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Ferien mit Biss

Ferien mit Biss

Titel: Ferien mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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über die ganze Erde. Und was passierte dann vor ungefähr 2,5 Millionen Jahren?« Frau Strizio sah forschend in die Klasse.
    Alle Vampire waren schwer beschäftigt. Pitizia, die links neben Bogdan saß, hatte einen Fleck auf ihrem Handrücken entdeckt, den sie unbedingt wegschrubben musste. Sofort. Torent, der hinter Bogdan saß, war gerade der Stift heruntergefallen. Er bückte sich. Vanta, die neben Aburo in der letzten Reihe saß, hatte etwas ins Auge bekommen. Aburo beugte sich über sie. Er musste ihr helfen.
    Auf einmal meldete sich Helene. Bogdan sah sie erstaunt an. So viel Mut hätte er ihr nicht zugetraut. Bei Frau Strizio meldete sich nie jemand. Einfach zur Sicherheit.
    Frau Strizio nickte Helene zu. »Ja? Du weißt, was dann passierte?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Aber ... wurde dann Graf Dracula geboren?«
    Einen Moment war es mucksmäuschenstill in der Klasse. Dann stieß Frau Strizio einen lauten Schrei aus. Wer die Lehrerin nicht kannte, hätte meinen können, jemand hätte ihr gerade ohne Narkose einen Eckzahn gezogen. Doch die Schüler kannten Frau Strizio. Leider, fanden sie. Sie wussten, was der Schrei war: ein Lachen. Sie stimmten in das Lachen ein. Es war immer gut, mit Frau Strizio mitzulachen. Einige Schüler warfen sich naseweise Blicke zu. Jeder Vampir wusste, dass Graf Dracula nur die Erfindung eines Menschen war.
    Helene war kein Vampir. Sie wusste es nicht. Sie blickte ihre Freundinnen Hilfe suchend an. Silvania nahm ihre Hand. Daka legte ihr den Arm um die Schulter.
    Frau Strizio wischte sich mit dem Handrücken eine Träne aus dem linken Auge. Sie schwebte in Rückenlage über dem Boden. Dass sie beim Lachen den Boden unter den Füßen verloren hatte, war schon lange nicht mehr vorgekommen. Wenn sie es sich recht überlegte, war das letzte Lachen überhaupt schon eine ganze Weile her. Und warum? Weil man als Lehrerin an dieser Schule einfach nichts zu lachen hatte! Sofort erinnerte sie sich an ihre Pflicht: Sie musste den Schülern die Geschichte der Vampirheit näherbringen. Und einem Menschen. Von einer Sekunde auf die andere hörte sie mit dem Lachen auf, kam zurück auf den Boden und stand da wie ein Stock.
    In der Klasse wurde es wieder still.
    Frau Strizio machte ein ernstes Gesicht, spitzte die Lippen und sagte: »Bogdan. Sag du uns, was vor 2,5 Millionen Jahren geschah.«
    Bogdan setzte sich aufrecht und strich mit den Handflächen über seinen Mittelscheitel. »Vor 2,5 Millionen Jahren gab es eine Abspaltung bei der Entstehung der Vampire. Der sogenannte Transgi-gantus spaltete sich ab. Eine besonders aggressive und äußerst blutrünstige Vampirart.«
    »Und?« Frau Strizio streckte ihr spitzes Kinn vor.
    »Und ... ähm«, Bogdan versuchte sich daran zu erinnern, was er noch über den Transgigantus gelesen hatte. »Rein äußerlich ist er nicht von anderen Vampirarten zu unterscheiden. Nur in seinem Wesen. Er ist angriffslustig, arglistig und ...«
    In dem Moment erklang eine Sirene und ein Blaulicht über der Tür begann sich zu drehen. Das Klingeln zum Ende der letzten Stunde. Bogdan atmete auf.
    Frau Strizio sah missbilligend auf das Blaulicht. Wieso hatte eine Stunde nur 60 Minuten? Wer hatte das überhaupt festgelegt? Sicher ein Mensch.
    Bogdan eilte mit Silvania, Daka und Helene aus dem Klassenraum. Gemeinsam rutschten sie kurz darauf aus dem Schuleingang. Daka hatte Helene huckepack genommen. Sie flogen vom Budnyk kapoi auf einen Budnyk gurond zu und landeten schließlich auf dem Erdboden.
    »Na, wie fandest du deinen ersten Schultag bei uns?«, fragte Bogdan Helene.
    »Super!« Helene strahlte. Dann erinnerte sie sich an etwas. Sie wurde blass. »Bis auf Herrn Banats Pausensnack. Und na ja ... ich bin wohl in einige Fettnäpfchen getreten.«
    »Immer noch besser, als am ersten Schultag mitten im Unterricht einzuschlafen«, meinte Daka. Das war ihr vor ein paar Wochen in Deutschland passiert.
    »Und dabei laut zu schnarchen«, ergänzte Silvania.
    »Oder im Schlaf zu sabbern«, warf Daka ein.
    »Hab ich nicht!« Silvania warf ihrer Schwester einen wütenden Blick zu.
    Bogdan fiel wieder ein, dass die ganze Klasse beim Anblick von Helene gesabbert hatte. Er hatte sogar gehört, wie Torent der Magen geknurrt hat. Pitizia hatte den ganzen Tag nervös an ihren Fingernägeln geknabbert. Bogdan selbst war jetzt noch der Mund wässrig. Wusste Helene, in welcher Gefahr sie sich befand? Sie konnte froh sein, dass Daka und Silvania sie beschützten. Und dass jeder in Bistrien

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