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Ferien mit Biss

Ferien mit Biss

Titel: Ferien mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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ließ den Blick über die Straße schweifen. Seine Augen waren wachsam.
    In dem Moment bogen drei Mädchen um einen Budnyk. Ein braunhaariges, ein schwarzhaariges und ein blondes. Schlachter Sangrasa wusste auf den ersten Blick, dass er sich nicht verrochen hatte. Nein, es gab keinen Zweifel: Das blonde Mädchen mit den rosigen Wangen und den blauen Augen war kein Vampir. Es war ein Mensch. Ein Mensch mit warmem, frischem, pulsierendem Blut in den Adern.
    Von den langen, spitzen Eckzähnen des Schlachters löste sich ein Speicheltropfen und fiel auf seine Schürze.
    Die Mädchen gingen auf die S-Bahn-Haltestelle zu. Erst jetzt warf der Schlachter einen genaueren Blick auf die anderen beiden Mädchen. Moment mal! Waren das nicht ...
    »DAKARIA UND SILVANIA TEPES?«, rief Schlachter Sangrasa.
    Die Zwillinge blickten auf. Sie nickten dem Schlachter zu. Dann sahen sie sich fragend an. Das blonde Mädchen flüsterte ihnen etwas zu. Die Schwestern zuckten die Schultern.
    »Ihr seid HELDEN!«, rief der Schlachter. »DATIBOI, datiboi, datiboi! Ihr habt uns gerettet! Wartet! Ich hole euch eine frische Blutwurst!«
    Silvania winkte ab. »Sehr freundlich, aber nicht nötig. Wir müssen in die Schule.«
    »Wir können die Blutwurst ja später abholen«, fand Daka.
    »JA! Ihr müsst UNBEDINGT noch einmal vorbeikommen«, rief der Schlachter den Mädchen zu. »Ich habe eine Wurst nach euch benannt!«
    »Ach, du dickes Ei«, murmelte Silvania.
    »Kein Ei. WURST!« Schlachter Sangrasa zeigte aufgeregt auf sein Schaufenster. »Hier, die Pfeffer-silvani und schwarzgeräucherte Dakaknacker!«
    Daka nickte dem Schlachter anerkennend zu und hob den Daumen.
    Bevor Schlachter Sangrasa seine neuen Wurstkreationen zur Verkostung anbieten konnte, kam die S-Bahn. Er sah, wie das blonde Mädchen zusammen mit Silvania Tepes in den Sarg kletterte. Kurz darauf setzte sich die S-Bahn in Bewegung. Dakaria Tepes hob ab und flog neben dem Sarg her. Schlachter Sangrasa sah den Mädchen nach, bis sie um die nächste Kurve verschwanden.
    »Und ich hätte aus ihrer Freundin beinahe Wurst gemacht.« Er schüttelte den Kopf und ging zurück in den Laden.

Daka zieht Leine
    H elene hatte sich im Sarg zurückgelehnt und hielt sich mit beiden Händen an den Sargseiten fest. Sie genoss die Fahrt. Der Sarg ruckelte heftig. Dafür hatte die S-Bahn ein ordentliches Tempo drauf. Helene kam sich vor wie beim Rodeln auf einer mörderisch steilen Huckelpiste. Genauso rasant war es, nur nicht so kalt. Die S-Bahn hielt automatisch an jeder Haltestelle. Mit einer Vollbremsung. In einem Sarg war Platz für vier Fahrgäste. Sie saßen hintereinander wie in einem Viererbob. Helene fand, sie hätten auch Helme wie in einem Viererbob tragen sollen. Eine S-Bahn hatte fünf Waggons, beziehungsweise Särge. Hätten in eine S-Bahn in Bindburg nur 20 Leute hineingepasst, wäre Chaos ausgebrochen. Menschenmassen hätten sich an den Haltestellen gedrängt. Jeder Mensch hatte einen dringenden Termin. Beim Chef, beim Heilpraktiker oder beim Sandmännchen. Auch Vampire hatten dringende Termine. Aber in Bistrien flogen die meisten Bewohner. Nur Flugunfähige, Altersschwache oder Kleinkinder fuhren mit der Sargbahn. Und menschliche Besucher. Die äußerst selten waren.
    Daka flog dicht neben der S-Bahn. »Ich fahr das letzte Stück Leine«, sagte sie auf einmal zu Silvania und Helene. Mit zwei Armschlägen war sie bei einem der dicken Metallseile, die sich wie Oberleitungen einer Straßenbahn durch die gesamte Stadt zogen. Allerdings waren die Metallseile auf verschiedenen Höhen gespannt. Und sie bewegten sich. Statt Straßenbahnen hingen Vampire an ihnen. Kopfüber. Manche lasen dabei Zeitung. Andere summten vor sich hin und lösten Kreuzotterrätsel. Wieder andere aßen einen Snack, den sie sich bei Dudus Bauchladen gekauft hatten.
    Helene schielte nach oben. »Ist das so was wie ein Skilift?«
    »Im Prinzip schon«, antwortete Silvania. »Fliegen ist auf Dauer ziemlich anstrengend.« Wer wusste das besser als Silvania. Sie flog nur, wenn es sich wirklich nicht vermeiden ließ. Und selbst dann war sie der Meinung, sie sei zu schwer zum Fliegen. »Wenn ein Vampir aus der Puste kommt oder einfach lieber Zeitung lesen will, statt zu fliegen, hängt er sich an eine Transportleine. Deswegen gibt es bei uns auch Ausdrücke wie ›wir fahren Leine‹ oder ›wir nehmen die nächste Leine‹ oder eben ›zieh Leine!‹«
    »Wenn jemand abhauen und die nächste Leine nehmen soll?«, fragte

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