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Femme Fatales

Femme Fatales

Titel: Femme Fatales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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sie ein schmales Loch mitten in ihrer Stirn.  Es wirkte wie aufgemalt. Ich nehme an, Du brauchst eine Weile, ehe Dir ganz klar wird, dass ab und zu wirklich Leute mit Schusswunden in ihrer Stirn in einer Morgue landeten. Und manchmal sogar solche, die Du kennst. Oder: liebst.
    Der Gorilla drückte meinen Kopf ganz nah über Alines Gesicht, dann riss er ihn herum und ich sah, dass ein Stück hin von hier hinter einer offenen Doppeltür eine Art OP-Saal lag.
    Hinter uns ging irgendetwas vor. Ich spürte es , lange bevor der Gorilla mich herumriss, damit ich es sehen konnte.
    Ein Mann in einem Rollstuhl.
    Er trug einen Dreiteiler, hatte dunkle graumelierte Haare und ein schmales Gesicht. Seine Augen waren stechend blau. Es war derselbe Mann, den ich auf dem Foto im Netz neben Aline gesehen hatte - ihr Ehemann.
    Er rollte zu der Blechbox und legte Aline dann einen Finger auf ihre Lippen. Bei jedem anderen hätte es ein Abschied sein können. Bei ihm wirkte es wie eine zynische Geste der Macht.
    Er sah mich über Alines Leiche hinweg an. Dann nickte er dem Gorilla zu.
    Der Gorilla zippte meine Jacke auf und riss mein T-Shirt über meinen Brüsten herab.
    Hier war der böse Wolf und starrte meine Brüste an.
    „Du bist die Nonne“, sagte er.
    Ich verstand , weshalb Aline in dem Spiegelzimmer stets nackt unter ihren Trenchcoats gewesen war und wer die Kameras hinter den Spiegeln installierte. Und - wozu.
    Ich hatte immer noch diese panische rote Angst in mir. Aber ich wusste auch, dass ich mir gleich genauso eine Kugel einfangen würde, wie Aline. Ich hatte nichts mehr zu verlieren.
    Ich sah dem Wolf in seine blauen Augen.
    Er las aus meinem Blick.
    Er las daraus, wie viel diese Augen, die ihn ansahen, und diese Brüste, auf die er starrte, und diese Beine und dieser Hintern und diese Pussy seiner Frau bedeutet hatten.
    Und er verstand, dass all seine Gorillas und Killer, dass er selbst, völlig machtlos dagegen gewesen war. Und eigentlich war diese Zusammenkunft jetzt und hier der beste Beweis dafür, dass seine Macht über Aline von Anfang an immer nur eine naive Selbsttäuschung gewesen war. 
    Falls irgendwer je einen Totenschein fü r Aline ausstellte, müsste von Rechts wegen als Todesursache nicht Kopfschuss , sondern Selbstachtung darin stehen.
    „ Du hast Dir was genommen, das mir gehört“, sagte der Wolf.
    Ich sah an ihm vorbei auf Aline auf ihrem Blechtisch.
    „Keiner nimmt sich, was mir gehört. Erst recht keine kleine Hure, wie Du.“
    Ich konzentrierte mich auf den Geschmack von Blut in meinem Mund.
    „Diese Kugel in ihrem Kopf – das war ein Gnadenschuss. Eigentlich war sie bereits tot, als ich sie erschossen habe. Kannst Du Dir vorstellen, wie lange sie brauchte, um zu sterben? Nicht an dieser Kugel. Aber an ihrer Angst?“
    Der Wolf zwang seinen Gorilla meinen Kopf so zu drehen, dass ich gar nicht anders konnte , als ihn anzusehen. Ich wollte nicht, dass er mir ansah, wie gut ich mir vorstellen konnte, durch welche Hölle er Aline wegen mir geschickt hatte.
    „ Weißt Du, womit ich mein Geld verdiene, kleine Nonne? Ich bin Direktor beim Geheimdienst. Mord gehört zu meinem Geschäft. Du bist schon tot. Hast Du Angst?“
    Ich war nahe dran mir einzupinkeln vor Angst. Aber ich war auch stolz auf Aline. Stolz, dass sie ihm widerstanden hatte. Und ich der Grund dafür gewesen war.  Der Wolf wusste es.
    „Weißt Du, was ich bin, kleine Nonne?“
    „ Ein Psychopath?“
    „ Falsch. Ich bin Sadist. Es gibt nicht sehr viele von uns. Man könnte sagen wir sind eine bedrohte Minderheit. Die Leute machen sich falsche Vorstellungen von Sadisten. Wir sind keine blutdürstigen Schlachter. Die meisten von uns können echtes Blut nicht mal ertragen. Was einen echten Sadisten auszeichnet ist nicht Blutdurst, sondern Phantasie.“
    Das Irre war - i ch glaubte dem Wolf. Jedes Wort.
    „ In zwei Stunden, werde ich zu Hause an meinem Schreibtisch sitzen, einen Scotch trinken und alle meine Gedanken werden dann bei Dir sein, kleine Nonne. „
    Das verstand ich nicht. Ich kam aber nicht dazu , darüber nachzudenken. Gorilla Nummer Zwei zog ein Messer, Gorilla Nummer Eins hielt mich fester – und: das Messer wanderte in meine Brust.
    Der Schmerz raubte mir den Atem.
    Ich verlor den Halt.
    Der Gorilla ließ mich an sich herab auf den Fliesenboden sinken. 
    Irgendwo über dem Schmerz und der Angst schwebte das, was mein Ich war. Es konnte immer noch hören. Immer noch sehen.
    Irgendwie.
    Der Wolf rollte neben das, was

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