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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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fragte Talliman.
    »Hab ich aus dem Internet ausgedruckt. Schau’s dir einfach an.«
    Talliman klappte den Zettel auf und sah ratlos auf das Bild. »Keine Ahnung, was das sein soll.« Howard hatte das Haus in der Orchard Street nie gesehen.
    »Das Fenster gehört zu der Wohnung. Was du da in der Hand hast, ist ein Ausdruck aus dem Netz.«
    Howard legte den Zeigefinger auf den Kopf am Fenster. »Lewis, ist das, was ich glaube, dass es ist?«
    »Ja.«
    Howard gab Lewis den Zettel zurück, und dieser steckte ihn wieder in seine Jacke. »Ich kapier immer noch nichts.«
    »Weißt du, was Whirl360 ist?«
    »Ich komme nicht aus der Steinzeit, Lewis.«
    »Das ist ein Ausdruck von dieser Website. Während wir hier plaudern, kann jeder das Bild online bewundern. Jeder, der einen Computer hat und sich zufällig die Orchard Street anguckt und zufällig genau diese Perspektive wählt, kann es sehen. Anscheinend ist einer dieser Kamerawagen genau in dem Moment in der Orchard Street unterwegs gewesen, als Nicole das am Fenster gemacht hat.«
    Allmählich dämmerte Howard die Ungeheuerlichkeit des Ganzen. »Um Himmels willen«, entfuhr es ihm. »Wie bist du denn darauf gestoßen? Einfach so, beim Surfen?«
    »Nein«, sagte Lewis. »Ich wurde darauf gestoßen.«
    »Was? Wie denn?«
    »Jemand wollte in die Wohnung. Ein Mann, Ende dreißig, Anfang vierzig, würde ich sagen. Hat angeklopft. Die Kamera aktiviert.«
    »Aha.«
    Lewis klopfte auf seine Jacke, in der der Ausdruck steckte. »Der hatte einen Zettel in der Hand, genau wie den hier.«
    Howards Mund stand offen. Er fasste sich an die Stirn. »Wer war das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was wollte er damit? Wieso hatte er das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Verdammt, was weißt du eigentlich, Lewis?«
    Lewis blieb unbeeindruckt. »Ich weiß, dass wir zwei Probleme haben, Howard. Das erste ist dieser Mann. Wer ist das? Wieso hat er diesen Ausdruck? Wie hat er ihn überhaupt entdeckt? Reiner Zufall, oder wusste er schon, dass es ihn gab? Handelt er allein oder im Auftrag von jemandem? Weiß er, was auf diesem Bild zu sehen ist? Ist er Polizist? Warum hatte er das Ding in der Hand, als er an diese Tür klopfte? Was wollte er? Wen hat er gesucht?«
    »Grundgütiger«, sagte Howard. Er schwieg einen Augenblick, dann sah er Lewis an. »Und das zweite Problem?«
    »Das Foto«, sagte Lewis. »Es ist noch immer da. Auf dieser Website. Und wartet darauf, dass der Nächste es findet.«

Einunddreißig
    E s war schon fast zehn, als ich in die Zufahrt einbog. Mir fiel sofort auf, wie dunkel das Haus war.
    Die Lampen auf der vorderen Veranda, seitlich am Haus und die am Scheunentor waren an einen Timer angeschlossen und deshalb eingeschaltet. Doch hinter den Fenstern war keinerlei Licht zu sehen. Das Wohnzimmer lag im Dunkeln, ebenso der erste Stock. Nicht einmal der bläuliche Schimmer des Computers im Zimmer meines Bruders war zu sehen. Es war zwar eher unwahrscheinlich, aber vielleicht war er ja früher zu Bett gegangen.
    Die Haustür war verschlossen. Ich sperrte auf, ging hinein und machte ein paar Lichter an. Dann lauschte ich. Alles still. Natürlich machte Thomas auch sonst nicht gerade viel Lärm. Whirl360 hatte keine Audiofunktion.
    »Thomas?«, rief ich leise. Vielleicht schlief er. Ich wollte ihn nicht wecken. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass er schon sehnsüchtig auf meine Rückkehr wartete, um zu hören, was ich in Erfahrung gebracht hatte. Nicht viel, wie sich gezeigt hatte, doch das wusste er ja noch nicht.
    Mein Blick fiel in die Küche. »Mist«, sagte ich leise.
    Der ganze Tisch stand voll schmutzigem Geschirr. Nicht nur vom Frühstück, sondern auch vom Mittagessen. Was das Abendessen anging, war ich mir nicht so sicher. Ich legte die Hand auf die halbvolle Milchpackung, die ebenfalls noch auf dem Tisch stand. Raumtemperatur. Ich schnupperte daran.
    »Iiih«, sagte ich und kippte sie in die Spüle. Dann entdeckte ich das mit Erdnussbutter verschmierte Messer, das neben dem offenen Glas auf der Arbeitsfläche klebte.
    Ich ging nach oben und klopfte ganz leise an Thomas’ Tür. Nichts rührte sich. Vorsichtig öffnete ich sie.
    Ich brauchte kein Licht anzumachen, um zu erkennen, ob er im Bett war. Mondlicht fiel durchs Fenster herein und beleuchtete die Decke. Das Bett war leer. Jetzt schaltete ich doch das elektrische Licht ein.
    Der Computerturm summte noch, aber der Bildschirm war schwarz. Offensichtlich war er länger nicht mehr benutzt worden. Wenn Thomas Feierabend machte,

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