil die Entführung gewöhnlicher Leute auch unter ganz gewöhnlichen Leuten das höchste Maß an Angst auslöste, und sie in eine unbestimmte Panik stürzte. Der Grad von Panik und Angst unter den Durchschnittsbürgern aber war, woran Terroristen ihre Erfolge bemaßen. 
    Noch im letzten großen Krieg waren es Religion oder Nationalität, die einen Menschen zum Opfer qualifizierten. Heute in diesem neuen, nie offiziell erklärten Weltkrieg,  genügte es schon einfach nur bequem für die Terroristen verfügbar zu sein, um Gefahr zu laufen, ihnen zum Opfer zu fallen.  
    Denn w er erinnerte sich nicht jener verschwommenen Internetvideos, auf denen zu sehen war, wie irgendein fanatischer Terrorist vor laufender Kamera Gefangenen auf möglichst brutale Art und Weise umbrachte? Der Tod war in die Wohnzimmer der Menschen zurückgekehrt. Und es war ein anderer Tod, als jener durch den Hunger in Afrikaoder die Guerillas und Regimes in Asien oder dem Süden Amerikas. Es war ein fast schon wahllos verbreiteter Tod. Das machte ihn so unerhört eindrucksvoll und erschreckend.
    Und die Kameras, mit denen die Terroristen ihre furchtbaren Hinrichtungen aufzuzeichnen pflegten, konnten sich nicht allzu sehr von der unterscheiden, die Nummer ZWEI gerade vor Milenas Stuhl in Stellung gebracht hatte.
    Endlich die Antwort auf die Frage gefunden zu haben, weshalb sie hier gelandet war, beruhigte Milena eigenartigerweise.
    Selbst ihre Ahnung, dass sie diesen Raum nicht mehr lebend verlassen würde, vermochte es zunächst nicht, sie erneut in wilde Panik zu versetzen.
    Dies kam später, und es war einem weitaus profaneren Umstand, als der Erwartung ihres Todes zu verdanken.
    Milena war sich nicht sicher, wie lange sie eigentlich schon hier in diesem Stuhl fixiert war.
    Irgendwann stellte sie fest, dass sie urinieren musste.
    Milena versuchte es zunächst zu ignorieren.
    Das half nichts.
    Jedenfalls nicht auf Dauer.
    Je stärker sie sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren versuchte, um sich von ihrem Harndrang abzulenken, umso sicherer wurde sie an ihr Bedürfnis erinnert. Zumal es in diesem klinisch kaltem, schalldichten Raum ja auch weiter gar nichts gab, auf das sie für länger als ein paar Minuten ihre Aufmerksamkeit lenken konnte.
    Immerhin zwang sie der stetig drängender werdende Druck in ihrer Blase, ihre Gedanken zu sammeln und sie auf einen sehr eindeutigen Umstand zu konzentrieren.
    Sie dachte zunächst darüber nach, ob sie es überhaupt riskieren konnte ihre Entführer über ihr Bedürfnis zu informieren. Vielleicht waren die ja auf eine solche Situation gar nicht vorbereitet und würden sie schon allein aufgrund dessen weiteren Repressalien aussetzen?
    Anderseits schien ihr gleich darauf die Vorstellung, man könnte mit dem Auftauchen von solch elementaren Bedürfnissen nicht von Beginn an gerechnet haben, zu unsinnig für Leute, die einen derartigen Aufwand mit ihrer Entführung trieben. Was sonst war natürlicher für einen Menschen in Milenas Lage, als sich früher oder später, diesem sehr konkreten Bedürfnis ausgesetzt zu sehen?
    Trotzdem blieb die Frage nach möglichen Konsequenzen. Und das Letzte, was Milena ausgerechnet jetzt und hier wollte, war, ihren Entführern zusätzliche Umstände zu bereiten.
    Der Druck in ihrem Unterleib wurde heftiger.
    Sie presste so gut es ging ihre Oberschenkel zusammen und rutschte – soweit es ihre Fixierungen zuließen - auf dem Stuhl umher. Sie kniff Augen und Lippen zusammen. Sie krampfte zuletzt ihre Hände zu Fäusten.
    Nichts half.
    Der Druck in ihrem Unterleib steigerte sich zu einem stechenden Schmerz. So deutlich und klar umrissen, dass sie meinte, die Ausmaße ihrer Blase in ihrem Leib auf den letzten Millimeter exakt ausmachen zu können.
    In höchster Not verbannte Milena jeden Gedanken an Repressalien und meldete ihr Bedürfnis halblaut in den Raum hinein. Eigentlich recht naiv angesichts der dick gepolsterten Wände und Türen.
    Ein Schub von neuer Angst, aber auch eigenartig freudiger Erwartung durchzog Milena, als kurz darauf Nummer EINS erschien. Statt sich jedoch Milena in dem Stuhl zuzuwenden, trat sie nur zu der Kamera, überprüfte die mit zwei, drei Handgriffen – und schaltete sie ein .
    Danach verließ Nummer EINS den Raum, ohne irgendwie auf Milenas Bitten eingegangen zu sein.
    Milena brauchte lange, um zu begreifen was da geschehen

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