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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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über ihren Köpfen drehte, bevor es weiter Kurs in Richtung Süden aufnahm.
    »Das müssen Zehntausende gewesen sein«, resümierte der tief beeindruckte Bernhard Lau, während er mit seiner rechten Hand die Pulverschwaden der Böllerschüsse beiseite wedelte, die bis zu ihnen hoch in die beiden Gondeln gestiegen waren.
    »Mindestens Zehntausende, wenn nicht Hunderttausend«, schätzte Ludwig Dürr, den dieser triumphale Empfang genauso wenig unberührt gelassen hatte.
    »Nun also Kurs auf Tübingen«, kam das Kommando von Zeppelin. »Und bei dieser Gelegenheit können wir uns eine geeignete Landestelle aussuchen. Es wird auf alle Fälle eine Bodenlandung werden müssen, denn auf dem Neckar ist es zu riskant. Ich denke, die Filderebene ist dafür besser geeignet, als das enge Neckartal oder der Stuttgarter Kessel.«
    Die Landung auf den Fildern sollte früher erfolgen, als er es ahnte – und sie sollte eine wahre Völkerwanderung auslösen!
    »Wir sollten zunächst noch einmal den Motor stoppen um Benzin nachzufüllen«, deutete Dürr auf den hinteren Motor, nachdem sie Möhringen hinter sich gelassen hatten. »Danach können wir dann ohne weitere Verzögerung auf Tübingen zuhalten.«
    Es war 6 Uhr 56, als der Befehl »Motor Aus« erschallte. Nur drei Minuten benötigten die Monteure zum Nachfüllen des Benzins – und dennoch genügten diese drei Minuten, um das Luftschiff in eine Höhe von 1160 Metern steigen zu lassen. Wie ein Freiballon wurde das antriebslose Schiff dabei zurück in Richtung Degerloch geweht.
    »Jetzt ist die Sonne tatsächlich schon so stark, dass sich das Gas in den Zellen ausdehnt«, konstatierte Lau. »Wir müssen mehr Gas ablassen, Exzellenz«
    »Motor wieder an. Danach gleich an die Gaszüge!« ertönte darauf die Stimme des Grafen.
    Um 400 Meter sank das Luftschiff tiefer, doch es kam nicht mehr vom Fleck! Entgegen ihrer Hoffnungen wehte der Wind hier unten sogar noch stärker, als weiter oben.
    »Wir schaffen es mit dem einen Motor einfach nicht, gegen die Luftströmung anzukommen«, rief Lau und schüttelte besorgt den Kopf. »Jetzt stehen wir seit zehn Minuten praktisch bewegungslos hier über Musberg und sind keine zehn Meter voran gekommen. Und der Wind wird allmählich stärker: Er wird uns eher zurück wehen, als dass wir noch vorwärts kommen.«
    Auch Dürr schien beunruhigt. »Ich glaube wir sollten unseren Plan besser fallen lassen, bis nach Tübingen zu fahren. Es scheint mir angeraten, sicherheitshalber jetzt gleich hier irgendwo auf den Fildern herunter zu gehen, solange wir die Lage noch im Griff haben. Mit dem reparierten Motor und der neuen Gasfüllung wird es uns dann umso leichter möglich sein, der Universität Tübingen doch noch die Referenz zu erweisen.«
    »Einverstanden«, nickte Zeppelin und richtete seinen Blick konzentriert auf die Landschaft unter dem Luftschiff, um nach einer geeigneten, möglichst baumlosen Landefläche Ausschau zu halten.
    »Der Ort da: das muss Echterdingen sein, nicht wahr, Lau?«
    Lau warf einen kurzen Blick auf die Landkarte und nickte.
    »Es ist Echterdingen, Exzellenz.«
    »Schauen Sie, dort die Wiese«, deutete der Graf auf eine ebene Fläche, ungefähr einen Kilometer südöstlich der Echterdinger Kirche. »Dort werden wir niedergehen!«
    »An die Gaszüge!«
    »Gas gleichmäßig ablassen!«
    »Wir sinken planmäßig.«
    »Die Ankeregge vorbereiten!«
    »Weiter die Ventilzüge halten!«
    »Achtung! Da vorne kommen Bäume und eine Straße!«
    »Wir schaffen es drüber!«
    In wenigen Metern Höhe schwebten sie über eine baumgesäumte Straße.
    »Nur noch sechs Meter über Grund!«
    »Jetzt die Ankeregge auswerfen!«
    Die Ankeregge streifte über den Boden und leicht schwankend senkte sich das Luftschiff tiefer. Um exakt 7 Uhr 51 bekam die vordere Gondel einen sanften Bodenkontakt. Sofort sprang Schwarz über die Brüstung und trat die Ankeregge fest in die Wiese, während Zeppelin und Dürr weiterhin die Gaszüge betätigten. »Wir liegen stabil. Die hintere Gondel schwebt 20 Zentimeter über dem Boden« meldete Lau. »Ein perfektes Landemanöver!«
    »Und dazu die erste geplante Landung auf festem Boden«, strahlte der Graf. »Weiter jetzt: zusätzliche Männer abspringen und das Schiff an den Haltetauen festhalten, bis weitere Hilfe kommt.«
    Die Hilfe war schon im Anmarsch! Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht von der Landung des Zeppelin in den Filderorten herum gesprochen: die in der Nähe der Landestelle auf den Feldern

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