Ferien Auf Saltkrokan
das nicht von sich aus wieder angefangen, denn er gehörte nicht zu den Hunden, die sich aufdrängten, solange er nicht wußte, wie es sein sollte. Schweigend und friedlich hatte er sich auf seinen gewohnten Platz neben der Treppe gelegt, bis Tjorven hinging und die Arme um ihn schlang.
»Nee, Bootsmann, hier sollst du nicht mehr liegen, niemals mehr!«
Da kam er, und dann wich er nicht mehr von ihrer Seite.
Da liefen Tjorven und Stina herum, jede mit ihrem Tier. Aber Pelle hatte keines, das ihm auf den Fersen folgte.
»Moses gehört jedenfalls dir«, sagte Tjorven.
Pelle machte ein nachdenkliches Gesicht.
»Ich glaube allmählich, Moses gehört nur sich allein«, sagte er.
Dann kam der Samstag, der Tag, an dem Vesterman seine zweihundert Kronen bekommen sollte.
Im Kaufmannsladen von Saltkrokan herrschte Aufregung. Jetzt sollte das Geld gezählt werden. Der Laden war voller Leute, denn an dieser Sache war die ganze Insel interessiert. Keiner von den Inselbewohnern gönnte Vesterman auch nur ein Öre.
Sich mit Tjorven anzulegen, mit ihrer Tjorven, das sollte er lieber bleiben lassen! Sie standen alle auf ihrer Seite.
Vesterman fühlte das, und deshalb sah er noch unverschämter aus als sonst, als er zur festgesetzten Stunde im Laden erschien und sich zum Ladentisch durchdrängte. Dahinter standen alle Kinder in einer Reihe und starrten ihn an, alle Melchersons und alle Grankvists. Tjorven sah am bösesten aus. Es war ja wohl auch die Höhe, daß Vesterman Geld für einen Seehund haben wollte, den er ihr einmal geschenkt hatte und an den sie so viel Milch und Strömlinge und Pflege gewandt hatte.
Vesterman grinste sie an und versuchte witzig zu sein.
»Du hast ja so einen sanften Blick, Tjorven. Na, was glaubst du, kriegst du einen Seehund, oder nicht?«
»Das werden wir sehen«, sagte Nisse und kippte die Sparbüchse auf dem Ladentisch aus.
Es wurde ganz still, als er anfing zu zählen. Keiner sagte einen Mucks. Man hörte lediglich das Geld klappern und Nisses Gemurmel.
Pelle hatte sich auf eine Margarinekiste hinter dem Ladentisch gehockt. Es war scheußlich, dieses Klappern zu hören. Wenn nun das Geld nicht reichte? Armer Moses, wenn Vesterman ihn nun mitnahm und an Petter verkaufte? Was dann?
Da kam ihm ein Gedanke, der ein bißchen weh tat. Wer sagte denn, daß das für Moses so viel schlimmer wäre? Es machte vielleicht mehr Spaß, im Meer herumzuschwimmen mit einem Radiosender auf dem Rücken, als hier auf Saltkrokan im Teich herumzuplanschen. Aber am allermeisten Spaß, dachte Pelle, muß es einem Seehund natürlich machen, ganz frei im Meer zu schwimmen ohne einen Radiosender oder irgendwas, nur wie ein ganz gewöhnlicher Seehund unter anderen Seehunden.
Mitten in seinen Gedanken hörte er Onkel Nisses Stimme:
»Hundertsiebenundsechzig Kronen und achtzig Öre.«
Ein Raunen der Enttäuschung ging durch den Kaufmannsladen von Saltkrokan, und alle starrten Vesterman an, als wäre er daran schuld, daß nicht mehr Geld in der Sparbüchse war. Nisse blickte ihm fest ins Gesicht.
»Du läßt hoffentlich mit dir handeln?«
Vesterman blickte ebenso fest zurück.
»Läßt du je mit dir handeln?«
Da stellte sich Tjorven plötzlich dicht vor Vesterman hin.
»Vesterman, weißt du was? Ich hab dich nie gebeten, daß du mir den Seehund schenkst. Ich hab ihn von dir geschenkt bekommen , erinnerst du dich?«
»Fang jetzt nicht wieder damit an«, sagte Vesterman.
Tjorven musterte ihn von oben bis unten.
»Du bist eigentlich ein Gauner, Vesterman, weißt du das?« fragte sie.
Aber jetzt mischte sich Märta ein.
»Nein, Tjorven, das sagt man aber nicht.«
»Doch, das sagt Papa«, sagte Tjorven, und alle lachten herzlich. Vesterman lief rot an vor Zorn. Alles konnte er ertragen, nur nicht, daß man ihn auslachte.
»Wo ist der Seehund? Ich will ihn sofort haben.«
»Laß das, Vesterman«, sagte Melcher, der bisher kein Wort gesprochen hatte. »Ich bezahl die fehlende Summe.«
Aber jetzt wurde Vesterman böse und kehrte alle Stacheln heraus. »Das läßt du schön bleiben! Ich hab einen anderen, einen besseren Anwärter.« Und da geschah etwas Seltsames: Genau in diesem Augenblick ging die Tür auf, und in den Laden trat kein anderer als Vestermans Anwärter. Petter Malm stand in der offenen Tür. Es war Malins Prinz, der da kam, und als Malin ihn sah, begann sie zu zittern. Wie hatte sie sich nach ihm gesehnt, seit er weggefahren war, am allermeisten in den Tagen, als mit Pelle alles so zum
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