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Femme Fatales

Femme Fatales

Titel: Femme Fatales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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zu.
    Dann meinte er „Du bist am Arsch, Kleines!“
    Sonst sagte er nichts. Aber er zog mich zurück nach Drinnen und ließ mich dort nicht von seiner Seite. Er machte kurz nacheinander ein paar Telefonate, zerrte mich dann zu seinem Safe und packte vier Grosse auf den Tisch.
    „Nimm es! Heute Nacht geht ein Flug nach New York. Du hast übermorgen ein Shooting dort. Nimm nichts aus Deinem Appartement mit, als Deinen Pass. Und komm nie wieder nach Paris zurück!“
    Ich dachte, das klingt wie ein bescheuerter Witz. Wie aus irgendeinem Film geklaut.
    Aber Loup meinte, was er sagte. Jedes Wort.
    Er machte mir Angst. Er machte mir deswegen Angst, weil ich ihm ansah, dass er selbst Angst hatte .
    Ich wollte wissen , weshalb. Weshalb, hatte ich aus Paris zu verschwinden? Was konnte so furchtbar daran sein, nach Aline gefragt zu haben?
    Keine Antwort von Loup. Bloß die vier Scheine, die er mir in meine Tasche stopfte.
    „Dein Taxi wartet, Cruzot. Schönes Leben noch!“
    Ich blieb, wo ich war und starrte ihn sauer an. Also zerrte er mich vor allen anderen durch die Agentur zur Tür und wieder nach draußen auf die St raße.
    „ Wer vom Weg abweicht, den frisst der große böse Wolf. Du bist vom Weg abgewichen, Cruzot!“ zischte Loup. „Entweder steigst Du in das scheiß Taxi hier, oder Du wartest bis der Wolf Dich kriegt und der, Kleines, wird Dir nicht bloß ne Gutenachtgeschichte erzählen, sobald er Dich erst mal hat. Und kriegen wird er Dich, wenn Du jetzt nicht Dein bisschen scheiß Verstand zusammennimmst und gefälligst tust, was ich sage!“
    Wolf, dachte ich. Was für Schwachsinn war das denn?
    Loup öffnete die Tür von dem Taxi und stieß mich hinein. Er gab dem Fahrer ein paar Scheine und befahl ihm mich zuerst zu meinem Appartement und dann zum Charles de Gaulle zu bringen. In exakt dieser Reihenfolge.
    Ich fühlte mich total taub, wie zu Gast in meinem eigenen Leben. Sogar mein Appartement fühlte sich plötzlich nicht mehr wie mein Appartement an. Ich griff meinen Pass und warf Unterwäsche und ne Zahnbürste in eine Tasche und ging zum Treppenhaus. Ich stoppte, drehte mich um und ging zurück.
    Da hing die rote Lederjacke.
    Ich zog sie an.
    Aline war eine bitch , aber diese Jacke hatte mehr mit mir, als mit ihr zu tun. 
    Ich hatte sie mir verdient . Wann und mit wem immer ich das nächste Mal Sex hatte, Alines Jacke würde eine Rolle dabei spielen.
    Schon aus Trotz.
    Im Taxi auf dem Weg zum Charles de Gaulle kam ich mir plötzlich bescheuert vor. Was tat ich hier? Wer war ich denn, dass ich vor dem großen bösen Wolf weglief?  Das war Paris, nicht der Märchenwald. Wenn schon denn schon, dache ich und gab dem Fahrer die Adresse von Alines Appartement.
    Ich wollte ihr wenigstens eine Nachricht hinterlassen. Ich wusste zwar noch nicht, was genau drinstehen würde. Aber eine Lobeshymne auf Alines Charakter würde sie nicht werden.
    Ich war eben so - ich konnte es nicht ertragen, nicht das letzte Wort zu haben.
    In ihrem Appartement brannte Licht, das war von der Strasse aus zu sehen.
    Ich ging ins Haus und fuhr hinauf.
    Die Tür war angelehnt. Genauso wie bei meinem Soloauftritten hier. Ich ging den Flur hinunter zum Spiegelzimmer, wie damals. Ich kam gar nicht auf die Idee in die anderen Räume zu sehen. 
    Die Spiegel waren zerbrochen.
    Hinter den zerbrochenen Spiegeln standen Kameras.
    Und auf der niedrigen Bühne zwischen den Spiege ln hatte irgendwer Alines Chrom-und-Leder-Sessel platziert und dann umgeworfen. Neben dem umgeworfenen Sessel war eine Blutlache am Bühnenboden.
    Da , wo ich herkomme, lernst Du die Zeichen zu lesen, wenn sie Dir so deutlich ins Gesicht springen wie hier.
    Ich hatte Angst gehabt , als ich hierher kam. Aber Angst ist nicht gleich Angst. Angst hat Schattierungen. Sie fangen mit hellem Grau an und reichen bis zu kaltem Lackschwarz. Das hier war eindeutig die lachschwarze Variante.
    Mein Instinkt klinkte sich ein. Und mein Instinkt sagte: Charles de Gaulle, jetzt.
    Zurück im Taxi lehnte ich mich zurück und schlug die Kapuze der roten Lederjacke hoch. 
    Ich schloss die Augen. Ich war sicher , jeder konnte mir meine lackschwarze Angst ansehen.
    Loups Agentur hatte ein Ticketkontingent bei Air France, ich füllte ein Formular aus, wies meinen Pass vor und kriegte ein Ticket Charles de Gaulle / Kennedy Airport.
    Drei Stunden Zeit bis zum Check-In.   
    Ich tat , was jeder auf einem Flughafen tat. Ich trank einen heillos überteuerten Kaffee und strich dann zwischen den

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