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Femme Fatales

Femme Fatales

Titel: Femme Fatales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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rollen.
    Trotzdem stirbt sie nicht. Im Angesicht des Todes glaubt irgendwas in ihr immer noch ans Leben.
    Sie versucht sich zu bewegen.
    Sie hört Stimmen. Seltsame Stimmen. Die zu hoch klingen und zu schnell sprechen. Das müssen Ausländer sein.
    Der Wagen bewegt sich.
    Sie schreit. Besser - sie versucht zu schreien, obwohl da nur ein schwaches Gurgeln aus ihrem Mund dringt.
    Der Wagen ruckelt und stößt irgendwo an.
    Die rote Angst lähmt sie. Sie ist nicht einmal fähig zu einer neuen lächerliche Kopie eines Schreies, wie sie die vorhin ausgegurgelt hatte.
    Der Wagen rollt weiter.
    Stößt dann wieder irgendwo an. Härter diesmal. Sie hört wieder diese hohen fremden Stimmen.
    Ein neuer Ruck. Noch härter.
    Wieder rollt der Wagen irgendwohin.
    Dann - nichts mehr.
    Sie weiß noch, wie erstaunt sie darüber war: Das musste der Tod sein. Und er tat nicht einmal weh. Nur zu atmen wurde schwerer. Und irgendwas hatte sich auf sie gelegt. Etwas Schweres. 
    Dann - schwebt sie. Eine einzige Sekunde, in der all die Schattierungen ihrer Angst in ihr implodieren. Nichts geht mehr.
    Aufschlag.
    So hart und so schmerzhaft, dass es ihr nach der Stimme nun auch den letzten Rest Atem raubt. Sie verkrampft sich. Zieht die Beine an. Und dreht den Kopf.
    Sie hört die Stimmen nicht, die in diesen hohen Tonlagen Rufe ausstoßen.
    Aber - sie spürt die Berührungen. Sie fühlt, wie sie bewegt wird.
    Das Geräusch des Zippers .
    Plötzlich Licht.
    Fremdartige Gesichter mit schmalen Nasen und Augen, die neugierig und verängstigt auf sie hinabstarren und in einer fremden Sprache Worte ausstoßen.
    Sie hebt den Kopf. Das tut so furchtbar weh. Nach dem Kopf hebt sie die Schultern, dann die Beine.
    Die Fremden laufen in Panik davon.
    Sie stemmt sich an dem Wagen hoch. Der Wagen rollt unter ihr weg und kracht gegen die Wand.
    Sie fällt.
    Aber sie versucht es gleich noch einmal. Diesmal schafft sie es aufzukommen.
    Sie sieht kaum noch etwas und Blut läuft in einem dünnen Faden an ihr herab. Sie denkt nicht einmal daran , das zerrissene T-Shirt irgendwie zusammen zu halten.
    Etwas in ihrer Jackentasche schlägt gegen ihre Schenkel. Das zerrt an ihren Nerven. Dieser Flur ist so unfassbar lang, unendlich. 
    Sie rutscht an der gefliesten Wand herab auf den Boden. Sie atmet zu schnell und glaubt trotzdem zu e rsticken. Sie hört von irgendwoher, weit weg von hier, einen Mann fluchen. 
    Sie schiebt sich wieder an der Wand hoch und drückt sich daran entlang , bis sie eine Tür erreicht.
    Die Tür ist offen. Sie geht hindurch.
    Eine Rampe unter einem Schleppdach, davor ein Hof.
    Sie fällt vornüber. Unfähig den Fall abzufangen. Dabei rutscht ihr Telefon aus ihrer Jackentasche.
    Danach - Rauschen von Lichtern, Farben und Schmerz.
    Sie glaubt ihm nicht , als Loup ihr eine Woche später berichtet, sie hätte sich über den Hof und aus dem Hospital herausgeschleppt, bevor sie ihn anrief und er sie holen kam.
    Trotzdem liegt sie jetzt in Loups Appartement und irgendeiner seiner Lover verpasst ihr von Zeit zu Zeit eine neue Bandage um die Brust. Was immer noch scheiße wehtat.
    Loup erzählt ihr der Lover sei Arzt. Und er hätte gehört, dass in der Nacht als Red Riding Hood in dem Plastiksack starb, Aufruhr im Hospital geherrscht hatte, weil die Philippinos der Kellerputzkolonne behaupteten, sie hätten eine Auferstehung miterlebt.
    Was Blödsinn war, weil nach der Zählung, die man veranstaltete, alle Toten noch waren, wo sie hingehörten. Nur ein Leichensack aus der Quarantäneabteilung war verlegt worden.
    Offizielles Ergebnis der Überprüfung: Alles ein dummer Irrtum. Das inoffizielle Ergebnis: Die Philippinos rauchten einfach zuviel Pot und irgendwer hatte da demnächst mal etwas dagegen zu unternehmen.
    Der Wolf, dachte sie, hatte umsonst an seinem Fenster gesessen und an sie gedacht.
    Trotzdem ist sie tot – irgendwie.
    Cruzot ist jedenfalls ganz sicher tot. Und Little Red Riding Hood auch. Sie ist so froh, als Loup ihr einen neuen Pass brachte: Marie-Claire Harper. Das klingt fremd. Aber auch nicht ganz schlecht.
    Sie: „Hast Du Schuldgefühle, weil Du mich damals zu ihr geschickt hast?“
    Loup: „Ja.“
    Sie: „Gut!“
    Loup: „Wieso – gut?“
    Sie: „Weil Du mir dann helfen wirst, den Wolf zu töten.“
    Sie braucht zwei Wochen , um wieder alleine gehen zu können. Loups Lover meint, er staune über die Präzision des Messerstechers, nur ein halber Zentimeter mehr nach rechts oder links - exitus .
     
    *  *  *
     
    Ich

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