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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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lachte.
    »Eins, von dem einem die Zehen warm werden?«
    Von dort, wo sie lag, konnte sie die Eisblumen am Fenster sehen und die fahle Wintersonne, die so kalt durch die Äste des Mehlbeerbaumes schien und so bald wieder unterging und Saltkrokan in Dunkel und klirrendem Frost zurückließ. Wahrlich, hier brauchte man ein Lied, von dem einem die Zehen warm wurden!
    »Draußen wehn die Sommerwinde,
    Kuckuck ruft in hoher Linde«,
    sang Malin. Aber da befiel sie eine so heftige Sehnsucht nach dem Sommer, daß sie nicht weitersingen konnte. Und das war auch nicht nötig. Denn jetzt war Tjorven eingeschlafen.

Zum Kuckuck mit allen verwunschenen Prinzen !
    An einem Frühlingstag fiel Tjorven vom Anlegesteg ins Wasser. Sie hatte in dem Glauben gelebt, sie könne mindestens fünf Schwimmzüge, aber jetzt merkte sie, daß das ein Irrtum war. Trotzdem bekam sie keine Angst, denn bevor es dazu kam, war Bootsmann da und zog sie heraus, und als Nisse angelaufen kam, stand sie schon auf dem Anleger und drückte das Wasser aus ihren Haaren.
    »Wo ist deine Schwimmweste?« fragte Nisse streng.
    »Papa, weißt du was«, sagte Tjorven, »wenn ich Bootsmann habe, brauch ich fast keine Schwimmweste.« Sie legte die Arme um Bootsmann und lehnte ihren nassen Kopf an seinen. »Du, Bootsmann«, sagte sie zärtlich, »du bist mein lieber kleiner Nödelhund.«
    Bootsmann sah sie ernsthaft an, und wenn es stimmte, daß er denken konnte wie ein Mensch, dann dachte er vielleicht: Kleines Hummelchen, für dich geh ich in den Tod, wenn du es willst, brauchst nur ein Wort zu sagen.
    Tjorven streichelte ihn. Dann lachte sie zufrieden.
    »Papa, weißt du was«, sagte sie, aber Nisse unterbrach sie.
    »Nein, Tjorven, keine weiteren ›weißt du was‹, erst gehst du nach Haus und ziehst dich um.«
    »Ja, ich wollte aber nur eben sagen, daß ich jetzt dreimal ins Wasser gefallen bin – haha, und Stina bloß zweimal.«
    Und Tjorven zog los, stolz und naß und froh, um sich vor Stina zu zeigen. Söderman stand auf der Uferböschung unterhalb seiner Hütte und war dabei, seinen Kahn zu teeren. Der sollte jetzt ins Wasser gelassen werden. Ganz Saltkrokan war mitten im großen Frühlingstaumel. Das Wasser strömte offen dahin, alle Boote mußten hergerichtet werden, die Insel lag ständig unter einem Dunst von Teer und Farbe und ständig in einem Qualm von brennenden Laubhaufen, denn auch die Grundstücke wurden großreingemacht. Über allen anderen Gerüchen lag der Geruch des Meeres. Söderman spürte ihn in der Nase, und die Frühlingssonne wärmte ihm den Rücken. Der Kahn schien schön zu werden, Söderman war ganz zufrieden. Aber sein Kopf wurde allmählich müde. Stina saß auf einem Stein neben ihm und erzählte ihm Märchen, Märchen, die nie zu Ende gingen. Der arme Söderman, er konnte nicht auseinanderhalten, welcher Prinz in ein Wildschwein verwandelt wurde und welcher in einen Adler. Aber Stina hörte ihn regelmäßig ab und duldete keinen Fehler.
    »Rat mal, wer sonst noch verwunschen wurde«, sagte Stina. Da aber stand plötzlich Tjorven vor ihr, naß wie eine Meerjungfrau. »Rat mal, wer ins Wasser gefallen ist.«
    Stina guckte sie schweigend an. Sie wußte nicht, daß man sich damit brüsten konnte, ins Wasser gefallen zu sein. Jetzt aber sah sie Tjorvens siegessichere Miene, und sie sagte unsicher:
    »Rat mal, wer – Sonntag ins Wasser fällt.«
    »Du jedenfalls nicht«, sagte Söderman. »Sonst schick ich dich nämlich in die Stadt zurück, wenn Melchersons abfahren.«
    Melchersons hatten Stina mitgebracht, als sie kamen. Sie waren für einen kurzen Frühjahrsbesuch herausgekommen, denn Melcher war noch immer der Ansicht, daß man nicht ein ganzes großes Schreinerhaus, für das man Miete gezahlt hatte, leer stehen lassen konnte. Und außerdem – nie war Saltkrokan schöner als um diese Jahreszeit, wenn die Birken ihre ersten zarten Blätter bekamen und die ganze Insel ein Meer von weißen Buschwindröschen war.
    »Du lieber Himmel, der schwedische Frühling!« sagte Melcher immer. »Kalt und armselig ist er, aber so schön, daß es einem das Herz aus der Brust reißt!«
    Daß der Frühling kalt war, fühlte Tjorven auch. Jetzt fror sie und wollte nach Hause und sich trockene Kleider anziehen. Aber als sie am Bootssteg des Schreinerhauses vorbeikam, saß Herr Melcher hier im Ruderboot und mühte sich mit seinem alten Außenbordmotor ab. Tjorven blieb stehen, so eilig hatte sie es auch wieder nicht.
    Melcher unterhielt sich gern mit

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