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Fenster zum Zoo

Fenster zum Zoo

Titel: Fenster zum Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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gehören zweihunderteinunddreißig Arten, dreiundneunzig Gattungen und sieben Familien. Die Familien sind die Katzen, die Hunde, die Bären, die Kleinbären, die Marder, die Schleichkatzen und die Hyänen. Soll ich Ihnen die Arten und Gattungen auch aufzählen?«
    »Nein. Das ist wirklich nicht nötig«, wehrte Muschalik ab.
    »Sie alle töten über den augenblicklichen Bedarf hinaus, auf Vorrat sozusagen, weil sie jede Gelegenheit nutzen müssen Beute zu machen. Aber sie töten niemals aus Vergnügen. Das ist ein großer Unterschied.« Erwartungsvoll sah er seine unfreiwilligen Zuhörer an und setzte dann seinen Vortrag fort: »Tierische Beute ist zwar für die Bären leichter zur verdauen, auf der anderen Seite ist sie aber weitaus schwieriger zu fangen. Ihre Ahnen waren Fleischfresser, heute sind sie überwiegend Vegetarier bzw. Allesfresser. Ihre Krallen, die oft länger als sechs Zentimeter sind, werden dazu benutzt, Knollengewächse auszugraben. Ihre typischen Raubtierzähne sind darauf eingestellt, Fleisch zu zerschneiden. Sie können also beides hervorragend bewerkstelligen.«
    Muschalik und Nelly Luxem wechselten einen Blick, sie drehte am Knoten ihres roten Halstuches und schüttelte den Kopf.
    »Zur Familie der Bären zählen die Gattungen Braunbär, Eisbär, Schwarzbär, Lippenbär, Brillenbär, Malaienbär und Kragenbär. Zur Gattung und Art Braunbär gehören wiederum die Unterarten Grizzly, Kamtschka und Kodiak. Aber bleiben wir bei dem Grizzly.«
    »Ich bitte darum«, sagte Muschalik.
    »Grizzlys lebten früher in der westlichen Hälfte Nordamerikas von Alaska bis in die Hochebenen Zentral-Mexikos. Heutzutage trifft man sie nur noch in Alaska, in den kanadischen Provinzen British Columbia und Alberta, am Yukon und in den Nord-West Territorien sowie in einigen westlichen US-Bundesstaaten an. Allein in British Columbia lebt ein Viertel des weltweiten Bestandes, das bedeutet zehntausend bis dreizehntausend Tiere.«
    »Tierschützer gehen aber nur noch von vier- bis sechstausend aus«, unterbrach Nelly Luxem ohne ihn anzusehen. Ihre Stimme klang fremd, heiser und noch dunkler als sonst.
    »Sie meint wahrscheinlich die Tierschützer des IFAW, des International Fund for Animal Welfare«, erklärte Jartmann nachsichtig, »sie kämpfen aber auf ziemlich verlorenem Posten gegen die Freigabe der Jagd, denn die Grizzly-Jagd ist vor allem ein Riesengeschäft. Sechshundertfünfundsiebzig Dollar kostet zum Beispiel eine Jagdlizenz in British Columbia. Eine sechstägige Jagd mit einem ortskundigen Führer und der notwendigen Ausrüstung kostet insgesamt fünfzehntausend Dollar. Der Grizzly ist übrigens das größte Landraubtier überhaupt, er kann über vierhundert Kilogramm schwer und bis zu drei Meter groß werden. Er benötigt ca. zwölf bis sechzehn Kilogramm Nahrung pro Tag. In Freiheit wird er bis zu dreißig, in Menschenhand bis zu fünfundvierzig Jahre alt. Nur die Hälfte seines Lebens verbringt er außerhalb seiner Höhle. Er hält keinen Winterschlaf, weil er nur ein Winterruher ist. Das heißt, dass er jederzeit aktiv werden kann, wenn es nötig ist. Und an seinen kleinen Ohren und kleinen Augen und seiner riesigen Nase können Sie leicht erkennen, was er am besten kann.«
    »Riechen?«, fragte Muschalik prompt.
    »Exakt. Er kann schlecht sehen und schlecht hören, dafür aber um so besser riechen. Oft mit fatalen Folgen. Der kurzsichtige Bär kann einen Menschen nicht von einem halbwüchsigen Bär unterscheiden. Wenn er in Freiheit Menschen tötet, ist das meistens nur ein Missverständnis. Denn menschlicher Duft ist für ihn eigentlich eher abstoßend.«
    »Der Ärmste. Hier im Zoo von stinkenden Menschen begafft zu werden, muss furchtbar für ihn sein«, überlegte Muschalik laut.
    »Der Bär ist ein Sohlengänger«, fuhr Jartmann unbeirrt fort und überging Muschaliks Einwand, »das heißt, er läuft auf Fersen und Fußsohlen gleichzeitig, im Gegensatz zu den Zehengängern, wie zum Beispiel dem Hund, und trotzdem sind beide Raubtiere …«
    »Brav auswendig gelernt«, stoppte Muschalik ihn endlich und klopfte ihm anerkennend auf die knochigen Schultern, »und was gibt es sonst Neues?«
    Er mochte Jartmanns Ton nicht, er war oberlehrerhaft. Und Muschalik war dankbar, dass ein Tierpfleger Jartmann in diesem Moment vom Giraffenhaus zur Arbeit rief. Lustlos schleppte sich der Praktikant an den Geparden vorbei zum Giraffenhaus. Er hätte sicher lieber weiterdoziert, als sich den Niederungen der

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