Ferien Auf Saltkrokan
Vesterman und holt ihn mir weg«, erklärte Pelle. »Aber jetzt müßt ihr mir helfen, Papa zu überreden.«
Wie erwartet, kam sein Vater mit Einwänden.
»Es ist ja gut und schön, daß Tjorven dir Moses geschenkt hat«, sagte Melcher, »aber auf die Dauer ist es wirklich nicht das richtige, daß ihr zwei und Vesterman euch aufführt wie Gangster und euch nachts gegenseitig Seehunde klaut.«
Und sie versuchten gemeinsam, sich etwas auszudenken, wie man es richtiger machen konnte. Die ganze Familie saß beim Morgenkaffee in der Küche, und sie konnten hören, wie Moses oben im Zimmer der Jungen herumwatschelte.
Malin war von dem neuen Untermieter nicht sonderlich entzückt, aber Pelle zuliebe mußte sie ihn ertragen. Pelle hatte gerade jetzt Moses nötig, das verstand sie, und Vesterman sollte bitte auch so freundlich sein und es verstehen.
»Der will ja nur Geld haben«, sagte Johann. »Kannst du, Papa, ihm nicht 'n paar Hunderter in die Hand drücken, damit Pelle seinen Seehund behalten kann?«
»Drück ihm doch selbst 'n paar Hunderter in die Hand, dann kannst du mal sehen, wie gut das tut«, antwortete Melcher. »In diesem Fall müssen wir uns gegenseitig helfen. Ihr seid ja sonst nicht auf den Kopf gefallen, wenn es darum geht, Geld zu verdienen. Fangt nur an!«
Und sie fingen an. Jedes Kind auf Saltkrokan wollte bei dem »Unternehmen Moses«, wie Melcher es nannte, mitmachen. Es war alles wie ein Spiel. Plötzlich machte es soviel mehr Spaß, Erdbeerbeete zu jäten und Wasser zu tragen und Boote leer zu schöpfen und Stege zu teeren und für die Sommergäste Koffer zu schleppen, wenn man wußte, daß mit jedem Öre, das man verdiente, die Summe anwuchs, mit der man Vesterman den Moses abkaufen wollte.
Vesterman grinste, als er zum Kaufmann kam und von dem Unternehmen Moses hörte.
»Von mir aus gern«, sagte er. »Mir ist es schnuppe, wer den Seehund kauft. Aber zweihundert will ich haben, und zwar noch in dieser Woche. Denn sonst verkauf ich ihn anderweitig.«
»Zum Kuckuck mit dir, Vesterman«, sagte Tjorven aufrichtig. Da warf Vesterman ihr ein Fünfundzwanzig-Öre-Stück hin.
»Ein kleiner Beitrag für Moses«, sagte er. »Den werdet ihr nötig haben, denn ich glaube nie und nimmer, daß ihr bis Samstag zweihundert zusammenkriegt. Länger warte ich nicht.«
»Zum Kuckuck mit dir«, sagte Tjorven noch einmal sicherheitshalber. Sie hob das Geldstück jedoch auf und steckte es in Moses' Sparbüchse, die auf dem Ladentisch stand.
»Nein, Tjorven, so etwas sagt man nicht«, sagte Nisse streng. Dann wandte er sich an Vesterman. »Du bist eigentlich ein Gauner, Vesterman, weißt du das?«
Vesterman grinste nur.
Das Unternehmen Moses nahm seinen Fortgang, von Tag zu Tag immer lebhafter.
»Sieh mal hier, Moses, deinetwegen hab ich Blasen an den Händen«, sagte Freddy, nachdem sie einen ganzen Vormittag Teppiche geklopft hatte.
Aber Moses führte sein eigenes Leben und kümmerte sich um keinen Menschen, ihm konnte das Unternehmen Moses gründlich gestohlen bleiben. Seine einsamen Stunden in verschiedenen Bootsschuppen waren ihm offensichtlich nicht gut bekommen. Man konnte ihn kaum wiedererkennen. Er war zappelig geworden und rastlos, geradezu etwas bösartig. Er schrie und zischte viel mehr als früher. Manchmal versuchte er zu beißen.
»Er gehört nicht zu den Haustieren, die ich am liebsten um mich habe«, sagte Malin. Sie sagte es jedoch nicht so, daß Pelle es hörte. Pelle betete Moses in derselben Weise an, wie er Jocke angebetet hatte, und wenn Moses ihn anzischte, dann streichelte er ihn nur. »Armer kleiner Moses, was hast du? Gefällt es dir nicht bei mir?«
Es hatte den Anschein, als gefiele es Moses nirgends mehr. Im Bootsschuppen wollte er unter keinen Umständen sein und auch nicht im Teich. Am liebsten hielt er sich unten am Ufer auf, aber dort wagte Pelle ihn nicht mehr hinzulassen, denn Onkel Nisse hatte ihn gewarnt.
»Tu ihn in den Teich, sonst reißt er bestimmt eines schönen Tages aus.«
Und Pelle hielt Moses im Teich eingesperrt und fragte sich betrübt, wie es wohl wäre, wenn man ein Tier besäße, das nicht ausreißen wollte. Jocke war ausgerissen – zu seinem eigenen Verderb –, aber Pelle hatte gehofft, daß es mit einem Seehund anders wäre. Der arme Moses, weshalb war er so rastlos geworden?
Tottis Bein war jetzt fast geheilt, aber er war noch nicht auf die Schafweide zurückgekommen. Er folgte Stina, wo sie ging und stand. Und Bootsmann folgte Tjorven. Er hatte
Weitere Kostenlose Bücher