Ferien Auf Saltkrokan
siehst du, ich bin zu dir zurückgekommen!«
Pelle hatte sein Kaninchen auf dem Arm, als Tjorven in Janssons Stall kam. Es war so dämmerig, daß sie ihn kaum sehen konnte, aber sie hörte, wie er sich leise mit Jocke unterhielt, fast so, als wäre es ein Mensch. »Pelle, rat mal, was ich kann«, sagte Tjorven eifrig. »Ich kann jetzt mit den Ohren wackeln.«
Pelle hörte ihr nicht zu. Er sprach weiter mit Jocke, und sie mußte es dreimal sagen, bevor er sich bequemte, eine Antwort zu geben. »Zeig doch mal«, sagte er schließlich. Und Tjorven stellte sich in das spärliche Licht vom Fenster und begann. Sie strengte sich an und schnitt die wildesten Grimassen, und dann fragte sie hoffnungsvoll: »Ging es?«
»Nee«, sagte Pelle. Er begriff nicht, weshalb man überhaupt mit den Ohren wackeln mußte, aber Tjorven erklärte ihm, wie gern der Weihnachtswichtel Leute habe, die es könnten. Da lachte Pelle schallend und sagte, erstens gebe es keinen Weihnachtsmann, und zweitens möge er solche, die mit den Ohren wackeln könnten, nicht lieber als andere Menschen. Daher könne sie ebensogut etwas Nützlicheres lernen, zum Beispiel pfeifen. Das konnte Pelle, und während er Jocke zärtlich an sich preßte, pfiff er ihm »Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen« vor. Und Tjorven auch, falls sie zuhören wollte.
Pelle wußte nicht, was er tat, als er das mit dem Weihnachtsmann sagte. Tjorvens Kinderglaube bekam einen Knacks, so daß es krachte. War es möglich, daß es keinen Weihnachtsmann gab? Je näher Heiligabend rückte, um so mehr Sorgen machte sie sich, daß Pelle vielleicht recht haben könnte, und als sie am Morgen des Heiligabend bei ihrer Morgengrütze saß, war sie so weit in Unglauben und Verzweiflung hineingeraten, daß sie so gut wie alle Wichtel abgeschafft hatte. Es machte überhaupt keinen Spaß mehr. Was für ein Weihnachten sollte das wohl werden? Kein Weihnachtsmann – und dann noch Grütze zum Frühstück! Sie schob voller Widerwillen den Teller zurück.
»Iß jetzt, Hummelchen«, sagte ihre Mutter freundlich. Sie begriff nicht, weshalb Tjorvens Augen so dunkel waren. Solche Grütze gerade sei das Beste, was der Weihnachtswichtel kenne, versicherte sie.
»Dann kann er meine kriegen«, sagte Tjorven dumpf. Sie war jetzt wütend auf diesen Weihnachtsmann, den es einerseits nicht gab und der andererseits wollte, man sollte Grütze essen und mit den Ohren wackeln, und sie sagte grollend:
»Essen und an Wichtel glauben, das ist wohl das einzige, was ein Kind tun soll.«
Nisse merkte, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Er merkte es meistens, wenn mit Tjorven etwas nicht in Ordnung war, und er ahnte, was es war. Als Tjorven ihn jetzt fest ansah und geradeheraus fragte: »Gibt es den Weihnachtsmann, oder gibt es ihn nicht?«, da wußte er, daß ihrem Heiligabend aller Glanz genommen würde, wenn er genauso geradeheraus antwortete: »Nein, es gibt keinen!« Darum zeigte er ihr den alten Holznapf, den seine Großmutter besessen hatte und den sie jeden Heiligabend mit Grütze gefüllt und für den Weihnachtsmann an die Hausecke gestellt hatte.
»Was meinst du, wenn wir das auch versuchten?« fragte Nisse. »Sollen wir deine Grütze hier in den Napf tun und sie dem Weihnachtsmann hinstellen?«
Tjorvens Miene hellte sich auf, als hätte man ein Weihnachtslicht in ihr angezündet. Natürlich gab es Wichtel, wenn Papas Großmutter daran geglaubt hatte! Und wie schön war es, daß es sie gab und daß sie am Weihnachtsabend draußen um die Hausecke geschlichen kamen! Es war auch gut, daß sie gern Grütze aßen, dann brauchte man sie nicht selber zu essen. Alles war jetzt gut, und das wollte sie Pelle erzählen.
Sie traf ihn erst, als es schon dunkel war. Da standen sie allesamt auf dem vereisten Bootssteg des Schreinerhauses und sahen zu, wie der Schlitten des Weihnachtsmannes draußen auf dem Eis im Schneetreiben angesaust kam. Der Weihnachtsmann hatte einen Kienspan, mit dem er sich leuchtete, und war so richtig, wie er nur sein konnte. Er hatte Janssons Pferd und Schlitten, das sah Tjorven, aber der Weihnachtsmann mußte sich ein Pferd leihen, wenn er so viele Weihnachtsgeschenke bringen mußte.
Selbst Pelle war verstummt. Seine Augen wurden immer größer, und er drängte sich dicht an seinen Vater. Der Weihnachtsmann warf zwei Säcke mit Weihnachtsgeschenken auf den Steg, einen für Melchersons und einen für Grankvists. Es ging genauso schnell, wie wenn die Männer von einem Schärendampfer Waren
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