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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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sind – trotz der zweimal 105 Pferdestärken …«
    »Sie haben recht«, pflichtete Zeppelin dem Oberingenieur bei. »Neben dieser ständig schwankenden Gasqualität, sind die Motoren auch für mich nach wie vor die größten Sorgenkinder. Wir dürfen freilich nicht vergessen, dass es sich bei »LZ 4« um das größte Schiff handelt, das wir jemals gebaut haben. Insofern ist die Masse, die bewegt werden muss, deutlich größer, als zuvor. Damit heben sich die zusätzlichen Pferdestärken sozusagen beinahe wieder auf. Wir haben aber leider noch keine stärkeren Motoren, auch wenn mir die Daimler-Leute kürzlich wieder versichert haben, man arbeite fieberhaft daran, wobei es ja gleichzeitig immer auch darum geht, das Gewicht im Auge zu behalten. Wir müssen also mit dem auskommen, was wir haben und können nur zuversichtlich hoffen, dass keiner der Motoren auf der 24-Stunden-Fahrt überlastet wird.« »Genau deshalb erscheint es mir sinnvoll, bei dieser Fahrt ab und zu einen der Motoren zu stoppen und abkühlen zu lassen. Dieses Vorgehen sollten wir vielleicht bei den nächsten Aufstiegen noch mehr erproben – ob es die Motoren zusätzlich belastet, wenn sie mehrmals hintereinander gestoppt und dann wieder angeworfen werden.«
    »Eine gute Idee: Genau das werden wir machen«, nickte der Graf mit ernster Miene. »Wir müssen es schlichtweg ausprobieren. Denn so schön es auch wäre, über noch stärkere Motoren zu verfügen: ich muss diese 24-Stunden-Fahrt in diesem Sommer vorweisen können. Wir sollten die Gunst der Stunde nutzen.«
    Der 3. Juli 1908 wurde zu einem weiteren Meilenstein der Luftfahrtgeschichte, denn an diesem Tag unternahm sogar König Wilhelm II. eine kurze Fahrt mit »LZ 4« – und kaum war der Monarch mit vielen Dankesworten an Ferdinand von Zeppelin aus der vorderen Gondel gestiegen, da machte sich sofort im Anschluss – bestärkt von zuversichtlichen Worten ihrer Hofdame Hella – nun auch die Königin Charlotte bereit, einen Aufstieg mit dem Luftschiff zu wagen! Was für ein Triumph – und das vor den staunenden Augen aller Welt! Eine spektakuläre Geste des württembergischen Königspaares – und ein überragender Beweis des Vertrauens, das König und Königin dem Grafen entgegen brachten: sie hatten Zeppelin ihr Leben anvertraut!
    Wie hoch er in der Gunst des Königs von Württemberg stand, bewies das Telegramm, das Zeppelin am 8. Juli 1908 anlässlich seines 70. Geburtstages vom Hofe erhielt: »Ich habe heute ein besonders starkes Bedürfnis, Ihnen meine aufrichtigsten und herzlichsten Glückwünsche zu senden. Ich weiß, dass diese guten Wünsche von meinem ganzen Lande geteilt werden. Wir alle blicken mit Stolz und Bewunderung auf Sie. Ich wünsche Ihnen noch viele, viele weitere Jahre. Ich mache mir selbst die Freude, Ihnen heute die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft zu verleihen, als ein äußeres Zeichen meiner tiefen Verehrung für Sie.«
    Dass ihm am selben Tag die württembergische Residenzstadt Stuttgart die Ehrenbürgerwürde verlieh, ebenso wie seine Geburtsstadt, das großherzoglich-badische Konstanz, durfte als weiterer Beweis für die Verehrung angesehen werden, die Ferdinand von Zeppelin inzwischen aus ganz Süddeutschland entgegenschlug. Vom Monarchen bis zur einfachen Arbeiter- und Bauernfamilie galt er als leuchtendes Vorbild der Menschen, »derselben Leute, die mich noch vor wenigen Jahren zum sicheren Kandidaten für das Irrenhaus abgestempelt haben«, betrachtete er kopfschüttelnd die Depeschen über seine Erhebung zum Ehrenbürger. »Ich weiß sehr wohl einzuschätzen, was das bedeutet – und auch, wie rasch die Stimmung wieder umschlagen kann. Umso mehr freut es mich nun, wie fest man in Friedrichshafen schon viel früher an mich geglaubt hat. Immerhin haben sie ihre Nase in Bezug auf die Ehrenbürgerschaft ganz klar vorne gehabt …«
    »Jetzt lass uns diesen wunderbaren Tag so richtig genießen, Ferdi. Schau doch nur, was die lieben Leute für ein Spektakel veranstalten, um Dich zu ehren!« Isabella deutete mit weit ausgestrecktem Arm vom Eingangsportal des Schlosses Girsberg herunter zum Zufahrtsweg. Hier reihte sich mittlerweile die ganze Bürgerschaft von Emmishofen auf, nachdem sie in einem nicht enden wollenden Fackelzug von der Dorfmitte bis zum Schloss »ihrem Luftgrafen« die Referenz erwiesen hatten.
    »Ich wusste ja gar nicht, dass mein kleines Emmishofen so viele Einwohner hat«, murmelte der tief gerührte Zeppelin.
    Später am Abend

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