Ferien mit Biss
Riesenrespekt vor den Schwestern hatte, seit sie die Vampirheit mit der Germania Dracona gerettet hatten. Solange Daka und Silvania an Helenes Seite waren, würde vermutlich nichts passieren. Vermutlich. Sicher war sich Bogdan allerdings nicht. Er räusperte sich und sagte zu Helene: »Ein Tag in der Vampirschule reicht auf jeden Fall. Genau wie heute ist es sonst auch. Da verpasst du nichts.«
»Bis auf das Fliegen natürlich«, warf Daka ein. Sie fand es schade, dass gerade heute ihr Lieblingsfach nicht auf dem Stundenplan gestanden hatte. »Da machen wir sonst Weitfliegen, Schlängelflug, Querfeldeinflug, Hürdenflug ...«
»Flatt, flatt, flatt – die ganze Stunde.« Silvania verdrehte die Augen. »Tja, leider verpassen wir das. Denn morgen beginnen schon die Ferien.«
»Genau zur Nationalfeiernacht«, warf Bogdan ein.
»Das wird so was von BOIBINE!«, rief Daka. Beim Gedanken an das große Fest hatte sie ihr Lieblingsfach sofort vergessen. Daka liebte Partys. Aber die Nationalfeiernacht war viel mehr als eine Party. Sie war zwanzig Partys auf einmal. Mindestens. Außerdem würden Krypton Krax spielen.
Auch Silvania war voller Vorfreude. Die Vampwanische Nationalfeiernacht war wirklich etwas Besonderes. Alle Vampire waren auf den Beinen beziehungsweise in der Luft. Es war das größte und schönste Fest, das Silvania kannte.
Helene freute sich ebenso auf die nächste Nacht. Obwohl sie keine Ahnung hatte, was sie erwartete. Aber wenn Vampire feierten – das konnte doch nur gut werden. Oder?
Die S-Bahn kam mit Karacho angerattert. Mit einer Vollbremsung hielt sie vor Helene und Silvania.
»Bis morgen Abend dann!«, sagte Helene zu Bogdan.
»Azdio!«, riefen Daka und Silvania.
Bogdan verabschiedete sich von allen Mädchen mit einer Kopfnuss. Silvania klopfte er besonders liebevoll auf den graublauen Hut. Dann stieß er sich vom Erdboden ab und flog auf einen kleinen dicken Budnyk kapoi zu, in dem er mit seinen Eltern und Großeltern lebte. Er dachte an Silvanias Augen. Er dachte an Silvanias Ohrläppchen. Er kam ein wenig ins Schlingern. Aber er dachte auch an die Nationalfeiernacht. Und an Helene. Würde es Daka und Silvania gelingen, ihrer Menschenfreundin in diesem Gewimmel ständig zur Seite zu stehen?
Beobachtungen
in Bauchlage
F lach wie eine Isomatte lag Dirk van Kombast im Zelt. Doch er schlief nicht. Er war hellwach. Seinen Augen entging nichts. Fieberhaft blickte er seit mehreren Stunden durch ein Fernglas. Denn seit mehreren Stunden tat sich etwas vor dem Höhleneingang.
Bereits am Nachmittag waren einige offenbar besonders lichtresistente Vampire aus der unterirdischen Stadt emporgestiegen. Einen Moment war Dirk van Kombast versucht gewesen, die Garlic Gun einzusetzen. Doch je mehr Vampire aus der Höhle kamen, desto mehr kam er von der Idee ab. Solange er sich über die genaue Wirkung seiner Präzisionswaffe nicht im Klaren war, solange er sie nicht an einem einzelnen Vampir getestet hatte, war es besser, den Feind zu beobachten.
Auf den ersten Blick sahen die meisten Vampire aus wie normale Menschen. Wie normale Menschen, die flogen. Und sich dabei ab und zu eine Fliege in den Mund steckten, die unvorsichtigerweise ihre Flugbahn kreuzte. Sie waren blass, aber das wäre Dirk van Kombast auch, würde er unter der Erde wohnen. Und nicht ins Solarium gehen. Das Beeindruckendste waren die Eckzähne. Viele männliche Vampire hatten sie hinter einem dichten Bart verborgen. Vermutlich, um sich als Mensch zu tarnen. Bei manchen waren die oberen Eckzähne so sehr ausgeprägt, dass sie bis zum Kinn reichten. Andere konnten sich mit den unteren Eckzähnen fast in der Nase bohren. Der durchschnittliche Vampireckzahn aber, schätzte Dirk van Kombast, war ungefähr doppelt so lang und so groß wie ein menschlicher Eckzahn.
Die Vampire hatten in der Nähe des Höhleneingangs auf einer kleinen Lichtung verschiedene Gebilde aus Holz aufgebaut. Sie sahen aus wie Podeste oder Bühnen. Eine Bühne befand sich sogar in einer Baumkrone. Offenbar bereiteten sie den Festplatz für ihre Nationalfeiernacht vor. Von Baum zu Baum war eine Hängebrücke gespannt. Rund um die Lichtung wurden kleine Buden und Stände aufgebaut. Ein älterer Vampir mit einem dichten grauen Bart spannte über einer Bude ein Transparent auf. Dirk van Kombast stellte das Fernglas scharf und las: »Vampire aller Länder, vereinigt euch! Wählt den Blutigen Einheitsflügel!«
Dirk van Kombast machte sich in Gedanken einen Vermerk. Später
Weitere Kostenlose Bücher