Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
Vom Netzwerk:
arbeitenden Bauern warfen ihre Hacken beiseite und rannten so schnell wie möglich zu dem im Licht der Sonne silbern glänzenden Luftschiff. »Wir brauchen Stroh«, rief der Graf den Männern zu, die den Zeppelin als erste erreichten. »Ein bis zwei Wagen Stroh!«
    Im Nu hatte sich eine respektable Menschenmenge um das Schiff versammelt. Dutzende von Händen streckten sich nach den Halteseilen aus. Ludwig Dürr übernahm nun die Aufgabe, das Schiff am Boden zu sichern. Er legte beide Hände als Schalltrichter an den Mund: »Wir müssen das Schiff vorne am Bug in die Windrichtung stellen und die Halteleinen fest verankern.«
    »Jetzt fehlt uns halt doch der große Erdbohrer, den wir in Kornsand zurück gelassen haben«, murmelte Lau, der die Arbeiten von der vorderen Gondel aus mit gerunzelter Stirn verfolgte.
    »Das wird auch so gehen, der Dürr weiß sich zu helfen.« In der Tat! »Auf den großen Segeltuchsack muss Erde geschaufelt werden«, deutete er auf einen zirka vier Quadratmeter messenden Stoff, den die Bauern rasch mit Hilfe von aus den Gondeln geworfenen Spaten in den Boden gruben und dann mit Erde bedeckten. »Jetzt an den vier Seiten die Seile befestigen und sie mit dem Bug verbinden.
    »Hier jetzt die Holzpfähle in den Boden schlagen und sie dann auch mit dem Bug verbinden. Wir brauchen noch mehr Pfähle«, erteilte Dürr weiter mit fester Stimme seine Anweisungen.
    »Der tut ja gerade so, als hätten wir das schon tausend Mal genau so geübt«, staunte Bernhard Lau nicht wenig über das Organisationstalent des jungen Oberingenieurs.
    »Ich sagte es ja: der Dürr weiß sich immer zu helfen!« lächelte Zeppelin und beugte sich aus der Gondel hinaus zu den immer zahlreicher werdenden Menschen, die ihn wie ein Wunderwesen aus einer anderen Welt mit offenen Mündern begafften.
    »Grüß Gott allerseits. Kann jemand von Ihnen freundlicherweise vielleicht für ein Fass mit Wasser sorgen?«
    In diesem Moment näherten sich schon zwei mit Stroh beladene Pferdefuhrwerke. »Wunderbar!« klatschte Dürr in die Hände. »Das eine Fuhrwerk an die vorderen Gondel, das andere an die hintere Gondel. So, Lau, nun das Schiff ganz leicht steigen lassen! Die Halteleinen leicht nachgeben.«
    Nachdem sie gleichzeitig aus den beiden Gondel ganz behutsam einige Liter Wasserballast
    abgelassen hatten, begann sich das Schiff, begleitet vom erstaunten Raunen der Menschenmenge, wie von Geisterhand einen knappen Meter zu heben.
    »Und jetzt schnell das Stroh unter den Gondeln ausbreiten! Wunderbar!« Dürr nickte zufrieden, als er sah, mit welchem Feuereifer die Bauern bei der Sache waren und das Stroh direkt unter den Gondeln und im gesamten Radius, den das Luftschiff beschreiben konnte, verteilten. »Gut! Sie können wieder sinken, Lau.«
    Auf das vereinbarte Zeichen betätigten Zeppelin und Lau zugleich die Gaszüge und das riesige Luftschiff schwebte weich auf sein Strohpolster herunter. »Butterweich!« stieß einer der Zaungäste verblüfft hervor.
    »Ich weiß auch, warum sie das machen«, erklärte ein anderer mit wichtiger Miene. »Die Gondeln sind nämlich für eine Wasserlandung ausgelegt. Deshalb der geschwungene Bug. Auf der dicken Strohunterlage liegen sie genauso sicher, wie auf einer Wasserfläche. Da scheuert jetzt nichts mehr.«
    »Besser kann eine Bodenlandung gar nicht funktionieren«, nickte Zeppelin zufrieden. »Auch das haben wir hiermit also unter Beweis gestellt. Nicht ganz freiwillig zwar, aber nun gut …«
    »Seit unserem Wiederaufstieg bei Kornsand bis zur Landung hier in Echterdingen sind genau 9 Stunden und 29 Minuten vergangen. Dabei haben wird rund 230 Kilometer zurück gelegt. Eine wahrhaft respektable Leistung, vor allem, wenn man bedenkt, dass der Großteil dieser Strecke mit nur einem Motor zurückgelegt worden ist – und das alles auch noch mitten in der Nacht!« konstatierte Bernhard Lau. »Ich denke, diese Dauerfahrt vom 4. auf den 5. August 1908 wird tatsächlich in die Geschichte eingehen. Exzellenz. Und ich möchte betonen, wie stolz und dankbar ich bin, dabei sein zu dürfen!«
    Zeppelin blieb keine Zeit zu einer Antwort, denn jetzt kam ein Pferdewagen eilig direkt auf die vordere Gondel zugefahren und noch bevor das Fuhrwerk zum Stehen kam, sprang ein Mann vom Kutschbock herunter, rannte auf den Grafen zu, der an seiner weißen Mütze und seinem eisgrauen Schnurrbart unschwer als Ferdinand von Zeppelin zu identifizieren war. »Ein Hoch auf Eure Exzellenz, Graf Zeppelin, den König der

Weitere Kostenlose Bücher